Hausärztliche Versorgung – die Rolle der Hausarztpraxis

In gesundheitlichen Fragen ist die Hausarztpraxis oft die erste Anlaufstelle. Hausärztinnen und Hausärzte behandeln viele Erkrankungen, führen Vorsorgeuntersuchungen durch und betreuen ihre Patientinnen und Patienten oftmals über viele Jahre. Bei Bedarf vermitteln sie weitergehende medizinische Hilfe. 

Auf einen Blick

  • Bei gesundheitlichen Problemen wendet man sich in vielen Fällen zunächst an die Hausarztpraxis. 
  • Zu den hausärztlichen Aufgaben zählen auch die Vorbeugung und Früherkennung von Erkrankungen.
  • Durch langjährige Betreuung haben Hausärztinnen und Hausärzte oftmals einen guten Überblick über die Krankengeschichte und das Lebensumfeld ihrer Patientinnen und Patienten. 
  • Über die Hausarztpraxis können weitere Untersuchungen oder Behandlungen vermittelt und koordiniert werden. 
  • In Deutschland gilt freie Arztwahl. Sie können selbst entscheiden, zu welcher Praxis Sie gehen.
Mann und Frau im Gespräch mit einem Arzt im Arztzimmer.

Welche Rolle hat die Hausarztpraxis?

Die Hausarztpraxis hat für viele Menschen in ihrer medizinischen Versorgung einen besonderen Stellenwert. Einige wenden sich über Jahre hinweg immer wieder an ein und dieselbe Hausarztpraxis. Mitunter geht die ganze Familie zur selben Praxis. Ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis ist eine wichtige Grundlage für eine optimale medizinische Versorgung. So können für Diagnose und Behandlungsentscheidungen nicht nur die gesamte Krankengeschichte, sondern auch soziale Aspekte berücksichtigt werden.

Hausärztinnen und Hausärzte sind die erste Anlaufstelle bei vielen gesundheitlichen Problemen.

Hausärztinnen und Hausärzte führen Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen durch. Sie können eine Vielzahl von Erkrankungen erkennen und behandeln. Bei Bedarf verordnen sie Medikamente oder koordinieren eine weitergehende medizinische Versorgung – beispielsweise eine Physiotherapie, eine fachärztliche Untersuchung oder auch eine Behandlung im Krankenhaus. Die Hausärztin oder der Hausarzt kann zudem dabei behilflich sein, Pflegeleistungen oder Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

Was leistet eine hausärztliche Praxis?

Hausärztinnen und Hausärzte sind dafür qualifiziert, gesundheitliche Fragen verschiedenster Bereiche zu beantworten. Sie können eine fachärztliche Weiterbildung in Allgemeinmedizin oder in Innerer Medizin haben. Mit ihrem breiten medizinischen Wissen können sie Beschwerden einordnen, passende Untersuchungen durchführen und Behandlungsmöglichkeiten einschätzen. Wenn sie eine Patientin oder einen Patienten genauer kennen, können sie dabei auch weitere Faktoren beachten, etwa vorherige Erkrankungen, den Beruf oder das Familienumfeld. Bei Bedarf führen sie auch Hausbesuche oder Besuche im Pflegeheim durch.

Gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten entscheiden sie über die weiteren Schritte. Dazu gehört zum Beispiel, ob weitergehende Untersuchungen und eine Behandlung in der Hausarztpraxis möglich sind oder ob spezialisierte Hilfe benötigt wird. 
Die Hausärztin oder der Hausarzt kann neben einer körperlichen Untersuchung beispielsweise Blut für Laboruntersuchungen abnehmen oder auch eine EKG- oder Ultraschall-Untersuchung durchführen. Zur Behandlung können Hausärzte Medikamente und Maßnahmen wie Physiotherapie oder Ergotherapie verschreiben. 


Weiterleitung und Koordination 

Bei Bedarf kann man über die Hausarztpraxis eine Überweisung zur gezielten fachärztlichen Behandlung oder auch eine Einweisung in ein Krankenhaus erhalten.  

Hausärztinnen und Hausärzten haben dabei eine koordinierende Rolle. Sie wissen, welche Untersuchungen und welche Behandlung durchgeführt wurden und erhalten üblicherweise die Befunde von fachärztlichen Praxen und Krankenhäusern. Sie können dabei helfen, die Bedeutung der Befunde zu verstehen und einzuordnen. Ihr Überblick hilft außerdem dabei, den für die Patientin oder den Patienten bestmöglichen Umgang mit einer Erkrankung zu finden. Das gilt beispielsweise auch für Medikamente: Die Hausärztin oder der Hausarzt kontrolliert die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen und achtet auch auf Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten. 

Eine weitere wichtige Aufgabe von Hausärztinnen und Hausärzten ist die Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten. Sie führen dazu Untersuchungen wie den Gesundheits-Check-up sowie Schutzimpfungen gegen Infektionskrankheiten durch.

Wann suche ich die Hausarztpraxis auf?

Die Hausarztpraxis ist für viele medizinische Anliegen die richtige Anlaufstelle. Gründe für einen Termin in der Hausarztpraxis können sein:

Gründe für einen Arzttermin: Neue Beschwerden, bekannte Erkrankungen, Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen, Impfungen, Medikamente.

Bei einigen Erkrankungen kann aber auch eine andere Facharztpraxis die erste Anlaufstelle sein – beispielsweise bei Problemen mit dem Gehör oder den Augen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, hilft Ihnen die Hausarztpraxis dabei, die passende Fachrichtung für Ihr gesundheitliches Anliegen zu finden. 

Wichtig zu wissen: Es ist hilfreich, sich auf einen Arztbesuch gut vorzubereiten und sich seine Anliegen und alle wichtigen Informationen zu notieren. So vergisst man in der Aufregung nichts.  

Wenn Sie außerhalb der Praxis-Öffnungszeiten ärztliche Hilfe brauchen, können Sie sich an den Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 wenden. Dort erfahren Sie, welche Praxis gerade Bereitschaftsdienst hat. Sie können dazu auch die Online-Suche nutzen. 

Ein Krankenhaus sollte man bei Beschwerden aufsuchen, die auf lebensbedrohliche Notfälle hinweisen. Solche Beschwerden sind zum Beispiel Atemnot, Schmerzen in der Brust, starke Bauchschmerzen, Bewusstlosigkeit oder auch plötzlich aufgetretene Probleme mit der Sprache oder mit Bewegungen.

Wie ist die hausärztliche Versorgung geregelt?

Fachliche Qualifikation und Art der Praxis

Ärztinnen und Ärzte mit fachärztlicher Qualifikation in Allgemeinmedizin oder Innerer Medizin können im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung hausärztlich tätig sein. Wie viele Hausarztpraxen es in einem Stadtteil oder einer Region gibt, wird über die Kassenärztlichen Vereinigungen geregelt. 
Darüber hinaus ist es möglich, dass alle Ärztinnen und Ärzte mit abgeschlossenem Studium eine private Praxis betreiben. Die Behandlung in einer solchen Praxis wird aber von den gesetzlichen Krankenversicherungen nicht bezahlt. 

Außer hausärztlichen Einzelpraxen gibt es auch Gemeinschaftspraxen, Praxisgemeinschaften und medizinische Versorgungszentren (MVZ). Darin sind mehrere Ärztinnen und Ärzte – oftmals aus unterschiedlichen Fachgebieten – zusammengeschlossen. Die hausärztliche Betreuung gestaltet sich dabei grundsätzlich ähnlich wie in einer Einzelpraxis. Es kann aber sein, dass man nicht bei jedem Besuch denselben Ansprechpartner hat.

Gut zu wissen: Neben ihrer fachärztlichen Weiterbildung können Hausärztinnen und Hausärzte noch andere spezielle Qualifikationen haben. Dazu gehören beispielsweise Kenntnisse in Sportmedizin, Schmerztherapie oder Psychologie. 


Hausarztzentrierte Versorgung (Hausarzttarif)

Die gesetzlichen Krankenkassen müssen ihren Versicherten einen sogenannten Hausarzttarif anbieten. Patientinnen und Patienten können freiwillig daran teilnehmen. Man verpflichtet sich damit, nur zu einer ausgewählten hausärztlichen Praxis zu gehen. Diese Praxis übernimmt dann eine Lotsenfunktion: Wenn eine fachärztliche Betreuung notwendig ist, dann muss in der Regel zunächst eine Überweisung durch die Hausärztin oder den Hausarzt erfolgen. Ausnahmen sind Notfälle sowie das Aufsuchen von Praxen der Kinder- und Jugendmedizin, Augenheilkunde und Frauenheilkunde.

Durch die hausarztzentrierte Versorgung soll eine hochwertige, gut koordinierte medizinische Betreuung ohne unnötige Mehr-fachuntersuchungen gewährleistet werden. Wenn man sich für eine feste hausärztliche Praxis entscheidet, dann kann man je nach Krankenkasse eine Prämienzahlung oder Zuzahlungsermäßigung bekommen.

Wie finde ich eine passende Hausarztpraxis?

In Deutschland gilt freie Arztwahl. Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten ihre Arztpraxis frei wählen und auch wechseln können. Das gilt auch für die Wahl des Hausarztes beziehungsweise der Hausärztin. 

Bei der Auswahl einer Hausarztpraxis können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:

  • Lage und Erreichbarkeit
  • Angebotene Sprechzeiten und Organisation der Praxis
  • Sprachkenntnisse der Ärztin beziehungsweise des Arztes
  • Leistungen und Zusatzqualifikationen
  • Bewertungen anderer Patientinnen und Patienten
  • Vertrauensverhältnis

Für viele Menschen ist es wichtig, dass sich die Praxis in der Nähe ihres Wohnorts befindet und gut erreichbar ist. Ausschlaggebend für die Wahl einer Hausarztpraxis können zum Beispiel auch ein barrierefreier Zugang oder das Angebot von Videosprechstunden sein. 

Auch die angebotenen Sprechzeiten, Möglichkeiten zur Terminvereinbarung und Wartezeiten in der Praxis spielen bei der Wahl der Hausärztin oder des Hausarztes eine Rolle. Fremdsprachen-Kenntnisse können entscheidend für eine gelungene Kommunikation in der Praxis sein. 

Einige Hausärztinnen und Hausärzte haben spezielle Qualifikationen oder bieten besondere Leistungen an. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, sich beispielsweise bei Bekannten über ihre Erfahrungen in einer Praxis zu informieren.

Für viele Menschen ist das Aufsuchen der Praxis und das Offenlegen von Beschwerden eine sehr persönliche Angelegenheit. Umso wichtiger ist es, dass man sich bei der Hausärztin oder dem Hausarzt gut aufgehoben fühlt. Ein vertrauensvolles Verhältnis kann einen positiven Einfluss auf die Behandlung haben. Wenn es die Möglichkeit zu einem ausführlichen ersten Gespräch gibt, sollte man diese wahrnehmen.

Hausärztliche Praxen in Ihrer Nähe finden Sie über unsere Arztsuche. Sie können die Suchergebnisse unter anderem nach angebotenen Leistungen, Barrierefreiheit oder auch Fremdsprachen-Kenntnissen filtern. 

Auch bei den Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen können Arzttermine vereinbart werden. Das ist entweder über die Rufnummer 116 117 oder online über den E-Terminservice möglich. 

Die Ärztekammern der Bundesländer bieten ebenfalls verschiedene Arztsuchdienste an. Manche Bundesländer bieten Online-Angebote an, andere geben telefonisch Auskünfte. Informationen zu den Arztsuchdiensten der einzelnen Bundesländer finden Sie auf der Internetseite der Bundesärztekammer.

Geprüft durch den Hausärztinnen- und Hausärzteverband e.V. 

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