Rheumatische Herzkrankheit

Die rheumatische Herzkrankheit entsteht durch eine überschießende Abwehrreaktion auf eine Infektion mit Streptokokken-Bakterien. Davon sind vor allem die Herzklappen betroffen. Mit Antibiotika kann man der Erkrankung in der Regel vorbeugen.

Auf einen Blick

  • Ursache einer rheumatischen Herzkrankheit sind Streptokokken – die Erreger bakterieller Halsentzündungen.
  • Manchmal bekämpft das Immunsystem nicht nur die Bakterien, sondern gleichzeitig auch körpereigenes Gewebe.
  • Bei der rheumatischen Herzkrankheit sind insbesondere die Herzklappen betroffen.
  • In Deutschland behandelt man Streptokokken-Infektionen üblicherweise mit bakterienabtötenden Antibiotika. Das beugt einer rheumatischen Herzerkrankung vor.
  • In Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung ist die Erkrankung jedoch eine häufige Ursache für Herzschwäche und den plötzlichen Herztod.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Ärztin hört das Herz einer Patientin ab

Wie häufig tritt eine rheumatische Herzkrankheit auf?

Die rheumatische Herzkrankheit ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten selten geworden.

Die rheumatische Herzkrankheit ist hierzulande eine seltene Erkrankung.

Die Erkrankung tritt vor allem in Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung auf sowie bei Menschen, die nur eingeschränkten Zugang zur medizinischen Versorgung haben.

Wie verläuft eine rheumatische Herzkrankheit?

Bei einer rheumatischen Herzkrankheit besteht oft eine Verengung der Herzklappe zwischen Vorhof und Kammer des linken Herzens sowie zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader. Manchmal schließen die Klappen nicht vollständig.

Dann muss der Herzmuskel stärker arbeiten, um genügend Blut in den Körper zu pumpen. Anfangs bleibt das unbemerkt, nach Jahren verliert der Herzmuskel aber an Kraft und es entsteht eine Herzschwäche.

Außerdem kommt es zu Herzrhythmusstörungen und Entzündungen der Herzinnenhaut. Seltener bilden sich Blutgerinnsel im Herzen, die mit dem Blutstrom in das Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen können.

Wie lässt sich einer rheumatischen Herzkrankheit vorbeugen?

Die wichtigste Maßnahme, um einer rheumatischen Herzkrankheit vorzubeugen, ist eine konsequente Behandlung von Streptokokken-Infektionen mit Antibiotika, die gezielt gegen diese Bakterien wirken.

Wurden bei einer Hals- oder Rachenentzündung Streptokokken nachgewiesen, ist es wichtig, die verschriebenen Antibiotika wie verordnet einzunehmen. Diese Behandlung verhindert in der Regel, dass es zu einem rheumatischen Fieber und einer späteren rheumatischen Herzerkrankung kommt.

Wie erkennt man eine rheumatische Herzkrankheit?

Bei der körperlichen Untersuchung hören Ärztinnen und Ärzte mit dem Stethoskop das Herz ab. Typischerweise stellen sie bei einer rheumatischen Herzkrankheit ungewöhnliche Herzgeräusche fest. Diese entstehen, wenn das Blut an veränderten Herzklappen vorbeiströmt. Mit einem Herzultraschall (Echokardiographie) kann man Veränderungen an den Herzklappen oder am Herzmuskel erkennen.

Traten bereits früher Symptome eines rheumatischen Fiebers auf, spricht das für eine rheumatische Herzkrankheit.

Ist zusätzlich der Herzmuskel angegriffen, lässt sich das meist an bestimmten Blutwerten erkennen. Um eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nachweisen zu können, wurde früher eine Gewebeprobe entnommen. Das ist oft mit Nebenwirkungen verbunden. Daher verwenden Ärztinnen und Ärzte immer häufiger bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT).

Was ist eine rheumatische Herzkrankheit?

Die rheumatische Herzkrankheit ist die Langzeitfolge einer Infektion mit Streptokokken. Diese Bakterien verursachen häufig schmerzhafte Halsentzündungen.

Streptokokken besitzen ähnliche Merkmale wie körpereigene Zellen. Bei manchen Menschen bildet das Immunsystem Antikörper, die zunächst die Bakterien bekämpfen. Innerhalb von 2 Wochen können diese Antikörper auch eigene Körperzellen angreifen.

Das äußert sich dann als Entzündung, die man rheumatisches Fieber nennt. Sowohl der Herzmuskel als auch die Innen- und Außenhaut des Herzens können davon betroffen sein. Vor allem aber betrifft es die Herzklappen. Wenn diese so stark geschädigt werden, dass sie nicht mehr richtig schließen, entwickelt sich mit der Zeit eine Herzschwäche. Außerdem kann ein plötzliches Herzversagen die Folge sein.

Interessant zu wissen: Bei Rheuma-Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis ist es ebenfalls möglich, dass das körpereigene Immunsystem den Herzmuskel und die Herzklappen angreift.

Welche Symptome weisen auf eine rheumatische Herzkrankheit hin?

Oft machen sich Anzeichen einer rheumatischen Herzkrankheit erst 10 bis 20 Jahre nach einem rheumatischen Fieber bemerkbar.

Folgende Beschwerden treten dann auf:

  • spürbares Herzklopfen
  • Erschöpfung, Müdigkeit
  • Atemnot, Kurzatmigkeit
  • Brustschmerzen
  • Ohnmacht
  • Schwellungen an den Beinen, Wassereinlagerungen
Der rheumatischen Herzkrankheit gehen immer Episoden eines rheumatischen Fiebers voraus.

Zur Vorgeschichte der Erkrankung gehören zudem immer Episoden eines rheumatischen Fiebers mit Fieber, Entzündungen des Herzmuskels, Gelenkschmerzen, neurologischen Beschwerden, Hautausschlägen.

Was ist die Ursache für eine rheumatische Herzkrankheit?

Die rheumatische Herzkrankheit ist eine Spätfolge eines rheumatischen 
Fiebers. Das Fieber wird durch Bakterien ausgelöst, die zur Gruppe der A-Streptokokken gehören. Die Infektion macht sich zunächst durch Halsschmerzen bemerkbar, die mit einem scharlachroten Hautausschlag einhergehen können.

Um die Streptokokken zu bekämpfen, bildet das Immunsystem Antikörper. Diese greifen Strukturen auf den Bakterien an, die bestimmten Merkmalen auf den Körperzellen sehr ähnlich sind. Deshalb kann es bei einer überschießenden Abwehrreaktion passieren, dass die Antikörper eigenes Gewebe angreifen und schädigen. In der Folge kann sich ein rheumatisches Fieber mit Fieber, Schwäche, Gelenkschmerzen und Brustschmerzen entwickeln.

Die Antikörper greifen vor allem Herzzellen an. Dadurch kommt es zu Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis) und Herzaußenhaut sowie des Herzmuskels. Auch die Herzklappen können Schaden nehmen. Die Schäden bilden sich nicht wieder zurück und führen langfristig zur rheumatischen Herzkrankheit.

Wie wird eine rheumatische Herzkrankheit behandelt?

Ziel der Behandlung der rheumatischen Herzkrankheit ist, die Erkrankung einzudämmen, damit sie nicht weiter fortschreitet. Das lässt sich durch eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika wie Penicillin über mehrere Jahre erreichen. Diese Behandlung kann verhindern, dass das körpereigene Immunsystem durch die Streptokokken-Bakterien wieder aktiviert wird und das Herz weiter angreift.

Wichtig zu wissen: Infektionen mit Streptokokken können auch ohne Symptome ablaufen. Bei Menschen mit einer rheumatischen Herzkrankheit kann selbst ein unbemerkter Kontakt mit den Erregern die Immunabwehr anregen und weitere Schäden auslösen. Deshalb ist eine konsequente Einnahme der vorbeugenden Antibiotika wichtig.

Sind die Herzklappen bereits stark geschädigt, müssen sie wiederhergestellt oder durch künstliche Klappen ersetzt werden. Dazu operieren Chirurginnen und Chirurgen am offenen Herzen oder minimalinvasiv über einen Katheter – einen biegsamen Kunststoffschlauch, der durch einen Schnitt in der Leiste über ein Blutgefäß bis zum Herzen vorgeschoben wird. Je nachdem, welche Herzklappen betroffen sind, kommen verschiedene Verfahren infrage.

Liegt eine Herzmuskelentzündung vor, verschreiben Ärztinnen und Ärzte Medikamente, die die Herzfunktion unterstützen und den Herzrhythmus regulieren. Körperliche Schonung ist dann ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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