Gesundheit Digital Gesundheitskompetenz stärken
Gesundheitskompetenz trägt dazu bei, die eigene Gesundheit zu fördern, Krankheiten vorzubeugen und bei einer Erkrankung die Behandlungsmaßnahmen besser zu verstehen. Sie erleichtert außerdem, Versorgungsangebote sinnvoll zu nutzen.
Auf einen Blick
- Unter Gesundheitskompetenz versteht man die Fähigkeit, für die eigene Gesundheit relevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und auf die persönliche Lebenssituation anzuwenden.
- Digitale Gesundheitskompetenz bedeutet darüber hinaus, digitale Gesundheitsangebote für sich erschließen und nutzen zu können.
- Eine gute Gesundheitskompetenz kann sich positiv auf die Gesundheit und die Lebensqualität auswirken.
- Quellenangaben, das Impressum, „Über uns”-Seiten und mögliche finanzielle Interessen können Hinweise auf die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet geben.

Was ist Gesundheitskompetenz?
Zur Gesundheitskompetenz zählen verschiedene Fähigkeiten, die für den Umgang mit Gesundheitsinformationen wichtig sind. Dazu gehört das eigene Wissen, aber auch die Motivation und die Fähigkeit, mit Informationen zum Thema Gesundheit umzugehen. Zur Gesundheitskompetenz gehört also auch, wie man Gesundheitsinformationen findet, sie einschätzt und nutzt.
Informationen zum Thema Gesundheit zu finden ist heutzutage kein Problem. In gedruckter Form oder auf Websites sind sie überall und jederzeit verfügbar. Es kann allerdings schwierig sein, die Glaubwürdigkeit und Qualität von Gesundheitsinformationen einzuschätzen. Das gilt insbesondere für Quellen aus dem Internet. Die persönliche Information durch Experten spielt darum nach wie vor eine wichtige Rolle. Sie findet in Beratungsstellen oder Selbsthilfeeinrichtungen statt, sowie bei Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten oder mit Fachkräften aus Therapie und Pflege.
Eine gute Gesundheitskompetenz ist die Grundlage dafür, verlässliche Informationen zu finden und zu verstehen. Sie ist zudem hilfreich dabei, das erworbene Wissen im täglichen Leben, bei einem Arztbesuch für sich selbst oder für Angehörige anzuwenden.
Eine ausreichende Gesundheitskompetenz ist außerdem erforderlich, um Einrichtungen und Strukturen des Gesundheitswesens für die Förderung der eigenen Gesundheit nutzen zu können.
Je nach Lebensumständen können sich die Anforderungen an die Gesundheitskompetenz verändern, beispielsweise bei einem Umzug in ein anderes Land oder bei einer neuen Erkrankung.
Was bedeutet digitale Gesundheitskompetenz?
Digital gesundheitskompetent zu sein bedeutet, mit gesundheitsbezogenen digitalen Informationen und Informationsmöglichkeiten umgehen zu können. Digitale Angebote aus dem Gesundheitswesen sind etwa die Videosprechstunde, die elektronische Patientenakte (ePA) oder digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), auch Apps auf Rezept genannt.
Neben der digitalen Gesundheitskompetenz beeinflussen auch weitere Faktoren, ob digitale Angebote genutzt werden. Eine Grundvoraussetzung ist, dass Geräte wie Smartphones und Computer sowie die entsprechenden Fähigkeiten zum Umgang mit diesen Medien vorhanden sind. Auch die Barrierefreiheit ist entscheidend, damit alle Personen die digitalen Angebote nutzen können.
Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig?
Wer gut über seine Gesundheit informiert ist und das Wissen im Alltag anwendet, tut sich selbst Gutes: Wer beispielsweise weiß, warum Mundhygiene wichtig ist, putzt sich regelmäßig die Zähne und wird mit geringerer Wahrscheinlichkeit Karies bekommen. Das gilt auch für den Umgang mit anderen Krankheiten: Wer die Gründe für die Behandlung einer chronischen Erkrankung kennt, ist möglicherweise eher bereit, die therapeutischen Maßnahmen konsequent umzusetzen. Auf diese Weise kann Gesundheitskompetenz helfen, die eigene Gesundheit zu fördern und damit auch zu einer höheren Lebensqualität beitragen.
Gleichzeitig ist bekannt, dass eine geringe Gesundheitskompetenz häufig mit einem ungesunden Lebensstil einhergeht, beispielsweise mit einer schlechten Ernährung und zu wenig Bewegung. Menschen mit einer geringen Gesundheitskompetenz fühlen sich zudem weniger gesund, haben eher Übergewicht, mehr krankheitsbedingte Fehltage bei der Arbeit und suchen häufiger Ärzte, Krankenhäuser und Notdienste auf.
Wer gut informiert ist, kann aktiv an gesundheitsbezogenen Entscheidungen mitwirken: Anders als früher bestimmt heute nicht nur die Ärztin oder der Arzt, welcher Weg eingeschlagen wird, sondern Patientinnen und Patienten wirken in der Regel an der Entscheidungsfindung mit. Eine gute Gesundheitskompetenz erleichtert gemeinsame Entscheidungen.
Wie führt Gesundheitskompetenz zu gesundheitsbewusstem Verhalten?
Gesundheitskompetenz kann dabei helfen, einen gesunden Lebensstil zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Beispielsweise spielt Gesundheitskompetenz eine wichtige Rolle für ein gesundes Maß an Bewegung und sportlichen Aktivitäten: Neben grundlegenden körperlichen Fähigkeiten braucht es dafür auch Wissen zu Körper und Bewegung. Eigene Ziele festzulegen und zu erreichen, hängt außerdem von der persönlichen Motivation ab. Auch muss man in der Lage sein, Bewegungsmöglichkeiten auszuwählen, die den eigenen Vorlieben und Fähigkeiten entsprechen.
Interessant zu wissen: Mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland verfügt über eine niedrige bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz. Alter und Bildung beeinflussen die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz dabei maßgeblich.
Welche weiteren Faktoren können das Gesundheitsverhalten beeinflussen?
Damit man sich gesundheitsbewusst verhalten kann, sind auch noch andere Aspekte wichtig. Um zum Beispiel Gesundheitsdienstleistungen überhaupt in Anspruch nehmen zu können, muss man auch das örtliche Gesundheitssystem kennen. Informationen über die Organisation des Gesundheitssystems, Navigationshilfen und strukturelle Anpassungen können die Orientierung im Gesundheitssystem erleichtern.
Verhalten wird insbesondere auch durch äußere Faktoren bestimmt, zum Beispiel:
- Einkommen, Bildung und berufliche Stellung
- das persönliche Umfeld
- gesellschaftliche Verhaltensregeln (Normen)
Das Wissen über gesundes oder ungesundes Verhalten allein führt oft noch nicht dazu, dass Menschen ihre Lebensweise ändern. In weiten Teilen der Gesellschaft ist es zum Beispiel üblich, Alkohol zu trinken. Die meisten Menschen wissen allerdings auch, das Alkohol gesundheitsschädlich ist. Trotzdem geht die gesellschaftliche Akzeptanz so weit, dass das Umfeld manchmal überrascht oder verständnislos reagiert, wenn man Alkohol ablehnt. So passen sich manche Personen im Verhalten an ihre Mitmenschen an, weil sie dazugehören wollen und sich nicht rechtfertigen möchten. Sich für gesundheitsbewusstes Verhalten stark zu machen, ist darum auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Welche Informationen nutzen Menschen in Deutschland?
Das digitale Angebot an Wissen zur Gesundheit ist riesig und wird gern genutzt: Etwa 70 Prozent der Bevölkerung informieren sich im Internet zu Fragen rund um die Gesundheit. Gleichzeitig sind die Informationen in ihrer Qualität nicht immer leicht einzuordnen. Das ist auch ein Grund, warum in einer Umfrage mehr als zwei Drittel der Personen angaben, dass sie sich zuerst an eine Ärztin oder einen Arzt wenden würden, wenn sie dringende Fragen zur Gesundheit hätten. Nur etwa jeder Fünfte hatte geantwortet, in solch einem Fall zuerst im Internet nach Antworten zu suchen.
Digitale Angebote wie die Videosprechstunde können insbesondere für Personen mit schlechterem Gesundheitszustand interessant sein. Sie wird vor allem von gebildeten Personen zwischen 30 und 50 Jahren genutzt, die eine hohe digitale Gesundheitskompetenz und einen höheren beruflichen oder finanziellen Status haben.
Wie ist es um die Gesundheitskompetenz in Deutschland bestellt?
Eine Untersuchung zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland zeigt, dass der Umgang mit Gesundheitsinformationen für 3 von 4 Personen schwierig ist.
Menschen mit geringer Bildung, geringem sozialen Status und höherem Lebensalter haben eine besonders niedrige digitale Gesundheitskompetenz. Gleichzeitig haben viele ältere Menschen ein geringeres Vertrauen in Internetsuchmaschinen. Sie nutzen digitale Angebote entsprechend selten.
Menschen mit Migrationserfahrung weisen dagegen eine bessere Gesundheitskompetenz auf und nutzen digitale Angebote intensiver als die Allgemeinbevölkerung.
Darüber hinaus hat eine deutliche Mehrheit der Menschen Schwierigkeiten, sich im Gesundheitssystem zu orientieren.
Um allen Bürgerinnen und Bürgern das Auffinden verlässlicher Gesundheitsinformationen im Internet zu erleichtern, wurde das Gesundheitsportal gesund.bund.de geschaffen. Auch die Website des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit bietet geprüfte Informationen und Empfehlungen zur Gesundheit.
Wie erkennt man verlässliche Gesundheitsinformationen im Internet?
In Deutschland sagen etwa 3 von 4 Personen, dass sie große Schwierigkeiten mit der Bewertung digitaler Gesundheitsinformationen haben und schlecht einschätzen können, ob eine Website vertrauenswürdig und neutral ist. Deshalb ist es hilfreich zu wissen, wie man hochwertige Informationen erkennt.
Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. benennt Kriterien für verlässliche Informationen in dem Positionspapier „Gute Praxis Gesundheitsinformation“.
Die Basis für Gesundheitsinformationen müssen wissenschaftliche Belege sein. Solche Belege können beispielsweise die Wirksamkeit und Sicherheit einer Behandlungsmethode zeigen.
Die Inhalte von Gesundheitsinformationen sollten nicht nur fachlich einwandfrei sein, sondern auch für die Nutzerinnen und Nutzer verständlich aufbereitet sein.
Die Verfasser und Herausgeber der Gesundheitsinformationen müssen sich transparent präsentieren und ihre Motive, Ziele und die Finanzierung offen darlegen. Dies lässt sich im Impressum nachvollziehen. „Über uns”-Seiten geben zusätzlich nähere Auskunft zur Vorgehensweise. Dort sollte auch festgehalten sein, wie häufig die Informationen aktualisiert werden. Verlässliche Gesundheitsinformationen sollten zudem grundsätzlich werbefrei sein.
Video Was ist evidenzbasierte Medizin?
Das folgende Video erklärt, was evidenzbasierte Medizin ist und wie damit Behandlungsentscheidungen getroffen werden.
Dieses und weitere Videos gibt es auch auf YouTube
Jetzt ansehenEs gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.
Wo finde ich gute digitale Gesundheitsinformationen?
Neben dem Gesundheitsportal gesund.bund.de und dem Angebot des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit gibt es viele Organisationen, die gut verständliche, hochwertige und interessant aufbereitete Gesundheitsinformationen im Internet bereitstellen.
Das Deutsche Netzwerk Gesundheitskompetenz e.V. stellt eine Übersicht von Anbietern bereit, die bestimmte Qualitätskriterien erfüllen.
Bei konkreten medizinischen Fragestellungen tragen Entscheidungshilfen dazu bei, sich für oder gegen eine Behandlungsmethode zu entscheiden. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen stellt auf der Seite gesundheitsinformation.de Entscheidungshilfen für zahlreiche medizinische Fragestellungen bereit.
Auch Krankenkassen und private Krankenversicherungen stehen ihren Versicherten bei Fragen zur Gesundheit und digitalen Gesundheitskompetenz mit vielfältigen Informationsangeboten und Beratung zur Seite. So bieten sie beispielsweise Schritt-für-Schritt Anleitungen zur Installation und Nutzung der elektronischen Patientenakte an.
- Baumann E, Czerwinski F, Rosset M et al. Wie informieren sich die Menschen in Deutschland zum Thema Gesundheit? Erkenntnisse aus der ersten Welle von HINTS Germany. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2020 Sep;63(9):1151-1160. doi: 10.1007/s00103-020-03192-x.
- Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Version 2.0. Berlin 2016.
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- Jordan S, Buchmann M, Loss J, et al. Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten – Einblicke in ein sich ausdifferenzierendes Forschungs- und Handlungsfeld für Public Health. Bundesgesundheitsbl (2025).
- Loer AM, Domanska OM, Stock C et al. Subjective Generic Health Literacy and Its Associated Factors among Adolescents: Results of a Population-Based Online Survey in Germany. Int J Environ Res Public Health. 2020 Nov 23;17(22):8682. doi: 10.3390/ijerph17228682.
- Robert Koch-Institut. Sachbericht zur Studie „Kommunikation und Information im Gesundheitswesen aus Sicht der Bevölkerung. Patientensicherheit und informierte Entscheidung“ (KomPaS). Berlin 2019.
- Schaeffer D, Berens E-M, Gille S et al. Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor und während der Corona Pandemie: Ergebnisse des HLS-GER 2. Universität Bielefeld, Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung: Bielefeld 2021.
- Verbraucherzentrale. Seriöse Gesundheitsinformationen im Netz - wie finde ich die? Aufgerufen am 05.02.2025.
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