Glücksspielsucht (pathologisches Glücksspielen)

Menschen mit einer Glücksspielsucht können nicht mit dem Glücksspiel aufhören, obwohl es häufig negative Folgen für ihre finanzielle Situation, ihr Privatleben und ihren Beruf hat. Um die Sucht zu bewältigen, gibt es zahlreiche Beratungs-, Hilfs- und Therapieangebote.

Auf einen Blick

  • Eine Glücksspielsucht liegt vor, wenn Menschen nicht mehr mit dem Glücksspiel aufhören können.
  • Glücksspiel ist häufig mit finanziellen Schwierigkeiten verbunden und belastet Partnerschaft, Familie und Beruf.
  • Vor allem bei jungen Männern ist Glücksspielsucht verbreitet.
  • Glücksspielsucht ist eine anerkannte Erkrankung und die Behandlung wird von den Krankenkassen, den Kommunen oder der Rentenversicherung bezahlt.
  • Stationäre Behandlungsangebote, Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen sowie diverse Online-Angebote bieten Unterstützung bei der Suchtbewältigung.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Ein Mann spielt Glücksspiel an einem Computer.

Was ist Glücksspielsucht?

Glücksspielsucht – auch pathologisches Glücksspielen genannt – ist eine Suchterkrankung, bei der ein unwiderstehliches Verlangen nach Glücksspielen vorliegt.

Viele Glücksspiele sind leicht zugänglich. So sind etwa Geldspielautomaten nicht nur in zugangsbeschränkten Spielhallen zu finden, sondern häufig auch in frei zugänglichen Gaststätten oder anderen Unterhaltungseinrichtungen. Das Internet und die Verwendung von Mobiltelefonen erleichtern den Zugang zu Glücksspielangeboten ebenfalls.

Geldspielautomaten und Glücksspielautomaten stellen ein besonders hohes Risiko dar, eine Glücksspielsucht zu entwickeln. Weitere Glücksspiele, die häufig zur Abhängigkeit führen, sind:

  • Casinospiele wie Roulette, Karten- oder Würfelspiele
  • Online-Glücksspiele, wie zum Beispiel Poker
  • Sport- und Pferdewetten

Was kennzeichnet eine Glücksspielsucht?

Menschen mit einer Glücksspielsucht verspüren ein unwiderstehliches Verlangen nach Glücksspielen, bei denen sie Geld oder Wertgegenstände als Einsatz verwenden. Sie können das Glücksspiel nicht einstellen, selbst wenn sie hohe finanzielle Verluste erleiden, sich verschulden und durch ihr Verhalten ihre Familie, ihre Partnerschaft oder ihren Beruf gefährden.

Zu den typischen Merkmalen einer Glücksspielsucht zählen:

  • Der Drang zu spielen ist unkontrollierbar.
  • Die Gedanken kreisen ständig um das Glücksspiel.
  • Persönliche, familiäre und berufliche Verpflichtungen werden vernachlässigt. 
  • Man verwendet Lügen und begeht Straftaten zur Geldbeschaffung.
  • Es wird versucht, Verluste mit erneutem Glücksspiel auszugleichen (Chasing).
  • Man zieht sich zurück von Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben.
  • Versuche, das Glücksspiel aufzugeben, scheitern.
  • Man neigt zu Stimmungsschwankungen und plötzlichen Wutausbrüchen.

Welche Faktoren erhöhen das Risiko für eine Glücksspielsucht?

Die meisten Menschen nehmen irgendwann in ihrem Leben an einem Glücksspiel teil. Aber nicht jeder wird spielsüchtig. Bestimmte Personengruppen haben ein höheres Risiko als andere, eine Glücksspielsucht zu entwickeln. Außerdem ist das Risiko bei bestimmten Spielformen besonders hoch, sodass die Spielenden süchtig danach werden. Insbesondere Spielautomaten sowie Online-Glücksspiele haben ein hohes Suchtpotential.

Wer hat ein erhöhtes Risiko, eine Glücksspielsucht zu entwickeln?

Als besonders gefährdet gelten:

  • Männer
  • Jugendliche und junge Erwachsene
  • Menschen mit geringem Einkommen und Arbeitssuchende
  • Personen mit geringer Schulbildung
  • Menschen mit Migrationshintergrund
  • Angehörige von Menschen mit einer Glücksspielsucht, insbesondere Kinder aus glücksspielbelasteten Familien

Warum sind Geldspielautomaten besonders suchtgefährdend?

Geldspielautomaten bergen ein besonders hohes Suchtrisiko durch:

  • die schnelle Abfolge von Ereignissen
  • das häufige Auftreten von Beinah-Gewinnen
  • verlockende Gewinnmöglichkeiten
  • die Umwandlung von Geldeinsätzen in Spielpunkte, die Verluste verharmlosen
  • hohe Verfügbarkeit
Geldspielautomaten bergen ein hohes Risiko für die Entstehung einer Glücksspielsucht.

Wie häufig ist Glücksspielsucht?

Glücksspiel ist weitverbreitet: Knapp 80 Prozent der deutschen Bevölkerung hat schon mindestens einmal an einem Glücksspiel teilgenommen.

Als glücksspielsüchtig gelten in Deutschland einer Studie aus dem Jahr 2021 zufolge 2,3 Prozent der Erwachsenen – Männer häufiger als Frauen.

Obwohl Glücksspiel erst ab 18 Jahren erlaubt ist, zeigen etwa 0,3 bis 3,0 Prozent der Jugendlichen unter 18 Jahren ein problematisches Glücksspielverhalten. Jungen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Mädchen.

Jüngere Menschen nutzen vor allem Kartenspiele um Geld, Geldspielautomaten, Sportwetten und Rubbellose. Auch Glücksspielangebote im Internet gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Welche Phasen der Glücksspielsucht gibt es?

Der Verlauf einer Glücksspielsucht wird in drei Phasen unterteilt:

  • Das positive Anfangsstadium:
    Anfängliche Gewinne vermitteln ein positives Bild vom Glücksspiel. Gewinne werden zunehmend dem eigenen Geschick zugeschrieben, nicht dem Zufallsprinzip.
  • Das kritische Gewöhnungsstadium:
    Die Spielhäufigkeit und die Höhe der Geldeinsätze steigen. Spielerinnen und Spieler versuchen, entstandene Verluste auszugleichen (Chasing). In diesem Stadium ist der zeitweilige Verzicht auf das Glücksspiel noch möglich.
  • Das Suchtstadium:
    Die Spieler verlieren die Kontrolle über Spielzeiten und Spieleinsätze. Lügen, Angst und Schuldgefühle nehmen zu. Negative Folgeerscheinungen wie Verschuldung, Beziehungsprobleme sowie berufliche Schwierigkeiten entstehen. Betroffene neigen zu Depressionen und Selbstmordgedanken. Viele entwickeln den Hang zu weiteren Abhängigkeiten wie etwa Alkohol.
Verlauf einer Spielsucht: Anfangsstadium, Gewöhnungsstadium, Suchtstadium.

Wie stellt man eine Glücksspielsucht fest?

Die Diagnose einer Glücksspielsucht wird häufig dadurch erschwert, dass Betroffene sich ihre Erkrankung nicht eingestehen wollen und versuchen, sie zu vertuschen. Oftmals sind es Angehörige, die das Problem ansprechen.

Die Diagnose der Spielsucht erfolgt in der Regel mithilfe von Kurzfragebögen in Form von Selbstangaben der Betroffenen. Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können die Diagnose stellen.

Bei dem Verdacht, dass eine Glücksspielsucht vorliegen könnte, kann man sich auch an eine Suchtberatungsstelle wenden oder einen Selbsttest im Internet machen. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass ein Selbsttest zwar einen ersten Hinweis liefern, jedoch nicht die ärztliche oder psychotherapeutische Diagnose ersetzen kann.

Einen Selbsttest zur Glücksspielsucht bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) an.

Wie kann man eine Glücksspielsucht behandeln?

Ambulante Suchtberatungsstellen, stationäre Fachkliniken, Suchtselbsthilfegruppen oder eine Psychotherapie können bei der Suchtbewältigung helfen. Allerdings nimmt nur etwa jeder oder jede Fünfte mit einer Glücksspielsucht Hilfe in Anspruch. Häufig verhindern Scham, der Wunsch, unentdeckt zu bleiben, und der Wille, das Problem selbst zu lösen, dass Betroffene sich Hilfe suchen.

Wichtig zu wissen: Die Krankenkassen, Kommunen oder die Rentenversicherung tragen die Kosten für die Behandlung einer Glücksspielsucht.

Die Therapie einer Spielsucht kann ambulant oder stationär stattfinden. Eine ambulante Behandlung kommt für Personen infrage, die:

  • einem geregelten Beruf nachgehen,
  • in einer stabilen Wohnsituation leben,
  • durch ihr soziales Umfeld unterstützt werden,
  • bereit zur aktiven Mitarbeit und dem Verzicht auf das Glücksspiel sind
  • und die Therapieeinrichtung gut erreichen können.

Ist dies nicht gewährleistet, kann ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik oder einer anderen Therapieeinrichtung helfen, den Kreislauf der Spielsucht zu durchbrechen. Eine stationäre Behandlung ist auch angeraten, wenn weitere Erkrankungen und Abhängigkeiten hinzukommen.

Die Behandlung der Spielsucht kann einzeln oder in Gruppensitzungen erfolgen. Sie enthält verschiedene Schwerpunkte:

  • Einsicht/Anerkennung der Glücksspielsucht
  • Aufdecken von Ursachen der Glücksspielsucht
  • Aufbau einer Veränderungsmotivation
  • Förderung von Möglichkeiten der Selbstkontrolle
  • Umgang mit Geld und Schulden
  • Aufbau sozialer Kontakte
  • Strategien zum Verhindern von Rückfällen
  • Erlernen von Entspannungs- und Problembewältigungsverfahren

Oft werden auch Angehörige in die Therapie einbezogen. Zudem kann die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe bei der Bewältigung einer Sucht beziehungsweise zur Stabilisierung der Genesung helfen.

Wie kann man einer Glücksspielsucht vorbeugen?

Es gibt verschiedene Ansätze, die dem Entstehen einer Glücksspielsucht vorbeugen können. Diese beinhalten sowohl Aufklärungsprogramme als auch gesetzliche Regelungen und Beschränkungen. Dazu gehören:

  • Informationskampagnen und Unterrichtsangebote für Schulen und Sportvereine
  • Beschränkung der Anzahl von Glücksspielstätten
  • keine Spielstätten in problembelasteten Stadtteilen
  • unattraktive Lage der Glücksspielorte
  • Begrenzung der Öffnungszeiten
  • Einlass- und Ausweiskontrollen
  • Alkohol- und Rauchverbot
  • keine naheliegenden Bargeldautomaten und Limits für bargeldlosen Zahlungsverkehr
  • Beschränkung von Glücksspielen mit hohem Suchtrisiko
  • Aufklärung über Gewinn-und Verlustwahrscheinlichkeiten
  • Eingriffe in die Spielstruktur: Begrenzung von Einsätzen, Gewinnen, Verlusten und der Spielgeschwindigkeit
  • Werbebeschränkungen und Werbeverbote
  • Hinweise auf Hilfsangebote
  • Schulung des Personals zur Früherkennung von problematischem Spielverhalten
  • Informationen und Angebote zur Glücksspielsperre

Was ist eine Glücksspielsperre?

Eine Glücksspielsperre verhindert die Teilnahme am Glücksspiel. Eine Spielersperre kann als Selbstsperre von der spielsüchtigen Person eingerichtet werden. 

Wichtig zu wissen: Eine Glücksspielsperre gilt als ein erfolgversprechendes Hilfsmittel zum Schutz vor Glücksspielsucht und deren Folgen.

Familienangehörige oder Glücksspiel-Anbieter können eine Fremdsperre beantragen. An dem deutschlandweiten Sperrsystem OASIS sind alle Lotteriegesellschaften, Spielbanken, Betreiber von Geldspielautomaten sowie staatlich zugelassene Wettbüros und Anbieter von Online-Glücksspielen angeschlossen.

Mehr Informationen zur Glücksspielsperre finden Sie unter check-dein-spiel.de, einem Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Wo findet man Hilfe und weitere Informationen?

Es gibt eine Vielzahl an Beratungs- und Informationsangeboten, sowohl telefonisch, persönlich vor Ort oder auch im Internet.

Ein umfassender Überblick über die verschiedenen Hilfsangebote findet sich unter bundesweit-gegen-gluecksspielsucht.de.

Wo kann man sich telefonisch beraten lassen?

Ein kostenloses und anonymes Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, (BZgA) ist täglich unter der Telefonnummer
0800 - 137 27 00 erreichbar. Die Sprechzeiten sind Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Die Hotline der Arbeitsgruppe Spielsucht der Charité Universitätsmedizin Berlin steht für Betroffene und Angehörige auf Wunsch auch anonym zur Verfügung unter der Telefonnummer 030 - 450 617 333. Die Sprechzeiten sind Dienstag und Donnerstag von 10 bis 16 Uhr.

Das Beratungstelefon des Fachverbands Glücksspielsucht ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800 - 0776611. Eine Beratung ist dort auch auf Russisch oder Türkisch möglich. Für eine Beratung in russischer Sprache wählen Sie 0511 - 7014661, in türkischer Sprache 0800 - 3264762.

Wo gibt es Informationen zur Glücksspielsucht im Internet?

Informationen zur Glücksspielsucht sowie Kontakt oder Links zu Hilfs- und Beratungsangeboten gibt es im Internet auf den folgenden Seiten:

Einige Internetseiten bieten Selbsttests an, um das eigene Spielverhalten einzuschätzen und problematisches Verhalten zu erkennen. Dazu gehören:

Außerdem bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein kostenloses und anonymes Online-Ausstiegsprogramm mit dem Titel „Check out“ an.

Wie finde ich eine Beratungsstelle in meiner Nähe?

Es gibt in Deutschland 1400 Suchtberatungsstellen, von denen sich 300 auf die Beratung von Menschen mit Glücksspielsucht und ihren Angehörigen spezialisiert haben. 

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. bietet auf dhs.de eine Postleitzahlensuche an, mit deren Hilfe Beratungsstellen vor Ort aufgelistet werden.

Die Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht bieten ebenfalls eine Suchfunktion für eine Beratung vor Ort an.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V.

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