Mandelentzündung

Akute Mandelentzündungen führen zu Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Mattigkeit und Fieber. Kehrt die Entzündung in kurzen Abständen mehrmals wieder, kann das sehr belasten und vereinzelt zu Komplikationen führen.

Auf einen Blick

  • Halsschmerzen, Fieber und geschwollene, gelblich belegte Gaumenmandeln weisen auf eine Mandelentzündung hin.
  • In der Regel ist die Infektion nach ein bis zwei Wochen vorbei.
  • Schmerzmittel können die Beschwerden lindern, bei bakteriellen Entzündungen werden unter Umständen auch Antibiotika eingesetzt.
  • Wiederholte Erkrankungen können sehr belastend sein, zu Komplikationen kommt es aber nur selten.
  • Bei häufigen Mandelentzündungen kann eine Operation infrage kommen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Frau fasst sich an den Hals

Was ist eine Mandelentzündung?

Halsschmerzen gehen meist auf eine Rachenentzündung durch Erkältungsviren zurück, die auf die Mandeln übergreifen kann.

Eine bakterielle Entzündung der Gaumenmandeln kommt seltener vor. Es ist jedoch nicht leicht zu bestimmen, welcher Erreger die Entzündung verursacht hat.

Mandelentzündungen treten bei Kindern und Jugendlichen sehr viel häufiger auf als bei Erwachsenen.

Typisch für eine Mandelentzündung (Tonsillitis) ist, dass sie plötzlich beginnt. Meist heilt sie innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab. Es kann jedoch vorkommen, dass sich die Mandeln im Lauf eines Jahres mehrmals entzünden. Häufige Erkrankungen können belasten. Komplikationen sind aber selten.

Wichtig ist, zwischen einer Mandelentzündung und einer anhaltenden Mandelvergrößerung zu unterscheiden. Das sind unterschiedliche Erkrankungen. Eine Mandelvergrößerung (Tonsillenhyperplasie) kann außer den Gaumenmandeln auch die Rachenmandel betreffen.

Welche Symptome zeigen sich bei einer Mandelentzündung?

Diese Beschwerden weisen auf eine akute Mandelentzündung hin:

  • Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • geschwollene und stark gerötete Mandeln mit gelblichem Belag
  • eine Körpertemperatur über 38 Grad
  • Kopfschmerzen
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Mundgeruch
  • Appetitlosigkeit
  • geschwollene und schmerzende Halslymphknoten

Wurde die Entzündung durch Viren ausgelöst, kommen oft Erkältungsbeschwerden wie Husten und Schnupfen hinzu.

Von einer Mandelentzündung spricht man, wenn die Entzündung vorwiegend die Mandeln betrifft. Ist zusätzlich der Rachen entzündet, wird die Erkrankung als Pharyngitis bezeichnet.

Eine Mandelentzündung kann sich vor allem bei Kindern auch durch untypische Beschwerden äußern, beispielsweise durch Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Was sind die Ursachen einer Mandelentzündung?

Bakterien und Viren werden meist durch Tröpfcheninfektion übertragen: Beim Sprechen oder Niesen entstehen erregerhaltige Tröpfchen, die über die Luft die Schleimhäute anderer Menschen erreichen.

Die Auslöser bakterieller Mandelentzündungen sind in der Regel bestimmte Streptokokken. Jedoch bekommen nicht alle Menschen, die diese Bakterien in sich tragen, eine Mandelentzündung.

Eine Mandelentzündung kann auch bei anderen Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei einer Scharlach-Infektion oder einer Viruskrankheit wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber.

Wie verläuft eine Mandelentzündung?

In der Regel heilt eine akute Mandelentzündung innerhalb von ein bis zwei Wochen aus. Zunächst geht typischerweise das Fieber zurück, während die Halsschmerzen noch andauern. Die Schwellung der Mandeln bleibt meist am längsten bestehen.

Eine akute Mandelentzündung heilt normalerweise innerhalb von 1 – 2 Wochen aus.

Komplikationen sind selten. Die häufigste Komplikation ist eine Eiteransammlung um die Mandeln herum (Peritonsillarabszess). Dieser kann im Rahmen einer bakteriellen Mandelentzündung entstehen und von selbst wieder abheilen. Es besteht aber das Risiko, dass sich die Entzündung in das umliegende Gewebe im Hals- und Brustbereich ausbreitet oder sich eine Sepsis (Blutvergiftung) entwickelt. Das kann zu schweren Komplikationen führen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass ein Abszess behandelt wird.

Ein Peritonsillarabszess kann sich durch sehr starke einseitige Hals- oder Ohrenschmerzen sowie Beschwerden beim Schlucken und Sprechen bemerkbar machen.

Wie wird eine Mandelentzündung diagnostiziert?

Die ärztliche Untersuchung hat bei Halsschmerzen unter anderem das Ziel, folgende Fragen zu beantworten:

  • Verursacht eine Entzündung der Mandeln die Beschwerden?
  • Wie stark entzündet sind die Mandeln?
  • Liegt eine bakterielle Mandelentzündung vor?
  • Sind Antibiotika notwendig oder geht die Entzündung voraussichtlich auch von allein schnell zurück?
  • Besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen?

Zur Klärung dieser Fragen untersucht die Ärztin oder der Arzt den Rachen und erkundigt sich nach den genauen Beschwerden. Geschwollene und belegte Mandeln, Fieber, aber kein Husten: Diese Kombination deutet auf eine bakterielle Mandelentzündung hin.

Außerdem kann ein Streptokokken-Schnelltest durchgeführt werden. Die Krankenkassen bezahlen diesen für Kinder bis zum 16. Lebensjahr. Für den Test wird ein Abstrich von den Mandeln genommen und auf eine bestimmte Art von Streptokokken untersucht. Das Ergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor, ist aber nicht immer richtig. Das Testergebnis fällt genauer aus, wenn der Abstrich ins Labor geschickt wird, ist dann aber erst nach ein bis zwei Tagen da.

Blut wird nur selten abgenommen, zum Beispiel wenn andere Erkrankungen ausgeschlossen werden sollen.

Wie wird eine Mandelentzündung behandelt?

Das Ziel der Behandlung liegt darin, die Beschwerden zu lindern und Komplikationen vorzubeugen.

Bei einer akuten Mandelentzündung kommen folgende Medikamente infrage:

  • schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel, beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol
  • Antibiotika, wenn die Entzündung durch Bakterien verursacht wurde

Antibiotika führen zu einer kürzeren Krankheitsdauer. Wer sie nimmt, ist spätestens 24 Stunden nach Behandlungsbeginn nicht mehr ansteckend. Antibiotika verringern auch das Risiko von Komplikationen – diese sind jedoch ohnehin selten. Da Antibiotika wenig gegen die Beschwerden helfen und Nebenwirkungen mit sich bringen, können viele darauf verzichten.

Um die akuten Beschwerden zu lindern, greifen viele Menschen zu Halsbonbons oder Hausmitteln wie dem Gurgeln mit Salzwasser oder Tee. Auch Halswickel werden mitunter als wohltuend empfunden.

Tritt eine Mandelentzündung immer wieder auf, wird sie meist weiter mit Schmerzmitteln oder Antibiotika behandelt. Bei häufig wiederkehrenden Beschwerden können die Mandeln operativ entfernt werden.

Wichtig zu wissen: Wird eine Mandeloperation empfohlen, kann es sinnvoll sein, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen – das heißt, sich in einer anderen Praxis oder Klinik beraten zu lassen.

Um sich für oder gegen eine Operation zu entscheiden, können Sie die Entscheidungshilfe Mandelentzündung bei Kindern oder die Entscheidungshilfe Mandelentzündung bei Erwachsenen von gesundheitsinformation.de zur Unterstützung nutzen.

  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM). Halsschmerzen. S3-Leitlinie. DEGAM-Leitlinie Nr. 14. AWMF-Registernummer 053-010. 2020.
  • Georgalas CC, Tolley NS, Narula PA. Tonsillitis. BMJ Clin Evid. 2014 Jul 22;2014:0503.
  • Kenealy T. Sore throat. BMJ Clin Evid. 2014 Mar 4;2014:1509.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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