Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine virusbedingte Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird. Dabei kann es zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute kommen. Menschen in Risikogebieten sollten sich impfen lassen.

Auf einen Blick

  • Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine virusbedingte Erkrankung, die durch Zecken übertragen wird.
  • In Deutschland infizieren sich jährlich zwischen 400 und 500 Menschen.
  • Symptome einer leichten FSME ähneln den Symptomen einer Grippe wie Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit.
  • Nur bei etwa einem Drittel der Erkrankten entwickelt sich tatsächlich eine Entzündung im Bereich des Gehirns.
  • Menschen, die in Risikogebieten leben oder sich dort häufig aufhalten, sollten sich impfen lassen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Nahaufnahme einer Zecke, die auf einem Grashalm sitzt.

Was ist eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Virus ausgelöst wird. Träger des Virus sind vor allem Waldmäuse, aber auch andere Säugetiere. Zecken, die sich an diesen Tieren festbeißen, können den FSME-Erreger von ihnen aufnehmen. Wird ein Mensch von einer virustragenden Zecke gestochen, können die Viren in dessen Blutbahn gelangen und eine FSME auslösen. Dies ist aber nicht bei jedem Zeckenstich der Fall.

In seltenen Fällen ist auch der Genuss von infizierter Rohmilch die Ursache einer FSME-Erkrankung. Von H-Milch (pasteurisierter Milch) geht aber keine Gefahr aus.

Die Bezeichnung „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ erweckt den Eindruck, es handele sich immer um eine Hirnhaut- und Gehirnentzündung, die durch Zeckenbisse im Frühsommer ausgelöst wird. Das stimmt so nicht. Denn erstens können Zecken das FSME-Virus auch in jeder anderen Jahreszeit übertragen. So ist das Erkrankungsrisiko in Deutschland im Herbst am höchsten und im Frühjahr am niedrigsten. Zweitens entwickelt sich eine Entzündung des zentralen Nervensystems (ZNS) nur bei ungefähr einem Drittel der FSME-Infizierten.

Welche Symptome treten bei einer FSME auf?

Zwischen der Infektion und dem Auftreten von Symptomen (Inkubationszeit) vergehen im Durchschnitt 10 Tage, die mögliche Zeitspanne beträgt 5 bis 28 Tage. Erkrankte sind nicht ansteckend.

Die Krankheitszeichen einer FSME treten typischerweise in zwei Phasen auf:

Phase 1: Milder Verlauf

Erste Anzeichen sind allgemeine Abgeschlagenheit und grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerz, Fieber und Gliederschmerzen. Auch Bauchschmerzen und Erbrechen sind möglich. Diese Symptome klingen in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab. Bei etwa 70 Prozent der Erwachsenen verläuft die Erkrankung allein in dieser Form.

Phase 2: Schwerer Verlauf

Bei etwa 30 Prozent der infizierten Erwachsenen kommt es nach vorübergehender Besserung zu einem erneuten Anstieg des Fiebers und einer Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns und/oder des Rückenmarks.

Eine Entzündung der Hirnhaut (Meningitis) tritt in der zweiten Krankheitsphase bei etwa der Hälfte der Patienten auf. Sie haben häufig ein stark beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, starke Kopfschmerzen und hohes Fieber. Kinder können apathisch werden, in ein Koma fallen oder Krampfanfälle bekommen.

Bei etwa 40 Prozent der Patienten ist zusätzlich das Gehirn betroffen (Meningoenzephalitis). Bei etwa 10 Prozent der FSME-Infizierten entzündet sich neben den Hirnhäuten und dem Gehirn auch das Rückenmark (Meningoenzephalomyelitis).

Wenn mehrere Organe des Zentralen Nervensystems (ZNS) betroffen sind, haben die Betroffenen Schwierigkeiten, Bewegungen zu koordinieren. Darüber hinaus kann es zu Schläfrigkeit, Desorientiertheit und Lähmungen von Armen und Beinen kommen. Eine Schädigung von Hirnnerven macht sich durch Lähmungen im Gesicht sowie Hör-, Schluck- und Sprechstörungen bemerkbar.

Was ist die Ursache für eine FSME?

Die FSME-Viren werden durch Zecken (Art: Gemeiner Holzbock) auf den Menschen übertragen. Die Übertragung erfolgt innerhalb der ersten Stunden nach dem Zeckenstich.

Wichtig zu wissen: Bei Weitem nicht jeder Zeckenstich führt zu einer FSME-Infektion. Denn auch in Risikogebieten sind nur etwa 0,1 bis 5 Prozent der Zecken Träger des FSME-Virus.

Zecken halten sich in Unterholz, Gras und Büschen in einer Höhe von 30 bis 60 Zentimeter auf. Sie fallen nicht von den Bäumen. Im Gebirge können sie bis zu einer Höhe von etwa 1.500 Metern über dem Meeresspiegel vorkommen. Sie werden bei hoher Luftfeuchtigkeit ab etwa 6 bis 8 Grad Celsius aktiv.

Was kennzeichnet eine FSME?

Im folgenden Video erfahren Sie mehr über die Risikogebiete, Ansteckungsmöglichkeiten und die Symptome einer FSME-Infektion.

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Welche Risikofaktoren sind bei einer FSME bekannt?

Infizieren kann man sich nur in einer Region mit Zecken, die das FSME-Virus beherbergen. Aber nicht jeder Zeckenstich überträgt das FSME-Virus: In einem Hochrisikogebiet wie Bayern trägt etwa jede 10. Zecke das Virus in sich. Zudem entwickelt nicht jeder infizierte Mensch schwere Symptome. Dies ist nur bei jedem Dritten der Fall. Bekannt ist auch, dass Männer etwa doppelt so häufig erkranken wie Frauen.

Wie kann eine FSME-Infektion verlaufen?

Bei den meisten Erkrankten ist die FSME nach der ersten Krankheitsphase ausgeheilt. Bei manchen Infizierten aber stellt sich nach etwa einer Woche ohne Symptome eine zweite Krankheitsphase ein.

Charakteristisch für diese zweite Phase ist eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) und seltener auch des Rückenmarks (Myelitis). Die Entzündungen können entweder einzeln oder kombiniert auftreten.

Die Entzündung der Hirnhäute heilt in der Regel folgenlos aus. Von Patienten mit zusätzlicher Entzündung des Gehirns kann jeder Fünfte geheilt werden. Sind Hirnhäute, Gehirn und Rückenmark betroffen, sind die Heilungschancen am schlechtesten. Die Erkrankung kann dann bis zum Tod führen.

Bei einem Drittel der schwer erkrankten Patienten bleiben dauerhafte Schädigungen des Nervensystems zurück.

Bei Kindern sind die Heilungschancen bei einem schweren Krankheitsverlauf günstiger als bei Erwachsenen. Erwachsene ab dem 60. Lebensjahr und Menschen mit eingeschränktem Immunsystem haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.

In welchen Regionen treten FSME-Infektionen auf – und wie häufig sind sie?

Die FSME ist insgesamt betrachtet eine seltene Erkrankung: Im Jahr 2019 wurden 441 Infektionen gemeldet. Fast 90 Prozent der Fälle in Deutschland treten in Bayern und Baden-Württemberg auf.

Folgenden Regionen gelten als Risikogebiete:

  • Bayern
  • Baden-Württemberg
  • Thüringen
  • südliches Hessen
  • einzelne Landkreise in Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Sachsen und in Niedersachsen

Informationen zu FSME-Risikogebieten in Deutschland finden Sie auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Wie wird eine FSME-Erkrankung diagnostiziert?

Die Ärztin oder der Arzt werden zunächst Folgendes erfragen:

  • Hat sich die Person in einem FSME-Risikogebiet aufgehalten?
  • Kann sie sich an einen Zeckenstich erinnern?
  • Hat die Person Produkte aus Rohmilch getrunken oder gegessen?
  • Sind grippeähnliche Symptome mit Kopfschmerzen und Fieber aufgetreten?

Mit einer Labor-Untersuchung von Blut oder Nervenwasser (Liquor) auf sogenannte IgM- und IgG-Antikörper kann eine FSME-Infektion nachgewiesen werden. In manchen Fällen wird auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns durchgeführt.

Wie wird eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) behandelt?

Es gibt keine ursächliche Therapie, also keine Medikamente, die sich gegen das Virus direkt richten. Ärztinnen und Ärzte können also nur die Symptome der Erkrankung behandeln, um die Beschwerden zu lindern und den Körper bei der Bekämpfung der Erkrankung zu unterstützen.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei FSME gehören:

  • Bettruhe
  • schmerzstillende Medikamente
  • fiebersenkende Medikamente, aber möglichst erst aber einer Temperatur von 39 Grad Celsius

Kortisonhaltige Medikamente sollen nicht eingesetzt werden, weil sie die körpereigene Immunabwehr verschlechtern können.

Wichtig zu wissen: Jeder Verdachtsfall einer FSME sollte stationär aufgenommen und klinisch überwacht werden, da sich in ungünstigen Fällen innerhalb von 24 Stunden schwere Lähmungen der Atmung und der Extremitäten (Beine, Arme) entwickeln können.

Wie kann man sich gegen FSME schützen?

Menschen, die bereits eine FSME-Erkrankung hatten, sind lebenslang immun: Das heißt, sie können die Krankheit nicht mehr bekommen.

Auch wenn ein schwerer Krankheitsverlauf bei der FSME selten ist, kann er ernste Folgen wie Lähmungserscheinungen nach sich ziehen. Deshalb ist eine effektive FSME-Vorbeugung speziell für Menschen in Risikogebieten sehr wichtig.

Zur Vorbeugung einer FSME-Infektion gibt es 2 wirksame Maßnahmen:

  • die Schutzimpfung gegen FSME
  • eine aktive Vermeidung von Zeckenstichen
Eine vollständige FSME-Impfung umfasst drei seperate Impfungen. Eine vollständige FSME-Impfung schützt zu 99 Prozent vor einer Erkrankung.

Schutzimpfung

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt die Schutzimpfung für Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen oder sich viel dort aufhalten. Die Empfehlung gilt insbesondere für Personen, die (beruflich) häufig im Wald oder auf Wiesen unterwegs sind. Es gibt auch eine Reiseimpfung für Risikogebiete außerhalb Deutschlands.

  • Die Grundimmunisierung gegen das FSME-Virus besteht aus 3 Impfungen, danach sind die Geimpften mindestens 3 Jahre geschützt.
  • Auffrischungsimpfungen werden abhängig vom Alter im Abstand von 3 bis 5 Jahren notwendig. Nach vollständiger Grundimmunisierung und einer Auffrischungsimpfung sind 99 Prozent der Geimpften vollständig vor FSME geschützt.
  • Kinder können nach Vollendung des ersten Lebensjahrs geimpft werden.
  • In Risikogebieten übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten für eine FSME-Impfung. Bei bestimmten Berufsgruppen – wie etwa Forstarbeitern – trägt sie der Arbeitgeber.

Die Impfung wird als Spritze in den Muskel gegeben. Sie ist im Allgemeinen gut verträglich. An der Injektionsstelle kann es bei 10 von 100 Personen vorübergehend zu Schmerzen, Rötung und Schwellung kommen. Auch grippeähnliche Symptome sind möglich.

Die Impfung gegen FSME erhöht nicht die Schubrate bei Patienten mit multipler Sklerose.

Antworten auf häufig gestellte Fragen zur FSME-Impfung finden Sie auf der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI).

Wie funktioniert eine Impfung?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie eine Impfung funktioniert.

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Vermeidung von Zeckenstichen

Zu den allgemeinen Schutzmaßnahmen gehören:

  • gut abschließende Kleidung tragen
  • Unterholz meiden
  • den Körper mit Insektenschutzmitteln einreiben
  • den Körper nach Zecken absuchen und diese rasch entfernen

Weitere praktische Tipps zum Schutz vor Zeckenstichen gibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Welche Maßnahmen gehören zur Rehabilitation?

Bei Menschen, die schwer an einer FSME erkrankt sind, kann nach der Behandlung eine medizinische Rehabilitation (Reha) notwendig werden. Fachkräfte wie Physiotherapeuten oder Logopäden unterstützen die Patienten dabei, die Folgen der FSME zu reduzieren oder komplett zu überwinden.

Wie entfernt man eine Zecke richtig?

Ein Zeckenstich bedeutet noch nicht, dass die Zecke tatsächlich einen Krankheitserreger wie das Borreliose-Bakterium oder das FSME-Virus auf den Menschen überträgt. Denn hierfür muss die Zecke den Erreger zunächst einmal in sich tragen und mit ihrem Speichel in die Blutbahn des Menschen abgeben.

Je länger eine infizierte Zecke in der Einstichstelle verbleibt, desto wahrscheinlicher wird eine Erreger-Übertragung. Je früher also ein Zeckenstich entdeckt und die Zecke entfernt wird, desto besser. 

Bei der Entfernung einer Zecke sollten Sie ruhig und planvoll vorgehen, so dass möglichst keine Teile der Zecke in der Wunde verbleiben können:

  • Verwenden Sie zur Zeckenentfernung keinesfalls Öl oder Klebstoff.
  • Nehmen Sie eine Pinzette, einen Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte aus der Apotheke.
  • Versuchen Sie, die Zecke am Kopf und den Mundwerkzeugen zu greifen – nicht am Körper.
  • Vermeiden Sie die Zecke dabei zu quetschen.
  • Ziehen Sie die Zecke gerade und relativ langsam aus der Einstichstelle.
  • Desinfizieren Sie die Einstichstelle danach gründlich.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

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