Milzbrand

Milzbrand (Anthrax) ist eine gefährliche Infektionskrankheit, die durch Bakterien vom Tier zum Menschen übertragen wird. Ein gewisses Infektionsrisiko haben etwa Berufsgruppen in der Land- und Forstwirtschaft, wenn sie mit infizierten Tieren in Berührung kommen.

Auf einen Blick

  • Milzbrand ist eine seltene Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht wird.
  • Der Milzbranderreger wird vom Tier auf den Menschen übertragen.
  • Menschen, die mit Nutz- oder Wildtieren in engeren Kontakt kommen, haben ein erhöhtes Risiko.
  • Unbehandelt können manche Formen des Milzbrands schnell tödlich enden. Hautmilzbrand aber – er kommt am häufigsten vor – heilt in 80 Prozent der Fälle auch ohne Therapie aus.
  • Eine Behandlung mit Antibiotika ist erfolgreich, wenn sie frühzeitig beginnt.
  • Eine Impfung steht nur für Risikopersonen zur Verfügung.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Milzbrand: Eine Person, die von Kopf bis Fuß in einem Schutzanzug steckt, steht in einem Labor vor einem Regal.

Was ist Milzbrand?

Milzbrand ist eine seltene, aber gefährliche Infektionskrankheit, verursacht durch Bakterien. Da der Erreger Bacillus anthracis heißt, wird die Erkrankung auch „Anthrax“ genannt. Dieser Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Kohle“. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich die Milz oder andere betroffene Stellen durch die Erkrankung schwarz färben.

Milzbrand ist eine seltene, aber gefährliche Infektionskrankheit. Da der Erreger Bacillus anthracis heißt, wird die Erkrankung auch „Anthrax“ genannt.

Je nachdem, an welcher Stelle des Körpers der Milzbrand auftritt, werden vier verschiedene Varianten unterschieden:

  • Hautmilzbrand
  • Lungenmilzbrand
  • Magen-Darm-Milzbrand
  • Injektionsmilzbrand 

Hautmilzbrand ist die häufigste Form der Erkrankung, die drei anderen Varianten sind sehr selten. 

Welche Symptome treten bei Milzbrand auf?

Milzbrand verursacht je nach betroffenem Organ unterschiedliche Symptome.

Man unterscheidet vier Formen von Milzbrand: Haut-, Lungen-, Magen-Darm- und Injektionsmilzbrand.

Hautmilzbrand

Bei Hautmilzbrand bilden sich erbsengroße Verdickungen an den Infektionsstellen, wobei hauptsächlich Hände, Arme, Hals und das Gesicht betroffen sind. Die Verdickungen wandeln sich zunächst in flüssigkeitsgefüllte Blasen und anschließend in ein mit schwarzem Schorf bedecktes Geschwür (Milzbrandkarbunkel) um. Die Hautveränderungen sind nicht schmerzhaft.

Lungenmilzbrand

Die Symptome des Lungenmilzbrands ähneln zunächst denen einer Erkältung. Die von den Bakterien freigesetzten Giftstoffe führen dann aber innerhalb von ein bis drei Tagen zu einem schweren Krankheitsbild mit hohem Fieber. Daraus kann sich eine Blutvergiftung (Sepsis) mit Lungen- und Herz-Kreislauf-Versagen entwickeln. 

Magen-Darm-Milzbrand 

Ein Magen-Darm-Milzbrand äußert sich zunächst wie eine Magenverstimmung: Es kommt zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Fieber und Blähungen. Die von den Bakterien gebildeten Giftstoffe führen anschließend zu blutigen Durchfällen und einer Bauchfellentzündung.

Injektionsmilzbrand

Die Symptome des Injektionsmilzbrands machen sich zunächst im Bereich der Einstichstelle durch schmerzhafte Schwellungen bemerkbar. Es kommt zu ausgedehnten Entzündungen der Haut und des darunter liegenden Gewebes. Auch das Nervensystem und der Magen-Darm-Trakt können betroffen sein.

Komplikation Milzbrandmeningitis

Aus allen genannten Formen kann sich als Komplikation eine Hirnhautentzündung entwickeln. Es treten dann plötzlich Symptome wie Kopfschmerzen, hohes Fieber, Verwirrtheit, Zittern und Muskelschmerzen auf. Den Patientinnen und Patienten geht es im weiteren Verlauf sehr schnell schlechter. Die Erkrankung verläuft fast immer tödlich.

Was sind die Ursachen von Milzbrand?

Alle vier Milzbrandarten werden durch denselben bakteriellen Erreger ausgelöst. Bacillus anthracis ist ein Bakterium, das sich in Form von extrem widerstandsfähigen Sporen verbreitet. Es produziert verschiedene Giftstoffe, welche die Symptome verursachen. Die Bakterien werden von Tieren oder durch tierische Produkte auf den Menschen übertragen. Man nennt solche Infektionskrankheiten auch Zoonosen. Infiziert sind vor allem Paarhufer wie Schweine, Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen.

Wichtig zu wissen: Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch kommt in der Regel nicht vor. Es ist aber möglich, sich über direkten Kontakt zu betroffenen Hautstellen oder Wundflüssigkeit anzustecken. 

Der Milzbranderreger kann auf verschiedene Weise übertragen werden.

Hautmilzbrand

Die Übertragung von Hautmilzbrand erfolgt durch einen direkten Kontakt mit Tieren, die mit Milzbrandbakterien infiziert sind. Tiere wiederum stecken sich über Bakteriensporen an, die jahrelang im Erdboden überleben können. Ein gewisses Risiko tragen daher Personen, die Tierhäute und Felle, tierische Knochen und Knochenprodukte sowie andere Tiergewebe verarbeiten. Ebenso können sich Beschäftigte in der Tiermedizin sowie in der Land-, Forst- und Jagdwirtschaft bei infizierten Tieren anstecken. Auch in Europa ist dies möglich, wenn auch selten.

Lungenmilzbrand

Der Lungenmilzbrand entsteht durch das Einatmen der Sporen des Milzbranderregers. Das passiert am ehesten, wenn Sporen absichtlich zu diesem Zweck freigesetzt werden, etwa als biologische Waffe. Bis zum Ausbruch von Symptomen können bis zu zwei Monate vergehen.

Magen-Darm-Milzbrand 

Der Verdauungstrakt wird mit dem Erreger infiziert, wenn jemand Teile eines erkrankten Tiers gegessen hat.

Injektionsmilzbrand

Die Übertragung erfolgt, indem eine mit Milzbrandsporen verunreinigte Substanz gespritzt wird. Dies kann beispielsweise bei Drogenkonsum durch verunreinigtes Heroin passieren. Eine Ansteckung über verunreinigte Spritzen ist nicht ausgeschlossen.

Hilfreiche Informationen für Drogenkonsumenten bietet das Robert Koch-Institut.

Wie häufig ist Milzbrand?

Bei Milzbrand handelt sich um eine seltene Infektionskrankheit. Den
letzten Fall von Hautmilzbrand gab es in Deutschland im Jahr 1994.
Seit dem Jahr 2000 kam es in Europa zu mehreren Milzbranderkrankungen bei Drogenkonsumenten, 2012 trat die Erkrankung auch bei vier deutschen Heroinkonsumenten auf.

Unter Kühen gab es in Deutschland zuletzt 2012 einen Milzbrandausbruch. In Entwicklungsländern kommt die Krankheit dagegen häufiger vor.

Was sind Infektionskrankheiten?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.

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Wie können sich gefährdete Personen schützen?

Ein ungeschützter Kontakt mit erkrankten Tieren oder Tierprodukten sollte vermieden werden.

Für bestimmte Personengruppen steht auch eine Impfung zur Verfügung: In Deutschland ist seit 2013 ein Impfstoff zur aktiven Immunisierung von Erwachsenen zugelassen, bei denen ein hohes Risiko besteht, mit Milzbranderregern in Kontakt zu kommen. Auch in den USA und Großbritannien wird eine Impfung für bestimmte Personengruppen bereitgestellt: etwa für Soldaten oder Personen, die mit Milzbrandbakterien arbeiten.

Wie wird Milzbrand diagnostiziert?

Die Diagnose kann schwierig sein, weil häufiger vorkommende Infektionskrankheiten ähnliche Symptome verursachen. Einige Beispiele zeigen, welche anderen möglichen Ursachen Ärztinnen und Ärzte in Betracht ziehen müssen. Bei Hautmilzbrand sind das unter anderem bakterielle Hauterkrankungen. Diese sind im Gegensatz zum Hautmilzbrand aber meist schmerzhaft. Bei Lungenmilzbrand sind es beispielsweise durch Pilze und Viren ausgelöste Atemwegserkrankungen. Bei Magen-Darm-Milzbrand sind es insbesondere gängige, durch Viren oder Bakterien hervorgerufene Magen-Darm-Infektionen. Und bei Injektionsmilzbrand gehören Abszesse dazu oder auch Krankheiten, bei denen Haut-, Binde- und Muskelgewebe absterben (Nekrosen).

Für den direkten Nachweis der Milzbrandbakterien werden Blutproben, Abstriche oder Gewebeproben der Haut verwendet. Um den Erreger vermehren und eindeutig identifizieren zu können, muss die Blutabnahme vor Beginn der Therapie mit Antibiotika erfolgen. Die Diagnose ist nur in speziellen Labors möglich, die strenge Sicherheitsvorkehrungen beachten müssen.

Wie wird Milzbrand behandelt?

Zur Therapie stehen je nach Symptomatik und Schwere der Erkrankung unterschiedliche Antibiotika zur Verfügung. Auch wenn das Laborergebnis noch nicht vorliegt, sollen Ärztinnen und Ärzte bei Verdacht auf Milzbrand umgehend eine Behandlung einleiten, da die Erkrankung unbehandelt innerhalb kurzer Zeit tödlich verlaufen kann. Ein früher Beginn der Antibiotikatherapie führt dagegen zu einer raschen Besserung. 

Es gibt viele Antibiotika, die gegen den Milzbranderreger wirksam sind. Sie werden in der Regel als Infusion gegeben und manchmal auch kombiniert. Je nach Schwere des Krankheitsverlaufs kann eine unterstützende Behandlung auf der Intensivstation notwendig sein. Ist der Krankheitsverlauf bereits so weit fortgeschritten, dass die Bakterien zahlreiche Giftstoffe bilden konnten, ist die Antibiotikatherapie meist nicht mehr erfolgreich. 

Um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder zu verlangsamen, können bei Lungenmilzbrand ergänzend zur Antibiotikatherapie auch Antikörper gegen die Bakterien-Giftstoffe zum Einsatz kommen. Diese sind jedoch nur in den USA zugelassen.

Beim Injektionsmilzbrand kann es zum Absterben der betroffenen Haut und des darunter liegenden Weichgewebes kommen. Diese Bereiche müssen dann in einer Operation entfernt werden, manchmal sogar mehrfach.

Wie kann man sich beim Umgang mit Betroffenen schützen?

Das Risiko, sich bei einer infizierten Person anzustecken, ist zwar äußerst gering, jedoch ist eine Ansteckung bei Kontakt mit verunreinigter Kleidung oder Wundflüssigkeit denkbar. Folgende Maßnahmen, die das Risiko einer Infektion senken, gelten vor allem für das Klinikpersonal:

  • Tragen von Schutzhandschuhen, Schutzkittel, Mund-Nasen-Schutz, Augenschutz
  • Desinfektion von Händen und Flächen mit speziellen Mitteln, welche die Sporen bekämpfen, zum Beispiel Produkte aus Peressigsäure
  • Patientinnen und Patienten, wenn möglich, in einem Einzelzimmer unterbringen

Kontaktpersonen oder Ansteckungsverdächtige müssen sich nicht absondern. Allerdings sollten Personen, die sich angesteckt haben könnten, engmaschig überwacht werden, um mögliche Symptome sofort zu erkennen. Außerdem können sie auch vorsorglich (prophylaktisch) Antibiotika einnehmen.

Wichtig zu wissen:  Milzbrand ist eine meldepflichtige Krankheit. Bei einem Verdacht auf Bioterrorismus – der Erreger wurde in der Vergangenheit auch als biologische Waffe eingesetzt – leitet das zuständige Gesundheitsamt alle weiteren notwendigen Schritte ein.

Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V.

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