Schilddrüsenüberfunktion
ICD-Codes: E05 Was ist der ICD-Code?
Die Schilddrüse reguliert viele Körperfunktionen. Bei einer Überfunktion produziert sie zu viele Hormone, was den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringt. Die Überfunktion lässt sich auf verschiedene Weise behandeln.
Auf einen Blick
- Die Schilddrüse produziert wichtige Hormone, die den Stoffwechsel regulieren.
- Bei einer Überfunktion bildet die Schilddrüse übermäßig Hormone, was zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels führt.
- Typische Symptome sind zum Beispiel Gewichtsverlust, nervöse Unruhe und Herzrasen.
- Die häufigste Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion ist Morbus Basedow – eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse.
- Zur Behandlung der Überfunktion stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Meist wird die verstärkte Hormonbildung durch die Einnahme von Tabletten gebremst.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?
Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse, die zahlreiche Körperfunktionen reguliert. Wenn sie überaktiv ist, bildet sie zu viele Schilddrüsenhormone. Solch eine Überfunktion kann verschiedene Gründe haben. Die häufigste Ursache ist die Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow.
Ist die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut langfristig erhöht, geraten viele Stoffwechselprozesse aus dem Gleichgewicht. Das kann zu verschiedenen Symptomen führen. Typisch sind Gewichtsverlust, Schwitzen, Nervosität oder Herzrasen.
Bleibt eine Schilddrüsenüberfunktion unbehandelt, erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Welche häufigen Schilddrüsenerkrankungen gibt es?
Dieses Video erklärt die häufigsten Formen der Schilddrüsenüber- und Schilddrüsenunterfunktion, deren Entstehung und Behandlung.
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Welche Symptome zeigen sich bei einer Schilddrüsenüberfunktion?
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion vergrößert sich oft die Schilddrüse und es kommt zu einer sichtbaren Schwellung am Hals. Diese Vergrößerung bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner als Kropf (Struma). Manchmal bilden sich nur tast- oder sichtbare Knoten. Es ist auch möglich, dass sich weder ein Kropf noch Knoten bilden. Zudem gehen eine vergrößerte Schilddrüse oder Schilddrüsenknoten nicht immer mit einer Überfunktion einher.
Besteht eine Schilddrüsenüberfunktion, treten häufig folgende Symptome auf:
- Herzklopfen und Herzrasen, manchmal auch Herzrhythmusstörungen
- erhöhter Blutdruck
- Gewichtsverlust trotz verstärktem Hungergefühl
- Durchfall
- Zittern, nervöse Unruhe, Gereiztheit, Schlaflosigkeit
- Schwäche, Müdigkeit
- Schwitzen
Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion nehmen zudem Wärme schnell als unangenehm wahr. Die Haut fühlt sich oft warm und feucht an, das Haar ist ausgedünnt.
Welche Ursachen hat eine Schilddrüsenüberfunktion?
Die häufigste Ursache für eine Überfunktion der Schilddrüse ist Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Bei dieser Erkrankung bildet das Immunsystem Antikörper, die die Schilddrüse dazu anregen, verstärkt Hormone zu produzieren.
Auch eine Schilddrüsenautonomie kann zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen. Für gewöhnlich steuert die Hirnanhangsdrüse die Schilddrüse. Wenn eine Schilddrüsenautonomie vorliegt, reagieren die Schilddrüsenzellen nicht mehr auf die Signale der Hirnanhangsdrüse. In der Folge kommt es zu einer vermehrten Bildung von Schilddrüsenhormonen.
Autonome Schilddrüsenzellen kommen manchmal in der gesamten Drüse vor, manchmal auch nur im Gewebe eines oder mehrerer gutartiger Knoten. Solch einen Knoten bezeichnet man als autonomes Schilddrüsenadenom.
Wie häufig kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion?
Die Schilddrüsenüberfunktion kommt häufig vor: Sie entwickelt sich bei ungefähr einem von 100 Menschen – meist zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr.
Welche Folgen kann eine Schilddrüsenüberfunktion haben?
Wenn eine Schilddrüsenüberfunktion nicht ausreichend behandelt wird, können sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln, beispielsweise ein Vorhofflimmern. Langfristig kann es durch den beschleunigten Knochenumbau auch zu Knochenschwund (Osteoporose) kommen.
Wie diagnostiziert man eine Schilddrüsenüberfunktion?
Um eine Überfunktion der Schilddrüse festzustellen, ist zunächst ein ausführliches ärztliches Gespräch wichtig. Daran schließt sich in der Regel eine körperliche Untersuchung an, bei der die Ärztin oder der Arzt die Schilddrüse abtastet. So lässt sich erkennen, ob das Organ vergrößert ist oder eventuell ein Knoten besteht. Eine Ultraschalluntersuchung ermöglicht es, Veränderungen des Schilddrüsengewebes und vorhandene Knoten genauer zu erkennen und zu beurteilen.
Weitere Hinweise kann eine Untersuchung der Augen geben. So weisen hervortretende, geschwollene Augen auf einen bestehenden Morbus Basedow hin – den häufigsten Grund einer Schilddrüsenüberfunktion.
Auch Bluttests liefern wichtige Informationen. Damit lässt sich bestimmen, ob die Schilddrüse selbst zu viele Hormone produziert oder ob die Überproduktion Folge einer gestörten Steuerung durch die Hirnanhangsdrüse ist. Im Blut kann man zudem bestimmte Antikörper nachweisen, die weiteren Aufschluss auf das Vorliegen eines Morbus Basedow geben.
Ein anderes Diagnoseverfahren ist die Szintigraphie: eine Methode, mit der sich die Aktivität eines Knotens erkennen lässt. Dafür nutzt man schwach radioaktive Substanzen, die meist über die Vene verabreicht werden. Die Substanzen selbst senden Strahlen aus, die man mit einer speziellen Kamera aufzeichnen kann. Solch ein Szintigramm ermöglicht es zu beurteilen, ob es sich um einen „heißen“ Knoten handelt – also einen Knoten, der verstärkt Hormone produziert.
Wie behandelt man eine Schilddrüsenüberfunktion?
Eine milde Schilddrüsenüberfunktion kann sich manchmal von selbst wieder zurückbilden. Meist wird die übermäßige Hormonproduktion in der Schilddrüse aber mit Thyreostatika gebremst. Das sind Medikamente, die die Bildung von Schilddrüsenhormonen hemmen.
Bei Menschen mit Morbus Basedow kann es passieren, dass sich die Schilddrüsenfunktion durch eine längere Einnahme von Thyreostatika wieder normalisiert. Wenn das nicht klappt, wird die Drüse operativ entfernt oder es kommt eine Radiojodtherapie zum Einsatz. Bei dieser Behandlung verabreichen Ärztinnen und Ärzte radioaktives Jod in Kapselform. Das Jod lagert sich in der Schilddrüse ein und zerstört die überaktiven Zellen.
Bei einer vergrößerten Drüse mit Schilddrüsenautonomie wird diese mit Thyreostatika zunächst „beruhigt“ und dann meist operativ entfernt. Ist ein Eingriff nicht möglich oder die Drüse nicht stark vergrößert, kommt eine Radiojodtherapie infrage.
Vertiefende Informationen zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
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- Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. (DGN). Radioiodtherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen. S1-Leitlinie. Version 5. AWMF-Registernummer 031-003. 10.2015.
- Jameson JL, Mandel SJ, Weetmann AP. Disorders of the Thyreoid Gland. In: D. L. Kaspers, S. L. Hauser, J. L. Jameson, Fauci AS, D. L. Longo, J. Loscalzo (Ed). Harrison's Principles of Internal Medicine. McGraw-Hill Education; 2015.
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- Ross DS, Burch HB, Cooper DS et al. 2016 American Thyroid Association Guidelines for Diagnosis and Management of Hyperthyroidism and Other Causes of Thyrotoxicosis. Thyroid. 2016 Oct;26(10):1343-1421. doi: 10.1089/thy.2016.0229. Erratum in: Thyroid. 2017 Nov;27(11):1462. PMID: 27521067.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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