Akute Herzmuskelentzündung
ICD-Codes: I40 Was ist der ICD-Code?
Infektionen können manchmal eine akute Herzmuskelentzündung (Myokarditis) auslösen. Die Erkrankung kann mild verlaufen, aber auch lebensbedrohlich sein. Meistens heilt eine Entzündung des Herzmuskels von allein aus.
Auf einen Blick
- Meist sind Viren die Auslöser für eine akute Entzündung des Herzmuskels.
- Häufig zeigen sich nur geringe Beschwerden und die Entzündung heilt von allein wieder aus.
- Treten Symptome wie eine Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen auf, steigt das Risiko für eine bleibende Herzschädigung.
- Verläuft die Herzmuskelentzündung schwer, kann es zu plötzlichem Herzversagen kommen.
- Ziel der Therapie ist es, das Herz zu unterstützen und vor Überlastung zu schützen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine Herzmuskelentzündung?
Der medizinische Begriff für eine Entzündung des Herzmuskels ist Myokarditis. Meist tritt sie infolge einer Virusinfektion auf. Die Entzündung kann auf einen Teil des Herzmuskels begrenzt sein oder den ganzen Herzmuskel betreffen.
Dementsprechend unterschiedlich sind die Symptome: Sie reichen von leichten Beschwerden bis zu plötzlicher Herzschwäche oder lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen.
Erstes Ziel der Behandlung ist es, das Herz vor Überlastung zu schützen. Das bedeutet, sich mit einer akuten Herzmuskelentzündung körperlich zu schonen. Auch Medikamente kommen zum Einsatz.
Manchmal bleibt nach der akuten Entzündung eine Herzschwäche bestehen. Selten ist der Verlauf so schwer, dass eine mechanische Unterstützung der Herzfunktion („künstliches Herz“) oder sogar eine Herztransplantation notwendig werden.
Wie funktioniert das Herz?
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Welche Symptome treten bei einer Herzmuskelentzündung auf?
Die Anzeichen einer akuten Entzündung des Herzmuskels können sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein und manchmal sogar ganz fehlen.
Mögliche Beschwerden sind:
- Zeichen einer Herzschwäche wie schnelle Erschöpfung, Luftnot bei Belastung oder in Ruhe, geschwollene Beine
- leichtes Herzstolpern bis hin zu starken, manchmal lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen
- schneller Herzschlag
- Ohnmacht
- Schmerzen in der Brust
- ungewöhnliche Herzgeräusche beim Abhören
Insbesondere wenn in den Tagen vor den Herzbeschwerden Zeichen einer Virusinfektion wie Fieber, Erschöpfung oder Gelenk- und Muskelschmerzen aufgetreten sind, ergibt sich der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung.
Wichtig zu wissen: Eine akute Herzmuskelentzündung verläuft häufig mild, kann aber schnell lebensbedrohlich werden. Deshalb wird bei entsprechenden Beschwerden empfohlen, für einige Zeit zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben.
Welche Ursachen hat eine Herzmuskelentzündung?
Die möglichen Ursachen einer Herzmuskelentzündung sind sehr vielfältig. Bei circa 50 Prozent der Erkrankungen lässt sich die Ursache nicht sicher feststellen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der Herzmuskelentzündung:
- die infektiöse: Sie tritt nach einer Infektion mit einem Krankheitserreger auf.
- die nicht infektiöse: Hier liegen Ursachen vor, die nicht auf einer vorangegangenen Infektion beruhen.
Infektiöse Ursachen können sein:
- Infektionen vor allem mit Humanen Herpesviren Typ 6 und Parvoviren B19 (Erreger der Ringelröteln), aber auch mit Adenoviren (Erreger von Atemwegs- und Darmerkrankungen), Humanen Immundefizienz-Viren (HIV) oder Hepatitis-C-Viren
- bakterielle Infektionen wie Diphterie oder Tuberkulose
- Parasiten wie Trypanosomen oder Würmer
- Pilzinfektionen
Zu den nicht infektiösen Ursachen zählen:
- chronisch-entzündliche Erkrankungen, bei denen ein fehlgeleitetes Immunsystem die Beschwerden auslöst, wie Erkrankungen des Bindegewebes (Sarkoidose und systemischer Lupus erythematodes), Erkrankungen der Skelettmuskeln (Polymyositis) oder der Gelenke (rheumatoide Arthritis )
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Konsum von Drogen, insbesondere Kokain
- bestimmte Medikamente und Impfungen
- Insekten- oder Schlangenbisse
Interessant zu wissen: Krankheitserreger können zwar die Herzmuskelzellen direkt schädigen. Der eigentliche und manchmal bleibende Schaden entsteht aber vor allem dadurch, dass das eigene Immunsystem die Herzmuskelzellen angreift und eine Entzündung auslöst. Sowohl infektiöse als auch nicht infektiöse Ursachen wirken als Auslöser für eine solche autoimmune Störung.
Wie häufig kommt eine Herzmuskelentzündung vor?
Man geht davon aus, dass sich bei bis zu 5 Prozent aller Menschen mit einer akuten Virusinfektion auch der Herzmuskel entzündet.
2017 wurde die Anzahl der Neuerkrankungen weltweit auf 1,8 Millionen geschätzt. Männer und Frauen erkranken dabei gleichermaßen.
Wie verläuft eine Herzmuskelentzündung?
Wie eine akute Herzmuskelentzündung verläuft, hängt vor allem von den Ursachen und der Schwere der Symptome ab. Bei den meisten Menschen, die keine oder kaum Symptome haben, bildet sich die Entzündung im Herzmuskel von allein wieder zurück.
Nur selten kommt es zu einer bleibenden Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, noch viel seltener zum plötzlichen Herztod.
Menschen mit ausgeprägter Herzschwäche und anhaltenden Herzrhythmusstörungen haben ein höheres Risiko zu sterben und benötigen manchmal eine mechanische Unterstützung der Herzfunktion („künstliches Herz“) oder sogar eine Herztransplantation.
Da eine Herzmuskelentzündung langwierig sein kann, sind regelmäßige Nachuntersuchungen des Herzens per Ultraschall erforderlich. Bis man sich wieder vollständig erholt, können nach einer schweren Herzmuskelentzündung Monate oder sogar Jahre vergehen.
Wie lässt sich eine Herzmuskelentzündung feststellen?
Viele Menschen mit einer Herzmuskelentzündung berichten von einer Infektion, die ein bis zwei Wochen zurückliegt. Bei manchen ist auch eine chronisch-entzündliche Erkrankung wieder aufgeflammt.
Eine körperliche Untersuchung und die Beschreibung der Symptome reichen aber nicht aus, um eine Herzmuskelentzündung festzustellen. Daher machen Ärztinnen oder Ärzte zusätzlich ein Elektrokardiogramm (EKG). Damit lässt sich erkennen, wie oft und regelmäßig das Herz schlägt.
Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) hilft, die Bewegungen des Herzmuskels und der Herzklappen zu beurteilen. In einer Blutprobe kann man zudem bestimmte Blutwerte messen. Sind diese erhöht, deutet das auf eine Herzmuskelentzündung hin. Manchmal sind weitere Untersuchungen wie eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs, eine radiologische Darstellung der Gefäße oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich.
Wie behandelt man eine Herzmuskelentzündung?
Ziel der Behandlung ist es, das Herz vor Überlastung zu schützen. Daher ist es wichtig, sich in der akuten Phase einer Herzmuskelentzündung körperlich zu schonen. Sportlerinnen und Sportler sollten 3 bis 6 Monate lang auf Wettkämpfe verzichten.
Bei Anzeichen für eine Herzschwäche verschreiben Ärztinnen und Ärzte Medikamente, welche die Herzarbeit erleichtern. Selten verläuft die Herzschwäche so schwer, dass eine mechanische Unterstützung der Herzfunktion („künstliches Herz“) oder sogar eine Herztransplantation notwendig werden.
Bei Herzrhythmusstörungen kommen Medikamente zum Einsatz, die den Herzrhythmus normalisieren sollen. Da auch Rhythmusstörungen, die keine Beschwerden verursachen, lebensbedrohlich werden können, kann eine zeitweise Überwachung im Krankenhaus erforderlich sein.
Durch Bewegungsstörungen der Herzwand können Blutgerinnsel in den Herzkammern entstehen. Dann ist es nötig, Medikamente einzunehmen, die die Blutgerinnung hemmen.
Es kann nötig sein, die körpereigene Abwehr mit Medikamenten zu unterdrücken – beispielsweise bei bestimmten, seltenen Erkrankungen oder wenn eine Autoimmunerkrankung vorliegt. Medikamente, die gegen bestimmte Viren wirken, sind nur manchmal sinnvoll. Denn das Virus ist in der Regel schon verschwunden, wenn eine Herzmuskelentzündung festgestellt wird.
Wichtig zu wissen: Bei einer akuten Herzmuskelentzündung sollte man keinen Alkohol trinken und keine Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac einnehmen. Diese können den Verlauf der Erkrankung verschlechtern.
Wie sieht die Nachsorge bei einer Herzmuskelentzündung aus?
Insbesondere Menschen mit Anzeichen einer Herzschwäche sollten regelmäßig zu Nachuntersuchungen mit Herzultraschall gehen.
Zudem ist es wichtig, die Medikamente zum Schutz vor einer Überlastung des Herzens regelmäßig einzunehmen.
In der begleitenden Physiotherapie erhalten Menschen mit einer Herzmuskelentzündung eine Anleitung zur Atemtherapie und leichtem körperlichen Training. Die meisten profitieren von einem speziellen Rehabilitationsprogramm. Dabei geht es mit darum, einen gesunden Lebensstil zu entwickeln, um die Heilung zu fördern.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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