Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Viren verursachte Infektionskrankheit, die von Zecken übertragen wird. Dabei kommt es zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Menschen in Risikogebieten wird empfohlen, sich impfen zu lassen.

Auf einen Blick

  • Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) handelt es sich um eine Virus-Erkrankung, die von Zecken übertragen wird.
  • In Deutschland ist FSME eher selten. Es infizieren sich jährlich nur einige hundert Menschen.
  • Höchstens eine von drei infizierten Personen bemerkt die Infektion mit FSME-Viren. Die Symptome einer leichten FSME ähneln denen einer Grippe.
  • Bei ungefähr der Hälfte der Erkrankten kommt es im weiteren Verlauf zu einer Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns oder des Rückenmarks.
  • Menschen, die in Risikogebieten leben oder sich dort häufig aufhalten, können sich zum Schutz vor FSME impfen lassen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Nahaufnahme einer Zecke, die den FSME-Erreger übertragen kann

Was ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, die durch eine Infektion mit FSME-Viren verursacht wird.

Träger dieser Viren sind vor allem wildlebende kleine Nagetiere wie Waldmäuse. Zecken können von diesen Tieren die FSME-Erreger aufnehmen und durch einen Stich („Zeckenbiss“) auf den Menschen übertragen.

Wird man von einer virustragenden Zecke gestochen, können die Viren in die Blutbahn gelangen und FSME hervorrufen.

Die Bezeichnung „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ erweckt den Eindruck, es handele sich um eine Erkrankung, die durch Zeckenstiche im Frühsommer ausgelöst wird. Tatsächlich aber können Zecken das FSME-Virus zu jeder Jahreszeit übertragen.

Das Risiko einer FSME-Infektion ist in Deutschland von Mai bis Oktober am höchsten, weil Zecken dann in der Regel besonders aktiv sind.

Was kennzeichnet eine FSME?

Im folgenden Video erfahren Sie mehr über die Risikogebiete, Ansteckungsmöglichkeiten und die Symptome einer FSME-Infektion.

Dieses und weitere Videos gibt es auch auf YouTube

Jetzt ansehen

Es gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.

Welche Symptome treten bei FSME auf?

Zwischen der Infektion und dem Auftreten von Symptomen vergehen im Durchschnitt 7 bis 14 Tage. Diese Zeitspanne nennt man Inkubationszeit. Sie kann in Einzelfällen bis zu 28 Tage betragen.

Von allen infizierten Personen entwickelt jeder dritte Krankheitszeichen. An FSME erkrankte Menschen sind nicht ansteckend.

Bei einer Infektion mit FSME-Viren entwickelt höchstens eine von drei Personen Krankheitszeichen.

Die Symptome bei FSME treten typischerweise in zwei Phasen auf.

Phase 1: Milder Verlauf

Erste Anzeichen sind allgemeine Abgeschlagenheit und grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber und Gliederschmerzen. Auch Bauchschmerzen und Erbrechen sind möglich.

Diese Symptome klingen in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab. Bei ungefähr der Hälfte der Erkrankten ist die FSME dann überstanden.

Phase 2: Schwerer Verlauf

Bei der anderen Hälfte steigt nach vorübergehender Besserung das Fieber erneut und es kommt zu einer Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns oder des Rückenmarks.

Am häufigsten sind die Hirnhäute betroffen: Bei der Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) bestehen ein stark beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, starke Kopfschmerzen und hohes Fieber. Kinder können teilnahmslos (apathisch) wirken oder Krampfanfälle bekommen.

Bei etwa 40 Prozent der Patientinnen und Patienten ist zusätzlich zu den Hirnhäuten das Gehirn betroffen (Meningoenzephalitis). Dann zeigen sich Bewusstseinsstörungen und Verwirrtheit.

Bei rund 10 Prozent entzündet sich neben den Hirnhäuten und dem Gehirn auch das Rückenmark (Meningoenzephalomyelitis). Dies führt zu Lähmungen von Armen und Beinen. Eine Schädigung der Hirnnerven macht sich durch Lähmungen im Gesicht sowie Hör-, Schluck- und Sprechstörungen bemerkbar.

Was ist die Ursache für FSME?

FSME-Viren werden durch Zecken der Art "Gemeiner Holzbock" und "Auwaldzecke" auf den Menschen übertragen.

Zecken halten sich in Unterholz, Gras und Büschen in einer Höhe von 30 bis 60 Zentimetern auf. Sie fallen nicht von den Bäumen. Im Gebirge können sie bis zu einer Höhe von etwa 1.500 Metern über dem Meeresspiegel vorkommen.

Zecken werden bei hoher Luftfeuchtigkeit ab einer Temperatur von ungefähr 6 bis 8 Grad aktiv. Auwaldzecken können bereits bei Temperaturen um 4 Grad aktiv sein.

Wichtig zu wissen: Bei Weitem nicht jeder Zeckenstich führt zu einer FSME-Infektion. Denn auch in Risikogebieten tragen nur maximal 5 Prozent der Zecken das FSME-Virus.

Selten ist der Verzehr von infizierter Rohmilch die Ursache einer FSME-Erkrankung. Von ausreichend erhitzter (pasteurisierter) Milch geht aber keine Gefahr aus, da durch dieses Verfahren alle Krankheitserreger abgetötet werden.

Wie verläuft FSME?

Bei vielen Erkrankten ist FSME nach der ersten Krankheitsphase ausgeheilt. Bei einigen kommt es nach ungefähr einer Woche mit grippeähnlichen Symptomen zu einer zweiten Krankheitsphase.

Charakteristisch für diese zweite Phase ist eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), des Gehirns (Enzephalitis) und seltener auch des Rückenmarks (Myelitis).

Die Entzündung der Hirnhäute heilt in der Regel folgenlos aus. Ist zusätzlich das Gehirn entzündet, sind bleibende Schäden in 20 Prozent der Fälle zu erwarten.

Noch häufiger sind Dauerschäden, wenn das Rückenmark mitbetroffen ist. Bei schweren Verläufen können insbesondere Lähmungen oder ein epileptisches Anfallsleiden zurückbleiben.

Die Erkrankung kann auch zum Tod führen.

Bei Kindern sind die Heilungschancen bei einem schweren Krankheitsverlauf günstiger als bei Erwachsenen.

Erwachsene ab dem 60. Lebensjahr und Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.

Wo und wie häufig tritt FSME auf?

FSME ist insgesamt betrachtet eine seltene Erkrankung: Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 475 Erkrankungen gemeldet. Im Jahr 2022 waren es 565 FSME-Erkrankungen.

Männer erkranken etwa doppelt so häufig an FSME wie Frauen.

In Deutschland treten FSME-Erkrankungen in folgenden Regionen auf:

  • Bayern
  • Baden-Württemberg
  • Südhessen
  • Sachsen
  • südöstliches Thüringen
  • südöstliches Brandenburg

Darüber hinaus gibt es einzelne Risikogebiete in:

  • Mittelhessen
  • dem Saarland
  • Rheinland-Pfalz
  • Niedersachsen
  • Nordrhein-Westfalen

Wie hoch ist das Risiko, sich mit FSME zu infizieren?

Infizieren kann man sich nur in einer Region, in der Zecken leben, die das FSME-Virus tragen. Da jedoch nur ein bestimmter Anteil der Zecken Virusträger ist, führt nicht jeder Zeckenstich zu einer Infektion.

Selbst in einem Hochrisikogebiet wie Bayern trägt etwa nur jede zehnte Zecke das Virus in sich.

Zudem entwickelt nicht jeder infizierte Mensch Symptome. Dies passiert höchstens bei jeder oder jedem Dritten.

Aktuelle Informationen zu FSME-Risikogebieten in Deutschland finden Sie auf der Website des Robert Koch-Instituts (RKI).

Wie kann man sich vor FSME schützen?

Ein schwerer Krankheitsverlauf von FSME kann ernste Folgen wie Lähmungserscheinungen nach sich ziehen. Deshalb ist eine effektive FSME-Vorbeugung sehr wichtig – speziell für Menschen in Risikogebieten.

Es gibt zwei wirksame Maßnahmen, um vorzubeugen:

  • sich gegen FSME impfen lassen
  • Zeckenstiche vermeiden

Schutzimpfung gegen FSME

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt die Schutzimpfung für Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen oder sich dort aufhalten und anfällig für Zeckenstiche sind.

Die Empfehlung gilt insbesondere für Personen, die (beruflich) häufig im Wald oder auf Wiesen unterwegs sind. Es gibt auch eine Reiseimpfung für Risikogebiete außerhalb Deutschlands.

Die Grundimmunisierung gegen FSME umfasst drei separate Impfungen. Die vollständige Impfung schützt zu 99 Prozent vor einer Erkrankung.

Geimpft wird nach folgendem Schema:

  • Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen. Danach sind 99 Prozent der Geimpften für mindestens 3 Jahre vor FSME geschützt.
  • Auffrischungsimpfungen werden im Abstand von 3 bis 5 Jahren empfohlen, abhängig vom Alter und verwendeten Impfstoff.
  • Personen, die eine Infektion mit FSME-Viren durchgemacht haben, wird ebenfalls geraten, den Immunschutz mit einer Impfung 3 bis 5 Jahre nach der Erkrankung aufzufrischen, da die Infektion keinen anhaltenden Schutz verleiht.
  • Kinder können nach Vollendung des ersten Lebensjahres geimpft werden.
  • Für Menschen, die in Risikogebieten leben oder dorthin reisen, übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten für eine FSME-Impfung. Für bestimmte Berufsgruppen wie Arbeitende in der Forstwirtschaft trägt sie der Arbeitgeber.

Die Impfung wird als Spritze in den Muskel gegeben. Sie ist im Allgemeinen gut verträglich. An der Einstichstelle kommt es bei etwa 10 von 100 Personen vorübergehend zu Schmerzen, Rötung und Schwellung. Auch grippeähnliche Symptome sind möglich.

Antworten auf häufig gestellte Fragen zur FSME-Impfung finden Sie auf der Website des Robert Koch-Instituts (RKI).

Wie funktioniert eine Impfung?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie eine Impfung funktioniert.

Dieses und weitere Videos gibt es auch auf YouTube

Jetzt ansehen

Es gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.

Vermeidung von Zeckenstichen

Zu den allgemeinen Schutzmaßnahmen gehören:

  • gut abschließende Kleidung tragen
  • Unterholz meiden
  • den Körper mit Insektenschutzmitteln einreiben 

Weitere praktische Tipps zum Schutz vor Zeckenstichen und FSME gibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Wie wird FSME diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf FSME, erfragt die Ärztin oder der Arzt zunächst Folgendes:

  • Haben Sie sich in einem FSME-Risikogebiet aufgehalten?
  • Können Sie sich an einen Zeckenstich erinnern?
  • Haben oder hatten Sie grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen und Fieber?

Um eine Infektion mit FSME-Viren sicher festzustellen, ist eine Labor-Untersuchung von Blut oder Nervenwasser (Liquor) notwendig.

Im Fall einer Infektion lassen sich darin spezielle gegen die Viren gerichtete Antikörper nachweisen.

Manchmal wird auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns oder des Rückenmarks durchgeführt, um dort Entzündungen durch das Virus zu erkennen.

Wie wird FSME behandelt?

Es gibt keine spezielle FSME-Therapie, also keine Medikamente, die sich gegen das Virus direkt richten.

Ärztinnen und Ärzte können nur die Symptome der Erkrankung behandeln, um die Beschwerden zu lindern und den Körper dabei zu unterstützen, sich zu erholen.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei FSME gehören:

  • schmerzstillende Medikamente, insbesondere gegen Kopfschmerzen
  • fiebersenkende Medikamente
  • Antiepileptika, wenn Krampfanfälle auftreten

Kortisonhaltige Medikamente sollen nicht eingesetzt werden, weil sie die körpereigene Immunabwehr schwächen können.

Wichtig zu wissen: Jeder Mensch mit Verdacht auf FSME sollte stationär aufgenommen und klinisch überwacht werden. Denn manchmal kann sich der Zustand rasch verschlechtern, sodass eine Behandlung auf der Intensivstation nötig ist.

Welche Reha-Maßnahmen gibt es bei FSME?

Bei Menschen, die schwer an FSME erkrankt sind, ist nach der Behandlung häufig eine medizinische Rehabilitation (Reha) notwendig.

Fachkräfte der Physiotherapie oder Logopädie unterstützen die Patientinnen und Patienten dabei, die Folgen einer FSME-Erkrankung zu reduzieren.

Wie entfernt man eine Zecke richtig?

Wenn man eine Zecke am Körper entdeckt, ist es wichtig, sie so schnell wie möglich zu entfernen. Da man nicht wissen kann, ob eine Zecke infiziert ist, ist es ratsam, Zecken generell zu entfernen.

Gehen Sie beim Entfernen ruhig und planvoll vor, sodass möglichst keine Teile der Zecke in der Wunde verbleiben:

  • Verwenden Sie keinesfalls Öl oder Klebstoff.
  • Nehmen Sie eine Pinzette, einen Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte aus der Apotheke.
  • Versuchen Sie, die Zecke am Kopf und den Mundwerkzeugen direkt auf der Haut zu greifen – nicht am Körper.
  • Vermeiden Sie, die Zecke dabei zu quetschen.
  • Ziehen Sie die Zecke gerade und relativ langsam aus der Einstichstelle.
  • Desinfizieren Sie die Einstichstelle danach gründlich.

Geprüft durch die Deutsche Hirnstiftung e.V.

Stand:
Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?