Gesundheitsversorgung Reisen mit chronischen Erkrankungen
Wer eine chronische Erkrankung hat oder nur eingeschränkt mobil ist, kann in vielen Fällen dennoch gut verreisen. Durch eine vorausschauende Planung lässt sich eine Reise gut vorbereiten.
Auf einen Blick
- Eine Urlaubsreise kann entspannend und erholsam sein – auch bei körperlichen Einschränkungen.
- Eine rechtzeitige Planung ist wichtig, damit besondere Bedarfe berücksichtigt werden können.
- Bei der Planung einer Reise sollte man sich frühzeitig ärztlichen Rat einholen.
- Die Infrastruktur vor Ort, aber auch das Klima, die Kultur oder die Sprache können bei der Wahl des Reiseziels von Bedeutung sein.
- Bei Auslandsreisen müssen die Einreisebestimmungen beachtet werden, etwa vorgeschriebene Impfungen oder Vorschriften bezüglich der Mitnahme von Medikamenten.
- Wichtige Unterlagen sollte man in der Landessprache oder auf Englisch vorbereiten, damit die Verständigung mit Zollbeamten und medizinischem Personal im Ausland möglich ist.
Welche Rolle können chronische Erkrankungen auf Reisen spielen?
Auch mit chronischer Erkrankung oder eingeschränkter Mobilität ist eine Urlaubsreise möglich. Ein erholsamer Urlaub steigert das allgemeine Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl. Darüber hinaus können sich viele Erkrankungen durch einen Urlaub bessern.
Menschen mit Diabetes, Herzschwäche, COPD, chronischer Nierenerkrankung oder einer Immunschwäche fragen sich oft, ob eine Reise für sie überhaupt möglich ist. Die Sorge vor Krankheitsschüben kann Menschen mit multipler Sklerose oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa davon abhalten, eine längere Fernreise anzutreten. Je nach Transportmittel belastet das Reisen den Körper. Das Wohlbefinden wird unter Umständen auch durch ungewohnte klimatische Bedingungen vor Ort oder den Wechsel in eine andere Zeitzone beeinträchtigt. Bei eingeschränkter Mobilität oder Assistenzbedarf sind zudem nicht alle Transportmittel und Reiseziele geeignet.
Bei vielen chronischen Erkrankungen ist eine verlässliche medizinische Versorgung wichtig. Möglicherweise wird im Laufe der Reise eine medizinische Behandlung notwendig. Kommt es zu einer gesundheitlichen Verschlechterung, muss im schlimmsten Fall der Urlaub abgebrochen werden. Viele gesundheitsbezogene Schwierigkeiten lassen sich jedoch durch eine rechtzeitige und sorgfältige Planung abfangen.
Was muss ich bei der Reiseplanung beachten?
Medizinische Beratung
Voraussetzung für die Reisefähigkeit ist ein grundsätzlich stabiler gesundheitlicher Zustand. Reisepläne sollten rechtzeitig vor der Buchung und mindestens 2 Monate vor Reiseantritt mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden. Folgende Punkte sollten dabei zur Sprache kommen:
- Persönliche Belastbarkeit
- Impfschutz
- Reiseapotheke mit Dauermedikation und Bedarfsmedikation
- Verbrauchsmaterial wie Desinfektionsmittel oder Einweghandschuhe
- Eventuelle Anpassung der Medikamenten-Einnahme, etwa bei Zeitverschiebung oder wetterbedingter Kreislaufbelastung
- Verhalten im Notfall und mögliche Ansprechpartner
Für den Fall, dass sich die Rückreise ungeplant verzögert, sollte man einen ausreichenden Vorrat an Medikamenten mitnehmen.
Auf den Seiten des Robert Koch-Instituts kann man sich zu den aktuell empfohlenen Reiseimpfungen informieren.
Eine persönliche reisemedizinische Beratung bieten spezialisierte Ärztinnen und Ärzte, Tropeninstitute und auch einige Gesundheitsämter an.
Gut zu wissen: Für längere Aufenthalte in Mitgliedsstaaten der EU besteht auch die Möglichkeit, sich spezielle Rezepte für Arzneimittel oder Medizinprodukte in Deutschland ausstellen zu lassen, um sie vor Ort einzulösen. Wenn Sie das Rezept im Ausland einlösen wollen, weisen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf hin. So können im Rezept alle erforderlichen Angaben gemacht werden.
Transportmittel
Bei der Wahl des Transportmittels sollte man die persönliche Belastbarkeit berücksichtigen. Eine Reservierung ist in jedem Fall sinnvoll, da die Kapazitäten oft begrenzt sind. Menschen mit eingeschränkter Mobilität können auch Hilfsdienste am Flughafen oder am Bahnhof in Anspruch nehmen. Neben der Versorgung mit Rollstühlen können sich Hilfsdienste um das Gepäck kümmern oder beim Einstieg behilflich sein. Um Hilfsdienste in Anspruch zu nehmen, sollte man den Bedarf rechtzeitig vor der Abreise anmelden.
Informationen zu barrierefreien Bahnreisen finden sie auf der Internetseite der Deutschen Bahn. Auch die Bahnhofsmission ist dafür ein guter Ansprechpartner.
Zu Flugreisen mit Mobilitätseinschränkungen kann man sich auf der Webseite des Luftfahrt-Bundesamts informieren.
Menschen, die beispielsweise aufgrund von Unverträglichkeiten unterwegs eine besondere Verpflegung benötigen, sollten diese beim Transportunternehmen erfragen.
Gut zu wissen: Die Buchung von behindertengerechten Angeboten wie etwa einem barrierefreien Hotelzimmer sollte man sich unbedingt schriftlich bestätigen lassen. Eine schriftliche Zusage ist rechtlich verbindlich und kann im Zweifelsfall als Nachweis dienen.
Was sollte bei der Wahl des Reiseziels bedacht werden?
Welche Reiseziele geeignet erscheinen, hängt von den individuellen Einschränkungen und Bedürfnissen ab. Einige chronische Erkrankungen können sich zeitweise verschlimmern. Je nach Erkrankung benötigt man in diesen Situationen eine Bedarfsmedikation oder auch eine Behandlung durch medizinisches Personal. Bei der Wahl des Reiseziels sollte man im Blick haben, ob in der näheren Umgebung entsprechende Arztpraxen oder Krankenhäuser erreichbar sind. Bezüglich der gesundheitlichen Versorgung sind auch folgende Punkte zu bedenken:
- Welchen Standard bietet die örtliche Gesundheitsversorgung?
- Wie ist das örtliche Gesundheitswesen organisiert?
- Gibt es deutschsprachiges Personal, oder ist eine Kommunikation auf Englisch möglich?
- Welche Möglichkeiten bietet die örtliche Infrastruktur, gibt es beispielsweise einen Nahverkehr oder Transferdienste?
- Gibt es vor Ort Apotheken, Arztpraxen oder Krankenhäuser, und welche Medikamente sind dort üblicherweise verfügbar?
Wer sich aufgrund einer chronischen Erkrankung regelmäßig in Behandlung begeben muss, kann dies grundsätzlich auch im Ausland tun. Für dialysepflichtige Menschen gibt es beispielsweise die Möglichkeit einer Feriendialyse. Dialysezentren können bei der Vermittlung einer Dialysemöglichkeit im Urlaubsort behilflich sein.
Wer auf einen Leit- oder Blindenhund oder andere Assistenztiere angewiesen ist, sollte sich rechtzeitig über eventuelle Einreisebeschränkungen sowie Quarantäneregelungen und Impfbestimmungen informieren.
Brauche ich unterwegs zusätzliche Dokumente oder Bescheinigungen?
Neben den üblichen Reisedokumenten sollte man folgende medizinischen Dokumente mit sich führen, möglichst in der Landessprache oder auf Englisch:
- Allgemeine Informationen über vorliegende Erkrankungen, benötigte Medikamente, Allergien, Unverträglichkeiten und Verhalten im Notfall
- Ein Informationsblatt zu allen mitgeführten Medikamenten und Hilfsmitteln
- Bescheinigung der Flugtauglichkeit, sofern die Fluggesellschaft dies vorschreibt
Für einige Medikamente, wie etwa starke Schmerzmittel oder das ADHS-Mittel Methylphenidat, muss man bei der Einreise eine ärztliche Bescheinigung über die Notwendigkeit der Einnahme vorlegen, unter Umständen auch durch das Gesundheitsamt beglaubigt.
Zum Reisen mit Medikamenten, die unter das Betäubungsmittel-Gesetz fallen, stellt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf seiner Internetseite detaillierte Informationen bereit.
Gut zu wissen: Auch unterwegs müssen Medikamente richtig gelagert werden. Vor allem die Temperatur sollte man im Blick haben. Insulin lässt sich beispielsweise mithilfe einer Isoliertasche oder in einem Thermobecher vor Frost oder Hitze schützen.
Für mitgeführte Hilfsmittel kann eine Gepäckversicherung sinnvoll sein. Unabhängig vom persönlichen Gesundheitszustand sollte man vor jeder Reise den Versicherungsschutz genau prüfen. Je nach Zielland und Versicherungsstatus können ein Auslandskrankenschein oder Zusatzversicherungen wie eine Rücktransport-Versicherung notwendig sein.
Was muss ich bei Flugreisen beachten?
Bei Flugreisen spielt das Zeitmanagement eine wichtige Rolle. Wer ausreichend Puffer einplant, ist bei der Reise weniger gestresst. Das gilt auch für Flugverbindungen mit Umstieg. Unter Umständen muss man auf die örtlichen Hilfsdienste warten. Gehbehinderte Fluggäste steigen zudem in der Regel als letzte aus dem Flugzeug aus.
Damit alle benötigten Gegenstände und Medikamente problemlos durch die Sicherheitskontrollen kommen, sind folgende Punkte zu bedenken:
- Auf empfindliche medizinische Geräte rechtzeitig hinweisen, zum Beispiel Cochlea-Implantat, Herzschrittmacher, Insulinpumpen, mobile Dialyseeinheiten, Braillezeile
- In einem elektrischen Rollstuhl nur auslaufsichere Batterien einsetzen
- Sondergepäck rechtzeitig anmelden
Folgende Dinge gehören ins Handgepäck:
- Medikamente und Hilfsmittel, die in den ersten Tagen benötigt werden
- Kälteempfindliche Medikamente
- Behindertenausweis
- Für Assistenztiere oder Leithunde: Impfpässe
- Zollcarnets: benötigt man für einige Länder außerhalb der EU, zum Beispiel, um einen Rollstuhl zollfrei einführen zu dürfen
- Rezepte für Medikamente
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e. V. (BDL) stellt auf seiner Internetseite eine Broschüre mit allen relevanten Informationen für Flugreisende mit eingeschränkter Mobilität bereit.
Was sollte ich vor Ort berücksichtigen?
Wer eine chronische Erkrankung hat, ist unter Umständen auch anfälliger für bestimmte Krankheitserreger. Häufig besteht zudem ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Um sich vor ansteckenden Krankheiten zu schützen, sollte man auch auf Reisen allgemeine Hygienemaßnahmen umsetzen. Welche Maßnahmen sinnvoll sind, hängt teilweise auch von der Qualität des verfügbaren Wassers ab. Ein wichtiger erster Schritt ist darum, sich über die Qualität des Trinkwassers vor Ort zu informieren.
Über die wichtigsten Hygieneregeln beim Reisen informiert das Auswärtige Amt auf seiner Website.
Aktivitäten vor Ort müssen gegebenenfalls angepasst werden. Anstrengung in großer Höhe kann zum Beispiel bei einer bestehenden Herz- oder Lungen-Erkrankung zunehmende Beschwerden verursachen. Beim Veranstalter können die Dauer und der Schwierigkeitsgrad einer Aktivität vorab erfragt werden. Auf Ausflügen sollte man außerdem immer ausreichend Medikamente dabei haben. Die Menge sollte auch für eine ungeplante Übernachtung ausreichen.
Für Menschen mit Stoffwechsel-Erkrankungen oder Allergien kann die landestypische Ernährung schwierig einzuschätzen sein. Ungewohnte Temperaturen oder Aktivitäten können sich auf den Stoffwechsel auswirken und zu einem veränderten Energiebedarf führen.
Besondere Aufmerksamkeit sollten Menschen mit Diabetes ihren Füßen widmen. Am besten untersucht man sie regelmäßig auf Verletzungen und versorgt auftretende Druck- oder Scheuerstellen rechtzeitig. Am Strand können scharfkantige Muscheln Hautverletzungen verursachen. Für längere Stadtrundgänge oder Wanderungen ist passendes Schuhwerk erforderlich.
Weiterführende Informationen
Eine Liste nicht-kommerzieller Hilfsdienste finden Sie auf der Seite von ambulante dienste e.V.
Verschiedene Hilfsdienste bieten Freizeiten für ihre Zielgruppen an. Auf diesen Reisen kann man sich auch mit anderen Betroffenen austauschen. Solche Freizeiten bieten zum Beispiel der Evangelische Blinden- und Sehbehindertendienst Württemberg e.V. und der Deutsche Diabetiker Bund an.
Auskünfte zur Feriendialyse erhalten Sie bei Dialyseanbietern wie etwa Diaverum, Nephrocare oder dem Verband Deutscher Nierenzentren.
Unterstützung und Beratung bieten zudem folgende Bundesverbände:
- Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V.
- Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.
- Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V.
Behindertenbeauftragte von Gemeinden und Stadtverwaltungen informieren über regionale Angebote.
- Apotheken.de. Reisen mit chronischer Krankheit. Aufgerufen am 04.07.2025.
- Bundesverband der DeutschenLuftverkehrswirtschaft e.V. (BDL), Deutscher Behindertenrat (DBR), Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) e.V., Tourismus für Alle Deutschland e.V. (NatKo). Barrierefreies Reisen mit dem Flugzeug. Stand: Januar 2025, 3. Auflage.
- EU-Patienten.de. Wie löse ich meine in Deutschland ausgestellten Verschreibungen ein? Aufgerufen am 04.07.2025.
- PTA heute. Diabetes: Insulin bei Kälte richtig lagern. Aufgerufen am 04.07.2025.
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