Gesundheitskompetenz stärken
Gesundheitskompetenz trägt dazu bei, die eigene Gesundheit zu fördern, Krankheiten vorzubeugen und bei einer Erkrankung die Behandlungsmaßnahmen besser zu verstehen. Sie macht es außerdem leichter, die Angebote der medizinischen Versorgung sinnvoll zu nutzen.
Auf einen Blick
- Unter Gesundheitskompetenz versteht man die Fähigkeit, für die eigene Gesundheit relevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und auf die persönliche Lebenssituation anzuwenden.
- Digitale Gesundheitskompetenz bedeutet darüber hinaus, digitale Gesundheitsangebote für sich erschließen und nutzen zu können.
- Eine gute Gesundheitskompetenz kann sich positiv auf die Gesundheit und die Lebensqualität auswirken.
- Quellenangaben, das Impressum, „Über uns”-Seiten und mögliche finanzielle Interessen geben Hinweise auf die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet.
Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig?
Wer gut über seine Gesundheit informiert ist und das Wissen im Alltag anwendet, tut sich selbst Gutes: Wer beispielsweise weiß, warum Mundhygiene wichtig ist, putzt sich regelmäßig die Zähne und wird mit geringerer Wahrscheinlichkeit Karies bekommen. Ähnliches gilt beim Umgang mit Krankheiten: Wer die Gründe für die Behandlung einer chronischen Erkrankung kennt, ist möglicherweise eher bereit, diese dauerhaft konsequent umzusetzen.
Auf diese Weise trägt Gesundheitskompetenz zu einer höheren Lebensqualität bei.
Gleichzeitig ist bekannt, dass eine geringe Gesundheitskompetenz häufig mit einem ungesunden Lebensstil einhergeht, beispielsweise mit einer schlechten Ernährung und zu wenig Bewegung. Menschen mit einer geringen Gesundheitskompetenz fühlen sich zudem weniger gesund, haben eher Übergewicht, mehr krankheitsbedingte Fehltage bei der Arbeit und suchen häufiger Ärzte, Krankenhäuser und Notdienste auf.
Wer gut informiert ist, kann sich aktiv an medizinischen Entscheidungen beteiligen: Anders als früher bestimmt heute nicht nur die Ärztin oder der Arzt, welcher Weg eingeschlagen wird, sondern oft werden Patientinnen und Patienten in die Entscheidungsfindung einbezogen. Eine gute Gesundheitskompetenz erleichtert gemeinsame Entscheidungen.
Was ist Gesundheitskompetenz?
Gesundheitskompetenz bedeutet, dass Menschen die Fähigkeiten besitzen, mit Informationen umzugehen, die ihre Gesundheit betreffen. Das umfasst nicht nur das Verstehen von Gesundheitsinformationen, sondern auch, wie man diese findet: Viele denken vielleicht zuerst an gedruckte Informationen oder Websites. Wichtige Informationsquellen sind aber auch Beratungsstellen, Selbsthilfeeinrichtungen und natürlich Gespräche mit Ärztinnen und Ärzten oder Pflegekräften.
Heutzutage ist es meist kein Problem, viele Informationen zu finden. Anders sieht es bei der Auswahl der richtigen Informationen, beim Verständnis sowie dem Blick auf deren Verlässlichkeit und Qualität aus: Gesundheitsinformationen im Internet sind nicht immer glaubwürdig und von hoher Qualität. Oft ist dies zudem nicht leicht zu erkennen.
Eine gute Gesundheitskompetenz ist schließlich die Grundlage dafür, die richtigen Informationen zu finden und zu verstehen. Sie ist auch hilfreich dabei, das erworbene Wissen im täglichen Leben oder bei einem Arztbesuch für sich selbst und für Angehörige anzuwenden.
Je nach Lebensumständen können sich die Anforderungen an die Gesundheitskompetenz verändern, beispielsweise bei einem Umzug in ein anderes Land oder bei einer neuen Erkrankung.
Auch die Einrichtungen und Strukturen des Gesundheitswesens stellen Anforderungen an die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung sowie der Patientinnen und Patienten.
Was bedeutet digitale Gesundheitskompetenz?
Digitale Technologien bestimmen den Alltag der Menschen immer mehr. Auch im Bereich der Gesundheit gibt es eine Reihe digitaler Möglichkeiten zur Verbesserung der medizinischen Versorgung. Digital gesundheitskompetent zu sein bedeutet, solche digitalen Angebote für sich erschließen und nutzen zu können. Beispiele dafür sind die Nutzung telemedizinischer Angebote, der elektronischen Patientenakte (ePA) oder digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA), auch Apps auf Rezept genannt.
Welche Informationen nutzen Menschen in Deutschland?
Das digitale Angebot an Wissen zur Gesundheit ist riesig und wird gern genutzt: Etwa 70 Prozent der Bevölkerung informieren sich im Internet zu Fragen rund um die Gesundheit. Gleichzeitig sind die Informationen in ihrer Qualität nicht immer leicht einzuordnen. Das ist auch ein Grund, warum in einer Umfrage mehr als zwei Drittel der Personen angaben, dass sie sich zuerst an eine Ärztin oder einen Arzt wenden würden, wenn sie dringende Fragen zur Gesundheit hätten. Nur etwa jeder Fünfte hatte geantwortet, in solch einem Fall zuerst im Internet nach Antworten zu suchen.
Wie ist es um die Gesundheitskompetenz in Deutschland bestellt?
Eine Untersuchung zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland zeigt, dass der Umgang mit Gesundheitsinformationen für mehr als die Hälfte der Menschen schwierig ist. Obwohl die Gesundheit durch die Corona-Pandemie in den Fokus gerückt ist, hat sich die Gesundheitskompetenz dadurch nur geringfügig verbessert.
Anders als man vielleicht erwarten würde, schneidet auch die internetaffine junge Generation nicht besser ab: Unter den 14- bis 17-Jährigen hat die Mehrheit Schwierigkeiten mit der Einschätzung von Gesundheitsinformationen und dem Fällen von Entscheidungen, die die eigene Gesundheit betreffen.
Um allen Bürgerinnen und Bürger das Auffinden verlässlicher Gesundheitsinformationen im Internet zu erleichtern, wurde das Gesundheitsportal gesund.bund.de geschaffen.
Auch die Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beantwortet viele Fragen zur Gesundheit.
Wie erkennt man verlässliche Gesundheitsinformationen im Internet?
Etwa drei Viertel der Deutschen sagen von sich, dass sie große Schwierigkeiten mit der Bewertung digitaler Gesundheitsinformationen haben und schlecht einschätzen können, ob eine Website vertrauenswürdig und neutral ist. Deshalb ist es hilfreich zu wissen, wie man hochwertige Informationen erkennt.
Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. benennt Kriterien dafür in dem Positionspapier „Gute Praxis Gesundheitsinformation“. Darin wird Wert darauf gelegt, dass verlässliche Gesundheitsinformationen grundsätzlich werbefrei sein sollten.
Die Basis für Gesundheitsinformationen muss zudem evidenzbasiert sein. Das bedeutet, dass den Beiträgen wissenschaftliche Belege zugrunde liegen, die beispielweise die Wirksamkeit und Sicherheit einer Behandlungsmethode zeigen. Darüber geben Quellenangaben Aufschluss.
Neben einer fachlich einwandfreien und für die Nutzerinnen und Nutzer verständlichen Aufbereitung wissenschaftlicher Daten sollen sich die Verfasser und Herausgeber der Gesundheitsinformationen transparent präsentieren und die Finanzierung offenlegen.
Dies lässt sich im Impressum nachvollziehen. „Über uns”-Seiten geben zusätzlich nähere Auskunft zur Vorgehensweise. Dort sollte auch festgehalten sein, wie häufig die Informationen aktualisiert werden.
Was ist evidenzbasierte Medizin?
Das folgende Video erklärt, wobei es sich bei der evidenzbasierter Medizin handelt und wie damit Behandlungsentscheidungen getroffen werden.
Dieses und weitere Videos gibt es auch auf YouTube
Jetzt ansehenEs gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.
Wo finde ich gute digitale Gesundheitsinformationen?
Neben dem Gesundheitsportal gesund.bund.de und dem Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es viele Organisationen, die gut verständliche, hochwertige und interessant aufbereitete Gesundheitsinformationen im Internet bereitstellen.
Das Deutsche Netzwerk Gesundheitskompetenz e.V. stellt eine Übersicht von Anbietern bereit, die bestimmte Qualitätskriterien erfüllen.
Bei konkreten medizinischen Fragestellungen tragen Entscheidungshilfen dazu bei, sich für oder gegen eine Behandlungsmethode zu entscheiden.
Auch Krankenkassen und private Krankenversicherungen stehen ihren Versicherten bei Fragen zur Gesundheit und digitalen Gesundheitskompetenz mit vielfältigen Informationsangeboten und Beratung zur Seite, beispielsweise mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Installation und Nutzung der elektronischen Patientenakte.
- Baumann E, Czerwinski F, Rosset M et al. Wie informieren sich die Menschen in Deutschland zum Thema Gesundheit? Erkenntnisse aus der ersten Welle von HINTS Germany. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2020 Sep;63(9):1151-1160. doi: 10.1007/s00103-020-03192-x.
- Bitzer EM, Sørensen K. Gesundheitskompetenz – Health Literacy. Gesundheitswesen. 2018 Aug;80(8-09):754-766. German. doi: 10.1055/a-0664-0395.
- Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Gute Praxis Gesundheitsinformation. Version 2.0. Berlin 2016.
- GKV-Spitzenverband. Regelungen des GKV-Spitzenverbandes zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz. Aufgerufen am 22.10.2021.
- Loer AM, Domanska OM, Stock C et al. Subjective Generic Health Literacy and Its Associated Factors among Adolescents: Results of a Population-Based Online Survey in Germany. Int J Environ Res Public Health. 2020 Nov 23;17(22):8682. doi: 10.3390/ijerph17228682.
Robert Koch-Institut. Sachbericht zur Studie „Kommunikation und Information im Gesundheitswesen aus Sicht der Bevölkerung. Patientensicherheit und informierte Entscheidung“ (KomPaS). Berlin 2019.
- Schaeffer D, Berens E-M, Gille S et al. Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor und während der Corona Pandemie: Ergebnisse des HLS-GER 2. Universität Bielefeld, Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung: Bielefeld 2021.
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