ADHS

Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind besonders unaufmerksam, impulsiv und aktiv. Eine ADHS kann starke Auswirkungen auf das Leben des Kindes und das seiner Familie haben.

Auf einen Blick

  • ADHS beginnt in der Kindheit und bleibt oft bis ins Erwachsenenalter bestehen.
  • Betroffene Kinder sind besonders unaufmerksam, impulsiv oder „hyperaktiv“.
  • Erwachsene mit ADHS haben häufig Probleme in Beziehungen oder bei der Arbeit.
  • Man geht davon aus, dass Veranlagung und äußere Einflüsse zusammenspielen.
  • Die Diagnose ADHS sollten Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin oder Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapeuten stellen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Finger wirbeln einen Handkreisel (Fidget Spinner) umher.

Was ist ADHS?

Bei ADHS handelt es sich um eine psychische Störung. Betroffene Kinder sind besonders unaufmerksam, impulsiv oder „hyperaktiv“.

 Was ist unter diesen Begriffen zu verstehen?

  • Als „unaufmerksam“ werden Kinder eingestuft, die sich schlecht konzentrieren können und leicht ablenken lassen.
  • Mit „impulsiv“ ist gemeint, dass das Kind sich unbedachter, leichtfertiger oder auch ungeduldiger und unachtsamer verhält als in seinem Alter üblich.
  • Ein sehr unruhiges, rastloses Kind gilt als „hyperaktiv“.

Kinder mit ADHS fallen öfter auf, weil ihr Verhalten nicht den Erwartungen der Norm entspricht. Typisch ist auch eine Konzentrationsschwäche, die zur Folge hat, dass ihnen das Lernen schwerer fällt. Bei einigen betroffenen Kindern treten Ängste oder Depressionen auf.

Wichtig zu wissen: ADHS wurde in den letzten Jahren immer häufiger diagnostiziert. Jedoch vermuten Kritiker, dass es sich zum Teil um Fehldiagnosen handelt und zum Beispiel Kinder, die schlichtweg unruhig, aber sonst gesund sind, als psychisch krank eingestuft wurden.

Woran erkennt man ADHS?

Es ist normal, dass Kinder immer mal wieder unaufmerksam und impulsiv sind. Entscheidend ist, wie stark auffällig das Verhalten ist. Erst wenn Kinder und Jugendliche im Vergleich mit Gleichaltrigen deutlich unaufmerksamer, impulsiver und (übermäßig) aktiver sind, deutet dies auf eine mögliche ADHS hin.

Wichtig ist außerdem, wie sich die Störung äußert. Unterschieden wird hier zwischen vorwiegend unaufmerksamen und vorwiegend hyperaktiven und impulsiven Kindern. Wenn Kinder unaufmerksam, aber nicht hyperaktiv sind, spricht man vom Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, kurz ADS.

Was verursacht ADHS?

Was genau die Ursachen für die ADHS sind, ist noch nicht komplett erforscht. Man geht davon aus, dass Veranlagung und äußere Einflüsse zusammenspielen.

Gute Studien zu den Ursachen fehlen bislang. Das führt dazu, dass in der Fachwelt viele verschiedene Möglichkeiten diskutiert werden.

Ein Indiz für eine genetische Veranlagung wurde an den Nervenzellen im Gehirn von Menschen mit ADHS festgestellt. Hier zeigt sich eine Veränderung beim Transport des Botenstoffs Dopamin – und zwar in den Bereichen, die für Gedächtnis und Lernen zuständig sind. Es gibt aber noch andere biologische Ursachen, die zur Entstehung einer ADHS beitragen.

Unklar ist auch die Rolle gesellschaftlicher Entwicklungen. Manche Fachleute sehen die ADHS unter anderem als Folge oder Reaktion auf ein Leben, in dem die Menschen im Alltag einer zunehmenden Menge an Reizen ausgesetzt sind und sich weniger bewegen, bei hohem Leistungsdruck und Veränderungen im familiären Zusammenleben.

Auch zu Einflüssen während der Schwangerschaft gibt es bislang nur Vermutungen. Wenn eine Mutter in der Schwangerschaft raucht, Alkohol trinkt oder Drogen konsumiert, entwickelt ihr Kind mit höherer Wahrscheinlichkeit ADHS. In Studien war davon aber immer nur ein kleiner Teil der Kinder betroffen.

Ein möglicher Risikofaktor ist zudem eine Präeklampsie – eine seltene Schwangerschaftserkrankung, bei der der Blutdruck steigt und der Körper Wasser einlagert.

Manchmal werden bestimmte Lebensmittel mit ADHS in Verbindung gebracht. Tatsächlich deuten manche Forschungsergebnisse darauf hin, dass Kinder, die oft künstliche Farbstoffe und Konservierungsmittel zu sich nehmen, eher ein auffälliges Verhalten zeigen. Die Ernährung spielt aber, wenn überhaupt, nur eine geringe Rolle. Wenn der Verdacht besteht, kann man ausprobieren, ob eine Ernährungsumstellung etwas bringt.

Wie häufig ist ADHS?

Laut Statistik kommen Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen recht häufig vor. Bei etwa 5 Prozent der Kinder wird die Diagnose ADHS gestellt. Jedoch wird vermutet, dass einige Kinder eine Fehldiagnose erhalten.

Wie verläuft ADHS?

ADHS beginnt normalerweise in der Kindheit. Ältere Jugendliche und Erwachsene mit ADHS sind oft weniger hyperaktiv als in ihrer Kindheit, verspüren aber häufig eine innere Unruhe oder Rastlosigkeit.

ADHS beginnt normalerweise in der Kindheit.

Bei Erwachsenen sind die Symptome meist schwächer ausgeprägt als bei Kindern und Jugendlichen. Etwa 50 bis 80 Prozent der Erwachsenen, die schon als Kind ADHS hatten, haben zumindest teilweise noch mit ADHS-Symptomen zu tun. Ungefähr 15 Prozent erfüllen auch noch als Erwachsene die vollständigen ADHS-Diagnosekriterien.

Wie wird ADHS diagnostiziert?

Eine qualifizierte ADHS-Diagnose können folgende Spezialisten stellen: Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin oder Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche.

Wichtig ist dabei ein ausführliches Gespräch, um andere Ursachen für das auffällige Verhalten des Kindes zu erkunden und auszuschließen. Denn Konzentrationsschwierigkeiten, andere psychische Erkrankungen, Schulprobleme oder Hyperaktivität können auch andere Gründe haben – beispielsweise Schlafstörungen, Sehfehler, Schwerhörigkeit oder eine Schilddrüsenüberfunktion.

Erwachsene, die bei sich eine AHDS vermuten, können sich zur Abklärung an eine Praxis für Psychiatrie oder Psychotherapie wenden.

Vertiefende Informationen zur Diagnostik von ADHS finden Sie auf gesundheitsinformation.de.

Wie lässt sich ADHS behandeln?

Vor jeder Behandlung steht eine Beratung, was ADHS ist und wie man damit umgehen kann. Daran können auch Erziehungs- oder Lehrkräfte teilnehmen. Vielleicht stellt sich dabei heraus, dass gar kein großer Behandlungsbedarf besteht.

Im Mittelpunkt sollten folgende Fragen stehen:

  • Wie stark belastet die Verhaltensauffälligkeit Kind und Eltern?
  • Wie stark ist die schulische Entwicklung beeinträchtigt?
  • Wie sieht das Alltagsleben aus, beispielsweise die Schlafgewohnheiten?

Wichtig zu wissen: Bei einer leichten ADHS ist eventuell eine Schulung der Eltern ausreichend. Sie lernen dort, wie sie mit der Störung umgehen können. Eine mittelschwere oder schwere ADHS kann zu sozialen oder schulischen Problemen führen. Hier können entsprechende Maßnahmen in der Schule oder eine Familien- oder Verhaltenstherapie helfen.

Ist der Einsatz von Medikamenten sinnvoll?

Hier sollten folgende Fragen bedacht werden:

  • Wie alt ist das Kind?
  • Wie stark ist die ADHS ausgeprägt?
  • Gab es bereits psychotherapeutische oder pädagogische Maßnahmen?
  • Was sind die Vor- und Nachteile der Medikamente?

Die am häufigsten eingesetzten Medikamente enthalten den Wirkstoff Methylphenidat. Alternativ kommen die Wirkstoffe Atomoxetin, Dexamphetamin, Guanfacin und Lisdexamfetamin infrage.

Welche Behandlung für Erwachsene mit ADHS sinnvoll ist, hängt von ihrer persönlichen Situation und den vorhandenen Problemen ab. Wenn es schwerfällt, die Erkrankung mit eigenen Strategien in den Griff zu bekommen, können eine Psychotherapie und/oder Medikamente helfen.

Wann ist eine stationäre oder teilstationäre Behandlung sinnvoll?

Bei hyperaktiven und impulsiven Kindern und Jugendlichen, die ihren Alltag nur noch schwer oder gar nicht bewältigen, kann ein vorübergehender Aufenthalt in einer psychosomatischen oder psychiatrischen Klinik sinnvoll sein.

Vertiefende Informationen zur Behandlung von ADHS bei Kindern und ADHS bei Erwachsenen finden Sie auf gesundheitsinformation.de.

Was kann den Alltag mit ADHS erleichtern?

Ein Kind mit ADHS kann für die ganze Familie eine Herausforderung sein. Nicht nur in Schule und Freizeit kommt es zu Problemen und Konflikten, auch mit anderen Kindern und deren Eltern. In der Familie stehen Eltern vor der immer neuen Aufgabe, für das betroffene Kind da zu sein und gleichzeitig zu spüren, ob Geschwisterkinder sich vernachlässigt fühlen.

Um mit dieser Situation umzugehen, entwickeln die meisten Eltern mit der Zeit Strategien. Als hilfreich haben sich gewisse Routinen und klare Regeln erwiesen. Auch der Kontakt und Austausch mit anderen Familien, in denen ADHS vorkommt, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen, kann entlasten. Wichtig ist: Das Verhalten des Kindes ist keine Absicht. Betroffene Kinder und Jugendliche leiden selbst unter den Folgen ihres Verhaltens.

Wo finde ich Unterstützung bei ADHS?

Deutschlandweit finden Menschen mit ADHS und ihre Angehörigen ein breites Angebot zur persönlichen Beratung und Unterstützung. Diese sind je nach Region unterschiedlich organisiert. Bei der Suche hilft diese Liste von Anlaufstellen bei gesundheitsinformation.de.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Stand:
Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?