Gesund leben Glücksspielsucht (pathologisches Spielen)
ICD-Codes: F63.0 Was sind ICD-Codes?
Menschen mit einer Glücksspielsucht können nicht mit dem Glücksspiel aufhören, obwohl es häufig negative Folgen für ihre finanzielle Situation, ihr Privatleben und ihren Beruf hat. Um die Sucht zu bewältigen, gibt es zahlreiche Beratungs-, Hilfs- und Therapieangebote.
Auf einen Blick
- Bei einer Glücksspielsucht können Menschen nicht mehr mit dem Glücksspiel aufhören.
- Glücksspiel ist häufig mit finanziellen Schwierigkeiten verbunden und belastet Partnerschaft, Familie und Beruf.
- Vor allem bei jungen Männern ist Glücksspielsucht verbreitet.
- Glücksspielsucht ist eine anerkannte Erkrankung und die Behandlung wird von den Krankenkassen, den Kommunen oder der Rentenversicherung bezahlt.
- Ambulante und stationäre Behandlungsangebote, Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen sowie diverse Online-Angebote bieten Unterstützung bei der Suchtbewältigung.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Glücksspielsucht?
Glücksspielsucht (pathologisches Spielen) ist eine Suchterkrankung, bei der ein starkes Verlangen nach Glücksspielen vorliegt.
Viele Glücksspiele sind leicht zugänglich. So sind etwa Geldspielautomaten nicht nur in zugangsbeschränkten Spielhallen zu finden, sondern häufig auch in frei zugänglichen Gaststätten oder anderen Unterhaltungseinrichtungen. Insbesondere das Internet und die Verwendung von Smartphones erleichtern den Zugang zu Glücksspielangeboten.
Egal ob im Internet oder in der Spielhalle: Geldspielautomaten stellen ein besonders hohes Risiko dar, eine Glücksspielsucht zu entwickeln. Weitere Glücksspiele, die häufig zur Abhängigkeit führen, sind:
- Casinospiele wie Roulette, Karten- oder Würfelspiele
- Online-Glücksspiele, wie zum Beispiel Poker
- Sport- und Pferdewetten
Was kennzeichnet eine Glücksspielsucht?
Menschen mit einer Glücksspielsucht verspüren ein starkes Verlangen nach Glücksspielen, bei denen sie Geld oder Wertgegenstände als Einsatz verwenden. Sie können mit dem Glücksspiel nicht aufhören, selbst wenn sie hohe finanzielle Verluste erleiden, sich verschulden und durch ihr Verhalten ihre Familie, ihre Partnerschaft oder ihren Beruf gefährden.
Zu den typischen Merkmalen einer Glücksspielsucht zählen:
- Der Drang zu spielen ist schwer kontrollierbar
- Die Gedanken kreisen ständig um das Glücksspiel
- Persönliche, familiäre und berufliche Verpflichtungen werden vernachlässigt
- Man lügt und begeht Straftaten, um Geld zu beschaffen
- Es wird versucht, Verluste mit erneutem Glücksspiel auszugleichen (Chasing)
- Man zieht sich von Aktivitäten zurück, die früher Spaß gemacht haben
- Versuche, das Glücksspiel aufzugeben, scheitern
- Man neigt zu Stimmungsschwankungen und plötzlichen Wutausbrüchen
Welche Faktoren erhöhen das Risiko für eine Glücksspielsucht?
Die meisten Menschen nehmen irgendwann in ihrem Leben an einem Glücksspiel teil. Nur ein kleiner Teil wird auch spielsüchtig. Bestimmte Personengruppen haben ein höheres Risiko als andere, eine Glücksspielsucht zu entwickeln. Außerdem ist das Risiko bei bestimmten Spielformen besonders hoch, so dass die Spielenden leichter süchtig danach werden. Insbesondere Spielautomaten sowie Online-Glücksspiele und Live-Sportwetten haben ein hohes Suchtpotential.
Wer hat ein erhöhtes Risiko, eine Glücksspielsucht zu entwickeln?
Als besonders gefährdet gelten:
- Männer
- Jugendliche und junge Erwachsene
- Menschen mit geringem Einkommen und Arbeitssuchende
- Personen mit geringer Schulbildung
- Menschen mit Migrationshintergrund
- Angehörige von Menschen mit einer Glücksspielsucht, insbesondere Kinder aus glücksspielbelasteten Familien
Warum sind Geldspielautomaten, Online-Glücksspiele und Live-Sportwetten besonders suchtgefährdend?
Sie bergen ein besonders hohes Suchtrisiko durch:
- die schnelle Abfolge von Ereignissen
- das häufige Auftreten von Beinah-Gewinnen
- verlockende Gewinnmöglichkeiten
- die Umwandlung von Geldeinsätzen in Spielpunkte, die Verluste verharmlosen
- hohe Verfügbarkeit
- Illusion, das Geschehen unter Kontrolle zu haben
Wie häufig ist Glücksspielsucht?
Glücksspiel ist weitverbreitet: Knapp 80 Prozent der deutschen Bevölkerung hat schon mindestens einmal an einem Glücksspiel teilgenommen. 1 von 10 spielenden Personen nimmt ausschließlich online an Glücksspielen teil.
Als glücksspielsüchtig gelten in Deutschland einer Studie aus dem Jahr 2023 zufolge 2,4 Prozent der Erwachsenen – Männer häufiger als Frauen.
Obwohl Glücksspiel erst ab 18 Jahren erlaubt ist, zeigen etwa 0,3 bis 3,0 Prozent der Jugendlichen unter 18 Jahren ein problematisches Glücksspielverhalten. Jungen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Mädchen.
Jüngere Menschen nutzen vor allem Kartenspiele um Geld, Geldspielautomaten, Sportwetten, Bingo und Rubbellose.
Welche Phasen der Glücksspielsucht gibt es?
Der Verlauf einer Glücksspielsucht wird in drei Phasen unterteilt:
Das positive Anfangsstadium
Anfängliche Gewinne vermitteln ein positives Bild vom Glücksspiel. Gewinne werden zunehmend dem eigenen Geschick zugeschrieben, nicht dem Zufallsprinzip.
Das kritische Gewöhnungsstadium
Die Spielhäufigkeit und die Höhe der Geldeinsätze steigen. Spielerinnen und Spieler versuchen, entstandene Verluste auszugleichen (Chasing). In diesem Stadium ist der zeitweilige Verzicht auf das Glücksspiel noch möglich.
Das Suchtstadium
Die Spieler verlieren die Kontrolle über Spielzeiten und Spieleinsätze. Lügen, Angst und Schuldgefühle nehmen zu. Es können negative Folgeerscheinungen entstehen, zum Beispiel Verschuldung, Beziehungsprobleme sowie berufliche Schwierigkeiten. Betroffene neigen zu Depressionen und Selbstmordgedanken. Es können zusätzlich weitere Abhängigkeiten auftreten, etwa von Alkohol.
Wie stellt man eine Glücksspielsucht fest?
Die Diagnose einer Glücksspielsucht wird häufig dadurch erschwert, dass Betroffene sich ihre Erkrankung nicht eingestehen wollen und versuchen, sie zu verheimlichen. Oftmals sind es Angehörige, die das Problem ansprechen.
Die Diagnose der Spielsucht erfolgt in der Regel mithilfe von Kurzfragebögen in Form von Selbstangaben der Betroffenen. Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können die Diagnose stellen.
Bei dem Verdacht, dass eine Glücksspielsucht vorliegen könnte, kann man sich auch an eine Suchtberatungsstelle wenden oder einen Selbsttest im Internet machen. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass ein Selbsttest zwar einen ersten Hinweis liefern, jedoch nicht die ärztliche oder psychotherapeutische Diagnose ersetzen kann.
Einen Selbsttest zur Glücksspielsucht bietet das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) an.
Wie kann man eine Glücksspielsucht behandeln?
Ambulante Suchtberatungsstellen, stationäre Fachkliniken, Suchtselbsthilfegruppen oder eine Psychotherapie können bei der Suchtbewältigung helfen. Allerdings nimmt nur etwa jeder oder jede Fünfte mit einer Glücksspielsucht Hilfe in Anspruch. Betroffene suchen häufig keine Hilfe, weil sie sich schämen, unentdeckt bleiben möchten, und das Problem lieber selbst lösen möchten.
Wichtig zu wissen: Die Krankenkassen, Kommunen oder die Rentenversicherung tragen die Kosten für die Behandlung einer Glücksspielsucht.
Die Therapie einer Spielsucht kann ambulant oder stationär stattfinden. Eine ambulante Behandlung kommt für Personen infrage, die:
- einem geregelten Beruf nachgehen
- in einer stabilen Wohnsituation leben
- durch ihr soziales Umfeld unterstützt werden
- bereit und in der Lage sind, aktiv mitzuarbeiten und auf das Glücksspiel zu verzichten
- die Therapieeinrichtung gut erreichen können
Andernfalls kann ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik oder einer anderen Therapieeinrichtung helfen, den Kreislauf der Spielsucht zu durchbrechen. Eine stationäre Behandlung ist auch angeraten, wenn weitere Erkrankungen und Abhängigkeiten hinzukommen.
Die Behandlung der Spielsucht kann einzeln oder in Gruppensitzungen erfolgen. Sie enthält verschiedene Schwerpunkte:
- Probleme einsehen und die Spielsucht anerkennen
- Ursachen der Glücksspielsucht aufdecken
- eine Motivation zur Veränderung aufbauen
- Möglichkeiten der Selbstkontrolle fördern
- lernen, wie man mit Geld und Schulden umgeht
- soziale Kontakte aufbauen
- Strategien erarbeiten, um Rückfälle zu verhindern
- Erlernen von Entspannungs- und Problembewältigungsverfahren
Oft werden auch Angehörige in die Therapie einbezogen. Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe kann dabei helfen, eine Sucht zu bewältigen und die erreichten Ziele aufrechtzuhalten.
Wie kann man einer Glücksspielsucht vorbeugen?
Es gibt verschiedene Ansätze, um einer Glücksspielsucht vorzubeugen. Dazu gehören sowohl Aufklärungsprogramme als auch gesetzliche Regelungen und Beschränkungen, wie etwa:
- Informationskampagnen und Unterrichtsangebote für Schulen und Sportvereine
- Beschränkung der Anzahl von Glücksspielstätten
- keine Spielstätten in problembelasteten Stadtteilen
- unattraktive Lage der Glücksspielorte
- Begrenzung der Öffnungszeiten
- Einlass- und Ausweiskontrollen
- Alkohol- und Rauchverbot
- keine naheliegenden Bargeldautomaten und Limits für bargeldlosen Zahlungsverkehr
- Beschränkung von Glücksspielen mit hohem Suchtrisiko
- Aufklärung über Gewinn-und Verlustwahrscheinlichkeiten
- Eingriffe in die Spielstruktur: Begrenzung von Einsätzen, Gewinnen, Verlusten und der Spielgeschwindigkeit
- Werbebeschränkungen und Werbeverbote
- Hinweise auf Hilfsangebote
- Schulung des Personals zur Früherkennung von problematischem Spielverhalten
- Informationen und Angebote zur Glücksspielsperre
Was ist eine Glücksspielsperre?
Eine Glücksspielsperre verhindert die Teilnahme am Glücksspiel. Eine Spielersperre kann als Selbstsperre von der spielsüchtigen Person eingerichtet werden.
Wichtig zu wissen: Eine Glücksspielsperre gilt als ein erfolgversprechendes Hilfsmittel zum Schutz vor Glücksspielsucht und deren Folgen.
Familienangehörige oder Glücksspiel-Anbieter können eine Fremdsperre beantragen. An das deutschlandweite Sperrsystem OASIS sind alle Lotteriegesellschaften, Spielbanken, Betreiber von Geldspielautomaten sowie staatlich zugelassene Wettbüros und Anbieter von Online-Glücksspielen angeschlossen.
Mehr Informationen zur Glücksspielsperre finden Sie unter check-dein-spiel.de, einem Angebot des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG).
Wo findet man Hilfe und weitere Informationen?
Es gibt eine Vielzahl an Beratungs- und Informationsangeboten. Sie können telefonisch, persönlich vor Ort oder auch im Internet wahrgenommen werden.
Ein umfassender Überblick über die verschiedenen Hilfsangebote findet sich unter bundesweit-gegen-gluecksspielsucht.de.
Wo kann man sich telefonisch beraten lassen?
Ein kostenloses und anonymes Beratungstelefon des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) ist täglich unter der Telefonnummer 0800 - 137 27 00 erreichbar. Die Sprechzeiten sind Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
Das Beratungstelefon des Fachverbands Glücksspielsucht ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800 - 0776611.
Wo gibt es Informationen zur Glücksspielsucht im Internet?
Informationen zur Glücksspielsucht sowie Kontakt oder Links zu Hilfs- und Beratungsangeboten gibt es im Internet auf den folgenden Seiten:
Einige Internetseiten bieten Selbsttests an, um das eigene Spielverhalten einzuschätzen und problematisches Verhalten zu erkennen. Dazu gehören:
Außerdem bietet das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG) ein kostenloses und anonymes Online-Ausstiegsprogramm mit dem Titel Check out an.
Wie finde ich eine Beratungsstelle in meiner Nähe?
Es gibt in Deutschland 1400 Suchtberatungsstellen, von denen sich 300 auf die Beratung von Menschen mit Glücksspielsucht und ihren Angehörigen spezialisiert haben.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. bietet auf dhs.de eine Postleitzahlensuche an, mit deren Hilfe Beratungsstellen vor Ort aufgelistet werden.
Die Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht bieten ebenfalls eine Suchfunktion für eine Beratung vor Ort an.
- Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Check Dein Spiel. Selbstsperre und Fremdsperre. Aufgerufen am 14.07.2025.
- Buth S, Meyer G, Rosenkranz M, Kalke J. Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung – Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2024. Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD). 2024.
- Deutsche Haupstelle für Suchtfragen e.V. Sucht und Migration. Aufgerufen am 21.07.2025.
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. Pathologisches Glücksspielen. Aufgerufen am 01.06.2022.
- Hayer, T. Jugendliche und Glücksspiele: Spielanreize und Suchtgefahren im Überblick. Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe 2020. 30-36.
- Meyer G, Bachmann M. Spielsucht: Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten. 4. Auflage. Springe: Bremen 2017.
- Müller A, Müller K, Wölfling K. Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und Internetsucht. 1. Auflage. Hogrefe: Göttingen 2018.
- Sonnenmoser M. Glücksspielsucht: Junge Männer besonders gefährdet. Deutsches Ärzteblatt. 2.2015.
- World Health Organization (WHO). Fact sheets: Gambling. Stand 02.12.2024.
Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V.
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