Non-Hodgkin-Lymphome

Non-Hodgkin-Lymphome werden auch als Lymphknotenkrebs bezeichnet. Unter dem Sammelbegriff werden etwa 30 verschiedene Lymphom-Erkrankungen zusammengefasst. In diesem Beitrag erfahren sie, welche Lymphome unterschieden werden und was für die Diagnose und Behandlung wichtig ist.

Auf einen Blick

  • Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) sind bösartige Tumoren des Lymphsystems.
  • Es gibt etwa 30 unterschiedliche Non-Hodgkin-Lymphome.
  • Non-Hodgkin-Lymphome betreffen meist den ganzen Körper.
  • Oft sind Lymphknoten geschwollen, aber auch andere Organe können betroffen sein.
  • Ein Non-Hodgkin-Lymphom kann sich langsam ausbreiten (indolentes Lymphom) oder sehr rasch fortschreiten (aggressives Lymphom).
  • Die genaue Lymphom-Art ist entscheidend für die Behandlung.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Non-Hodgkin-Lymphom: Auf einem weißen Untergrund liegt eine Blutprobe, die mit einem Barcode versehen ist.

Was ist ein Non-Hodgkin-Lymphom?

Non-Hodgkin-Lymphome sind Tumoren des lymphatischen Systems. Zum lymphatischen System gehören die Lymphknoten, die Mandeln und die Milz. Lymphatisches Gewebe findet sich aber auch an anderen Stellen im Körper, etwa im Magen, im Darm oder in der Haut.

Die bösartigen Zellen stammen von weißen Blutzellen ab, sogenannten reifen Lymphozyten. Sie breiten sich vor allem in Lymphknoten aus, können sich jedoch auch in der Leber oder anderen Organen vermehren.

Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort Lymphom „Lymphknotenschwellung“. Ist damit ein bösartiger Tumor gemeint, sprechen Experten ausdrücklich von einem „malignen“ Lymphom.

Hodgkin und Non-Hodgkin-Lymphom: Wo liegt der Unterschied?

Bösartige Erkrankungen des Lymphsystems (maligne Lymphome) wurden früher traditionell in 2 Gruppen unterteilt:

  • Hodgkin-Lymphome mit ihren charakteristischen Tumorzellen
  • andere Lymphome, sogenannte Nicht-Hodgkin-Lymphome (Non-Hodgkin-Lymphome)

Der Begriff Non-Hodgkin-Lymphom fasst über 30 unterschiedliche maligne Lymphome zusammen. Fachleute verwenden den Begriff heute offiziell nicht mehr zur Einteilung von Lymphomen, er ist in der Praxis aber noch weit verbreitet.

Welche Non-Hodgkin-Lymphome gibt es?

Seit den 70er-Jahren haben Ärzte Non-Hodgkin-Lymphome in langsam wachsende (indolente, niedrig-maligne) Lymphome und schnell wachsende (aggressive, hoch-maligne) Lymphome eingeteilt.

  • Zu den indolenten Lymphomen gehören beispielsweise das follikuläre Lymphom (FL) und die chronische lymphatische Leukämie (CLL).
  • Ein typisches aggressives Lymphom ist das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL).

Non-Hodgkin-Lymphome stammen meist von bestimmten weißen Blutzellen ab, sogenannten reifen B-Lymphozyten. Experten sprechen dann von B-Zell-Lymphomen. Selten entwickeln sich Non-Hodgkin-Lymphome auch aus T-Lymphozyten (T-Zell-Lymphome) oder natürlichen Killerzellen (NK-Zell-Lymphome).

Wichtig zu wissen: Trotz des Namens ist auch die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ein Non-Hodgkin-Lymphom: Die Erkrankung geht von reifen B-Zellen des Lymphsystems aus. Im Gegensatz zu anderen Lymphomen finden sich die Lymphomzellen aber bevorzugt im Blut.

Unter „Leukämie“ verstehen die Experten ansonsten bösartige Erkrankungen, die von unreifen weißen Blutzellen (Blasten) im Knochenmark ausgehen. Ein Beispiel ist die akute lymphoblastische Leukämie (ALL).

Welche Beschwerden können bei Non-Hodgkin-Lymphomen auftreten?

Patienten mit einem Non-Hodgkin-Lymphom klagen zu Beginn meist über geschwollene Lymphknoten. Die vergrößerten Lymphknoten sind in der Regel schmerzlos und kommen häufig im Hals- und Nackenbereich, in der Leiste oder an mehreren Stellen gleichzeitig vor.

Lymphome können aber auch in Lymphknoten entstehen, die von außen nicht sichtbar oder tastbar sind, zum Beispiel im Brust- oder Bauchraum. Selten kommt ein Non-Hodgkin-Lymphom auch im Kopf oder Rückenmark vor, dem sogenannten zentralen Nervensystem (ZNS).

Weitere mögliche Beschwerden:

  • Fieber, starkes nächtliches Schwitzen und ein unbeabsichtigter Gewichtsverlust („B-Symptome“)
  • Reizhusten und Druckgefühl bei Lymphknotenschwellung hinter dem Brustbein
  • Bauchschmerzen bei vergrößerter Leber und/oder Milz
  • Rückenschmerzen bei vergrößerten Lymphknoten im hinteren Bauchraum
  • Anfälligkeit für Infekte

Beschwerden, die nur bei einem Non-Hodgkin-Lymphom vorkommen, gibt es nicht. Typische Krankheitszeichen eines bösartigen Lymphoms können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Dazu gehören auch nicht-krebsbedingte Erkrankungen wie Infektionen. Wenn Beschwerden über längere Zeit anhalten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Hausärztinnen und Hausärzte können die Auslöser der Beschwerden bereits gut eingrenzen und bei Bedarf weitere diagnostische Schritte bei Fachärzten einleiten.

Warum kommt es zu Non-Hodgkin-Lymphomen?

Krebs entsteht durch Veränderungen des Erbguts in einer einzelnen Zelle. Diese vermehrt sich dann ungebremst. Bei Non-Hodgkin-Lymphomen passiert dies in einzelnen weißen Blutzellen, den Lymphozyten.

Warum dies geschieht, kann bei den meisten Patientinnen und Patienten nicht beantwortet werden. Vermutlich müssen verschiedene Faktoren zusammenwirken, bevor sich ein Non-Hodgkin-Lymphom entwickelt.

Eine Strahlentherapie und eine Chemotherapie erhöhen ganz allgemein das Risiko, dass sich bösartige Lymphome entwickeln. Daneben erhöhen weitere Faktoren die Wahrscheinlichkeit für einzelne Lymphome. So begünstigt das Bakterium Helicobacter pylori, dass sich im Magen ein sogenanntes MALT-Lymphom entwickelt. Epstein-Barr-Viren können insbesondere bei der Entwicklung sogenannter Burkitt-Lymphome eine Rolle spielen.

Wichtig zu wissen: Bei einer beruflichen Belastung mit der Chemikalie Benzol können viele Erkrankungen des lymphatischen Systems in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt werden.

Wie häufig sind Non-Hodgkin-Lymphome?

Non-Hodgkin-Lymphome sind selten im Vergleich zu Brustkrebs oder Prostatakrebs. Ältere Menschen sind deutlich häufiger betroffen als jüngere Menschen.

Die Illustration zeigt eine Statistik der Häufigkeit des Non-Hodgkin-Lymphoms in Bezug auf das Lebensalter. Männer sind bei hohem Lebensalter häufiger Betroffen als Frauen.

Die Zahl der Neuerkrankungen sind beim Non-Hodgkin-Lymphom stark vom Alter abhängig: Die meisten Neuerkrankungen gibt es bei alten Menschen. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Zu den häufigsten Non-Hodgkin-Lymphomen gehören:

Seltener sind beispielsweise:

  • das Marginalzonen-Lymphom: Dazu gehören die MALT-Lymphome
  • das Mantelzell-Lymphom
  • der Morbus Waldenström
  • das Burkitt-Lymphom

Wie verlaufen Non-Hodgkin-Lymphome?

Wie ein Non-Hodgkin-Lymphom verläuft, ist vor allem von der Art des Lymphoms abhängig. Allgemein gilt:

Aggressive Lymphome

Aggressive Lymphome wachsen meist rasch über wenige Wochen bis Monate. Mit einer intensiven Behandlung können diese Lymphome oft gut behandelt und dauerhaft geheilt werden.

Wenig aggressive „indolente“ Lymphome

Wenig aggressive „indolente“ Lymphome wachsen meist langsam über mehrere Jahre bis Jahrzehnte. Die Patienten werden in der Regel erst dann behandelt, wenn sie Beschwerden haben. Die Erkrankung kann typischerweise nicht geheilt, aber gut „in Schach“ gehalten werden. Mit einem indolenten Lymphom können betroffene Patienten oft viele Jahre recht unbeeinträchtigt leben.

Wie werden Non-Hodgkin-Lymphome festgestellt?

Besteht bei einem Patienten der Verdacht auf ein Non-Hodgkin-Lymphom, entnehmen die Ärzte in der Regel einen ganzen Lymphknoten oder auffälliges Gewebe. Fachleute untersuchen das entnommene Gewebe ausführlich im Labor. So wird festgestellt, um welche Lymphom-Art es sich handelt.

Die Ausbreitungsdiagnostik (Staging)

Steht die Lymphom-Art fest, untersuchen die Ärzte, wie weit sich das Lymphom im Körper ausgebreitet hat. Experten nennen diese Untersuchungen auch „Staging“.

Dazu gehören beispielsweise:

  • die ausführliche Krankengeschichte (Anamnese)
  • eine körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchungen
  • bildgebende Untersuchungen
  • gegebenenfalls eine Knochenmarkuntersuchung
  • gegebenenfalls eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor)

Die Ergebnisse all dieser Tests sind wichtig, damit Ärzte die Behandlung des Lymphoms gut planen können.

Beurteilung des Gesundheitszustands

Bevor mit einer Behandlung begonnen wird, untersuchen Ärzte unter anderem Herz, Lunge und die Schilddrüse gründlich. Damit überprüfen sie, wie gut die Patientin oder der Patient die geplante Therapie verkraften kann. Liegen schwere Begleiterkrankungen vor, passen die Ärzte die Therapie entsprechend an.

Wie werden Non-Hodgkin-Lymphome behandelt?

Wie ein Patientin oder ein Patient mit einem Non-Hodgkin-Lymphom behandelt wird, können Ärzte erst entscheiden, wenn die Art des Lymphoms bekannt ist. Wann die Behandlung beginnen kann und welches Therapiekonzept infrage kommt, hängt zudem von der Ausbreitung des Lymphoms im Körper ab. Das Alter und der Gesundheitszustand des Betroffenen sind ebenfalls wichtig.

Oft kommt bei einem Non-Hodgkin-Lymphom eine Chemotherapie in Frage. Bei einer Chemotherapie bekommen die Patienten Medikamente, die das Zellwachstum bremsen oder die Zellteilung hemmen, sogenannte Zytostatika. Die Zytostatika werden gegebenenfalls mit einem zielgerichteten Antikörper gegen die Lymphomzellen kombiniert. Experten bezeichnen diese Kombination auch als Immun-Chemotherapie.

Für die Behandlung einzelner Non-Hodgkin-Lymphome erforschen die Wissenschaftler auch verschiedene zielgerichtete Medikamente sowie neuartige Immuntherapien. Einige dieser „neuen“ Substanzen sind bereits als Medikament zugelassen und werden bei einzelnen Lymphomen mit Erfolg eingesetzt.

Wichtig zu wissen: Ein Non-Hodgkin-Lymphom betrifft meist den ganzen Körper: auch dann, wenn nur einzelne Lymphknoten vergrößert sind. Eine Operation kann ein Non-Hodgkin-Lymphom daher in aller Regel nicht heilen. Einen Lymphknoten beziehungsweise verdächtiges Gewebe entnehmen Ärzte nur für die Diagnose.

Was sind zielgerichtete Krebstherapien?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann zielgerichtete Krebstherapien eingesetzt werden. Wie werden die Medikamente eingesetzt und wie wirken sie?

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Wie laufen Chemotherapien und zielgerichtete Therapien ab und welche Nebenwirkungen haben sie? Ausführliche Zusatzinformationen finden Sie auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum.

Wie geht es nach der Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen weiter?

Wie Patientinnen und Patienten mit einem Non-Hodgkin-Lymphom nach Therapieende weiter betreut werden, hängt von der Art des Lymphoms und der zuvor durchgeführten Behandlung ab.

Allgemein gilt: Nachsorgeuntersuchungen helfen, einen Rückfall des Non-Hodgkin-Lymphoms, aber auch Langzeitfolgen der Behandlung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Betroffene werden nach Therapieende daher regelmäßig untersucht, zunächst in kurzen, dann gegebenenfalls in größeren Abständen. Die Ärzte fragen nach Beschwerden, untersuchen den Patienten und kontrollieren das Blut. Gegebenenfalls setzen sie auch bildgebende Untersuchungen ein.

Wie oft eine Patientin oder ein Patient zur Nachsorge kommen muss und welche Untersuchungen genau notwendig sind, sollten Betroffene mit den behandelnden Ärzten besprechen.

Kann ein Lymphom nicht dauerhaft geheilt werden, so helfen regelmäßige Kontrollen dabei, belastende Beschwerden frühzeitig zu erkennen. Arzt und Patient können gemeinsam über weitere Therapiemöglichkeiten und unterstützende Maßnahmen beraten. Das soll die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten möglichst lange erhalten.

Wie sieht das Leben mit Non-Hodgkin-Lymphom aus?

Viele Lymphompatientinnen und -patienten möchten selbst aktiv werden, um zu ihrer Genesung beizutragen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Was helfen kann, besser mit der Erkrankung und Therapiefolgen zurechtzukommen, hängt von der individuellen Situation ab:

  • Bewegung kann helfen, Müdigkeit und Schwäche zu überwinden. Sie sollte an die individuelle Leistungsfähigkeit angepasst werden.
  • Ausgewogenes, gesundes Essen bis hin zur Ernährungstherapie kann einer Mangelernährung vorbeugen oder sie behandeln.
  • Eine psychoonkologische Beratung kann helfen, wenn Sorgen und Ängste übermächtig werden.

Wichtig zu wissen: Patientinnen und Patienten mit einem Non-Hodgkin-Lymphom sollten ihren behandelnden Onkologen über alle Mittel informieren, die sie zusätzlich zur Krebstherapie einnehmen wollen. Denn gerade bei Erkrankungen des lymphatischen Systems können sich naturheilkundliche oder andere alternative Präparate negativ auf den Krankheitsprozess auswirken. Auch Wechselwirkungen mit der Lymphomtherapie sind möglich.

Wer sind geeignete Ansprechpartner für Non-Hodgkin-Lymphome?

Im Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. (KML) haben sich Forscher zusammengeschlossen, die sich in Deutschland im Bereich Lymphome spezialisiert haben. An das KML können sich Patientinnen und Patienten und Ärzte mit allen Fragen zur Diagnostik und Behandlung von Lymphomen wenden.

Das KML hat auf seinen Internetseiten eine Suchfunktion eingerichtet, mit der Patienten und Ärzte entsprechende Kliniken oder Arztpraxen für die Lymphombehandlung ermitteln können.

Bei der Behandlung eines Non-Hodgkin-Lymphoms sollten erfahrene Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammenarbeiten: Krankenhäuser, die viel Erfahrung bei der Behandlung von Patienten mit einem Lymphom haben, können sich als Onkologisches Zentrum mit der Schwerpunktbezeichnung "Hämatologische Neoplasien" zertifizieren lassen. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) prüft dabei regelmäßig zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO), ob das Krankenhaus bestimmte Anforderungen einhält.

Die Adressen von Zentren mit dieser Schwerpunktbezeichnung finden Sie auf der Internetseite OncoMAP. Dazu in der Suchmaske unter "Zentrum" "Hämatologische Neoplasien" auswählen.

Wichtig zu wissen: Die Prüfung der fachlichen Anforderungen ist bislang in Deutschland keine Pflicht. Es kann ebenso geeignete Kliniken geben, die bisher keine solche Prüfung beantragt haben.

In Zusammenarbeit mit dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.

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