Gesund leben Luftqualität in Innenräumen: Warum Lüften wichtig ist

Die Innenraumluft vieler Haushalte in Deutschland ist mit Schadstoffen belastet. Beispiele sind Schimmel, Feinstaub und Radon. Erfahren Sie, welche weiteren Stoffe die Luftqualität in Innenräumen beeinträchtigen können und wie Sie sich schützen können.

Auf einen Blick

  • Schadstoffe in der Innenraumluft kommen vor allem aus Baumaterialien, Putzmitteln und Möbeln.
  • Auch durch Feuchtigkeit und bei Verbrennungsprozessen wie Kochen oder Rauchen können Schadstoffe entstehen.
  • Schlechte Luftqualität in Wohnräumen kann unter anderem die Entwicklung von Atemwegserkrankungen, Allergien und Krebs fördern.
  • In Deutschland sind Erkrankungen, die direkt auf die Innenraumluft zurückzuführen sind, allerdings selten.
  • Einfache Maßnahmen wie Stoßlüften können die Luftqualität in Innenräumen verbessern.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Ein Fenster steht offen. Im Hintergrund sind Bäume und ein blauer Himmel zu sehen.

Was beeinflusst die Luftqualität in Innenräumen?

Die Luft in Innenräumen ist in der Regel nicht vollständig frei von gesundheitsschädlichen Stoffen. Durch Kochen, Putzen und andere Tätigkeiten gelangen gas-, dampf- und staubförmige Schadstoffe in die Luft. Insbesondere Baustoffe und neue Möbel geben häufig schädliche Chemikalien in die Raumluft ab. Auch beim Rauchen entstehen Luftschadstoffe.

Zudem kann Feinstaub aus belasteter Außenluft nach innen getragen werden.

Wenn die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz getroffen werden, sollten sich die Schadstoffe jedoch in der Regel auf ein unbedenkliches Maß reduzieren lassen.

Wenn die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz getroffen werden, sollten sich Schadstoffe in der Regel auf ein unbedenkliches Maß reduzieren lassen.

Woher kommen die Luftschadstoffe in Innenräumen?

Die Schadstoffe in Innenräumen können aus sehr verschiedenen Quellen kommen, sowohl von innerhalb als auch von außerhalb der Gebäude.

Chemische Stoffe

Chemische Stoffe können aus Pflegeprodukten, Reinigungsmitteln, Möbeln, Fugen und Baustoffen freigesetzt werden, insbesondere bei Renovierungen. Beispiele für schädliche chemische Stoffe sind:

  • Formaldehyd: zum Beispiel aus Tabakrauch und Baumaterialien, aus Klebstoffen in Möbeln
  • Terpene: unter anderem aus Holzverkleidungen, Reinigungsmitteln und Kosmetika
  • Asbest: Mineralfasern, die vor allem in alten Baustoffen wie Dichtungsmaterialien und Spachtelmassen verwendet wurden
  • Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): beispielsweise aus Klebstoffen oder Dichtungsmassen
  • polychlorierte Biphenyle (PCB): unter anderem aus alten Farben und Fugenmassen 
  • flüchtige organische Verbindungen (englisch Volatile Organic Compounds, VOC): Stoffe, die zum Beispiel aus Lösungsmitteln, aus Lacken, bei Verbrennungen aber auch bei natürlichen Vorgängen freigesetzt werden können
  • Weichmacher und Flammschutzmittel: unter anderem aus PVC-haltigen Materialien, Bodenbelägen und Möbeln

Radioaktive Stoffe

Das radioaktive Gas Radon entsteht im Boden aus Uran und reichert sich vor allem in den unteren Etagen von Gebäuden an. Es bildet sich in uranhaltigen Gesteinsarten, die regional unterschiedlich häufig vorkommen, vor allem in Mittel- und Hochgebirgen. Daher kommt Radon dort oft in höheren Konzentrationen vor.

Abgase, Feinstaub und Mikroplastik

Die Außenluft kann die Innenraumluft verunreinigen, beispielsweise durch Abgase und Feinstaub. Dies kann insbesondere der Fall sein, wenn man im Erdgeschoss nahe einer vielbefahrenen Straße wohnt. Zudem gelangen bei jeder Verbrennung in Innenräumen Schadstoffe in die Luft – vor allem durch das Rauchen. Tabakrauch gehört zu den gefährlichsten Luftverunreinigungen. Schadstoffe entstehen auch durch Kaminfeuer, durch die Verwendung von Kerzen und beim Kochen, insbesondere wenn mit Gas gekocht wird.

Die Außen- und Innenraumluft enthält außerdem Mikroplastik. Das sind Kunststoffteilchen, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind. Diese Teilchen werden zum einen bei der Herstellung von Kunststoffprodukten, Kosmetika und Textilien eingesetzt. Zum anderen werden sie durch Abnutzung aus Kunststoffprodukten freigesetzt. In Innenräumen sind Quellen für Mikroplastik in erster Linie Gebrauchsgegenstände aus Plastik und kunststoffhaltige Textilien. Welche Gefahren für die menschliche Gesundheit durch Mikroplastik entstehen, ist aktuell noch nicht abschließend geklärt. Im Jahr 2023 hat die Europäische Kommission erste Beschränkungen und Verbote für den Einsatz von Mikroplastik beschlossen.

Allergene

Verschiedene allergieauslösende Stoffe (Allergene) gelangen in die Raumluft: Hausstaubmilben befinden sich fast überall in der Wohnung, insbesondere in Textilien und im Bett, und werden durch Luftzüge aufgewirbelt. Auf Hausstaubmilben reagieren viele Menschen allergisch. Ein weiteres Beispiel sind Allergene von Haustieren. Diese verbreiten sich teils über winzige schwebende Partikel. Auch sie verteilen sich daher in der Raumluft.

Zu hohe Feuchtigkeit belastet die Luft indirekt, indem sich Schimmel bildet. Sie entsteht insbesondere beim Duschen, Waschen und Wäschetrocknen. Schimmelsporen werden durch Luftbewegungen aufgewirbelt und verteilen sich im Raum. Schimmel kann Allergien und Atemwegserkrankungen hervorrufen.

Infektiöse Aerosole

Ein weiteres Risiko bezüglich der Raumluft sind infektiöse Aerosole, über die verschiedene Krankheitserreger – insbesondere Bakterien und Viren – übertragen werden können. Aerosole sind mikroskopisch kleine Tröpfchen. Diese Tröpfchen können Krankheitserreger enthalten. Sie werden beim Atmen, Sprechen und Singen in die Luft abgegeben und sind so leicht, dass sie längere Zeit in der Luft schweben. Wenn Menschen mit einem Virus infiziert sind, beispielsweise dem Coronavirus SARS-CoV-2, kann sich insbesondere die Innenraumluft in schlecht belüfteten Räumen mit den Viren anreichern. Atmet eine gesunde Person dann diese Luft ein, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Infektion. 

Übersicht der Schadstoffe und ihrer Quellen

Eine ausführliche Übersicht relevanter Schadstoffe und ihrer Quellen finden Sie in dieser Tabelle eines Übersichtsartikels des Bundesgesundheitsblatts zu Schadstoffen im Innenraum.

Was sind die gesundheitlichen Risiken?

Die gesundheitlichen Risiken durch Luftschadstoffe in Innenräumen können in verschiedenen Gebäuden und Regionen Deutschlands sehr unterschiedlich sein. Die Risiken sind insbesondere abhängig von den verbauten Materialien, den Möbeln und dem Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner. Das Risiko für Erkrankungen ist nur dann erhöht, wenn die Schadstoffe eine bestimmte Konzentration erreichen.

Luftschadstoffe in Innenräumen können unter anderem folgende Erkrankungen auslösen: Allergien, eine Schwächung der Immunabwehr, Krebs, Reizungen der Haut oder Augen, Erkrankung der Atemwege, Virusinfektionen.

Schlechte Luftqualität in Innenräumen kann das Risiko für folgende Erkrankungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen erhöhen:

  • Allergien: zum Beispiel durch Hausstaubmilben, Haustiere und Schimmel
  • geschwächte Immunabwehr: beispielsweise durch Schimmel und polychlorierte Biphenyle
  • Krebs: zum Beispiel durch Radon, Feinstaub und Formaldehyd
  • Haut-, Augen-, Nasen- und Rachen-Reizungen sowie Kopfschmerzen: durch verschiedene chemische Verbindungen
  • Erkrankungen der Atemwege: insbesondere durch Stickstoffdioxid (Abgase und Gasherde), Kohlenmonoxid (Abgase, Holz- und Kohleöfen) sowie Schimmel und Feinstaub
  • Infektionskrankheiten: vor allem durch Viren, die über die Luft übertragen werden

Weltweit sterben jährlich etwa 3,2 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung in Innenräumen. Von diesen Menschen sterben 21 Prozent an den Folgen einer Lungenentzündung, 32 Prozent an der koronaren Herzkrankheit, 19 Prozent an der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD), 23 Prozent an einem Schlaganfall und 6 Prozent an Lungenkrebs.

Wer ist besonders gefährdet?

Säuglinge, Kinder und ältere Menschen sowie Menschen mit Atembeschwerden, Herzerkrankungen oder einer Immunschwäche sind durch schadstoffbelastete Innenräume stärker gefährdet. Ein Grund dafür ist, dass die Immunabwehr dieser Menschen oft schwächer ist.

Zudem sollten Schwangere darauf achten, sich nicht zu hohen Luftschadstoffkonzentrationen auszusetzen.  Die Schadstoffe können an das ungeborene Kind weitergegeben werden und stellen für dieses ein gesundheitliches Risiko dar. 

Wie kann man sich schützen?

Stoß- und Querlüften

Eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Luftqualität in Haushalten spielt das Lüften. Gerade unmittelbar nach Renovierungen ist es wichtig. Denn so lassen sich insbesondere gasförmige chemische Stoffe effektiv verringern. Auch nach dem Kochen, Duschen und Putzen ist das Lüften wichtig, ebenso, wenn geraucht wird oder Kerzen brennen.

Allgemein ist es empfehlenswert, mehrmals täglich für wenigstens 5 Minuten zu lüften. Stoß- und Querlüften ist besonders effektiv. Das bedeutet, dass man die Fenster weit und am besten zu beiden Seiten der Wohnung öffnet. So kann ein Durchzug entstehen.

Das Ansteckungsrisiko mit Viren wie SARS-CoV-2 kann durch Lüften ebenfalls reduziert werden. Zusätzlich sollte in Innenräumen auf die Hust- und Nies-Etikette geachtet werden, wonach empfohlen wird, in die Armbeuge zu husten und zu niesen. Auf diese Weise verteilen sich weniger Viren im Raum.

Staub wischen

Durch das Lüften können nur die Stoffe verringert werden, die in der Luft schweben. Schwerere Stoffe, die sich oft mit dem Hausstaub verbinden, lassen sich dadurch nicht entfernen. Daher sollte man zusätzlich regelmäßig Staub wischen. Um Staub zu beseitigen, reicht es in der Regel, feucht zu wischen. Putzmittel sind dafür nicht zwingend notwendig.

Verdacht auf erhöhte Schadstoffbelastung

Wenn Sie gesundheitliche Beschwerden haben, bei denen möglicherweise Luftschadstoffe in Ihrem Haushalt eine Rolle spielen, sprechen Sie zunächst mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt. Überprüfen Sie Ihre Wohnräume auf mögliche Quellen für Schadstoffe.

Weitere Informationen zu Maßnahmen bei Schadstoffen in Innenräumen finden Sie bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

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