Chronische Wunden
ICD-Codes: L98 Was ist der ICD-Code?
Kleinere Verletzungen im Alltag heilen meist schnell. Es kann aber vorkommen, dass eine Wunde sich nur sehr langsam schließt oder immer wieder aufgeht. Heilt sie trotz Behandlung innerhalb von vier bis zwölf Wochen nicht ab, spricht man von einer chronischen Wunde. Die Behandlung ist meist langwierig und schmerzhaft.
Auf einen Blick
- Eine Wunde, die trotz Behandlung innerhalb von vier bis zwölf Wochen nicht abheilt, wird als chronische Wunde bezeichnet.
- Die Behandlung chronischer Wunden kann sich über längere Zeit hinziehen und ist oft schmerzhaft.
- Häufige Ursachen für schlecht heilende Wunden sind eine gestörte Durchblutung oder ein Diabetes mellitus.
- Chronische Wunden entwickeln sich häufig am Fuß oder Unterschenkel.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine chronische Wunde?
Während kleine Verletzungen im Alltag meist schnell heilen, kann die Heilung bei größeren Wunden länger dauern. Manche dieser Wunden müssen genäht werden.
Es kann auch vorkommen, dass sich Wunden nur sehr langsam verschließen, immer wieder aufgehen oder gar nicht heilen. Meist ist dafür eine gestörte Durchblutung oder ein Diabetes mellitus verantwortlich. Solche schlecht heilenden Wunden treten oft am Fuß oder Unterschenkel auf.
Heilt eine Wunde trotz Behandlung innerhalb von vier bis zwölf Wochen nicht ab, wird sie als chronische Wunde bezeichnet. Die Behandlung chronischer Wunden kann lange dauern und schmerzhaft sein. Eine gute Wundversorgung ist hier sehr wichtig. Außerdem sollte die Grunderkrankung behandelt werden, die die Wunde begünstigt hat.
Was sind die Symptome einer chronischen Wunde?
Eine chronische Wunde kann sehr schmerzhaft sein, da Gewebe und Nerven geschädigt sind. Wie schmerzhaft eine Wunde ist, hängt von ihrer Größe und Tiefe ab.
Menschen mit einem diabetischen Fuß empfinden allerdings oft keine Schmerzen, da ihre Nerven so beeinträchtigt sind, dass sie kaum noch Schmerzimpulse weiterleiten.
Wenn eine Wunde über längere Zeit offen bleibt, kann sich die Haut um die Wunde rötlich bis bräunlich verfärben. Außerdem kann die Wunde jucken, nässen oder unangenehm riechen.
Entzündet sich die Wunde oder wird der betroffene Körperteil bewegt, können sich die Schmerzen verstärken. Viele Menschen mit chronischen Wunden schlafen nachts schlecht, weil sie Schmerzen und Juckreiz während dieser Zeit intensiver wahrnehmen.
Was sind die Ursachen einer chronischen Wunde?
Wunden entstehen oft durch eine Verletzung, wie etwa einen Schnitt oder einen heftigen Stoß.
Wer eine chronische Wunde entwickelt, hat jedoch oft eine Grunderkrankung. Dann können Wunden schon durch leichteren Druck entstehen und schlecht heilen. Solche Grunderkrankungen oder gesundheitlichen Probleme können sein:
Durchblutungsstörungen
Sind Arterien – Blutgefäße, die das Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen – verengt, heilen Wunden generell langsamer als bei einer guten Durchblutung. Eine typische Grunderkrankung ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK).
Venenschwäche
Bei Krankheiten der Beinvenen heilen Wunden am Unterschenkel oder Fuß ebenfalls schlechter. Die Beinvenen transportieren das Blut zurück zum Herzen. Bei einer Schwäche der Venenklappen sind die Venen erweitert. Das Blut staut sich in den Beinen und sie schwellen an.
Der dadurch entstehende Druck erschwert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Gewebes. Es kann auch zu Krampfadern kommen. Unter diesen ungünstigen Bedingungen kann aus einer kleinen Verletzung eine chronische Wunde werden. Eine schlecht heilende Wunde am Unterschenkel wird umgangssprachlich als „offenes Bein“ bezeichnet.
Diabetes
Typisch für eine fortgeschrittene Zuckerkrankheit ist, dass Blutgefäße und Nerven der Füße geschädigt sind. Aus diesem Grund spüren Menschen mit Diabetes Schmerzen an den Füßen oft nicht. Sie übersehen dann leicht kleine Verletzungen oder Druckstellen durch zu enge Schuhe. Außerdem wird das Gewebe durch die schlechte Durchblutung schlechter versorgt. Ein „diabetischer Fuß“ erhöht das Risiko für chronische Wunden.
Schwaches Immunsystem
Bei Menschen mit schweren Erkrankungen wie Krebs, bei älteren Personen oder Menschen mit Mangelernährung sind die Abwehrkräfte geschwächt. Dies kann dazu führen, dass Wunden langsamer heilen.
Schwere Verletzung und Gewebszerstörung
Wenn bei einer schweren Verletzung oder Verbrennung große und tiefe Wunden entstehen, ist das ebenfalls eine Herausforderung für die Selbstheilungskräfte.
Mechanischer Druck
Ist jemand bettlägerig oder sitzt im Rollstuhl, drückt das eigene Körpergewicht ständig auf bestimmte Hautbereiche. So kann ein Druckgeschwür (Dekubitus) entstehen.
Die betreffende Körperstelle muss dann entlastet werden, damit sich das Druckgeschwür schließen kann.
Welche Folgen kann eine chronische Wunde haben?
Eine chronische Wunde belastet den Körper und das Immunsystem. Dies und der Schlafmangel durch nächtlichen Juckreiz können dazu führen, dass man sich oft müde und abgeschlagen fühlt. Die Schmerzen schränken zudem die Beweglichkeit ein.
Gelangen Bakterien in die Wunde, kann sie sich entzünden und Gewebe absterben. Ohne Behandlung können sich die Krankheitserreger weiter ausbreiten und es besteht die Gefahr einer Blutvergiftung (Sepsis).
Im ungünstigsten Fall kann es nötig sein, den betroffenen Körperteil zu amputieren, zum Beispiel den Fuß.
Wie kann man einer chronischen Wunde vorbeugen?
Es ist wichtig, Grunderkrankungen zu behandeln, die das Risiko für eine chronische Wunde erhöhen:
- Bei Diabetes ist es wichtig, dass der Blutzucker gut eingestellt ist. Druckstellen am Fuß lassen sich vermeiden, indem man ausreichend große und weite Schuhe trägt. Tägliches Waschen und Eincremen sowie regelmäßige medizinische Fußpflege und ärztliche Kontrolle helfen ebenfalls, chronischen Wunden vorzubeugen oder sie rechtzeitig zu bemerken.
- Bei Venenschwäche und Krampfadern senken Kompressionsstrümpfe oder elastische Binden (Druckverbände) das Risiko für chronische Wunden.
- Durchblutungsstörungen lassen sich mit Medikamenten und Eingriffen behandeln, zum Beispiel mit einer Gefäßerweiterung. Zudem können Änderungen des Lebensstils die Durchblutung verbessern, etwa mehr Bewegung und ein Rauchstopp.
- Besonders bei pflegebedürftigen Menschen sind Maßnahmen wichtig, um Druckgeschwüre zu vermeiden. Dazu gehört, gefährdete Körperstellen zu entlasten, beispielsweise durch spezielle Matratzen oder häufiges Umlagern.
Wie wird eine chronische Wunde diagnostiziert?
Nicht jede Hautverletzung oder schlecht heilende Wunde wird zwangsläufig zu einer chronischen Wunde. Der Arzt oder die Ärztin prüft daher zunächst, wie lange die Wunde bereits offen ist. Außerdem ermittelt er oder sie die Risikofaktoren, wie Diabetes, eine Immunschwäche oder Durchblutungsstörungen.
Wie wird eine chronische Wunde behandelt?
Chronische Wunden werden zum Schutz mit einer Auflage abgedeckt. Es ist sinnvoll, auf den Wundrand und die Wundumgebung eine Feuchtigkeitspflege aufzutragen. Das lindert den Juckreiz und verhindert, dass die Haut austrocknet.
Der Verband sollte regelmäßig durch eine medizinische Fachkraft gewechselt werden. Dies kann schmerzhaft sein, wenn Gewebe an der Wundauflage klebt.
Weitere mögliche Behandlungen sind:
Wundreinigung
Wenn die medizinische Fachkraft den Verband wechselt, reinigt sie auch die Wunde. Bei der „einfachen“ Wundreinigung spült sie die Wunde mit einer Kochsalz- oder Elektrolytlösung. Bei der darauffolgenden Wundtoilette (Débridement) benutzt sie eine Pinzette oder ein Skalpell, mit denen sie unter anderem abgestorbene Zellen oder entzündetes Gewebe vorsichtig entfernt.
Um Schmerzen bei der Wundtoilette vorzubeugen, wird das Wundgebiet in der Regel örtlich betäubt, etwa mit einer Salbe. Um stärkere Schmerzen zu vermeiden, können vor der Wundtoilette Medikamente eingenommen werden. Bei größeren Wunden ist auch eine Narkose möglich.
Wundauflagen
Nach der Reinigung der Wunde wird ein neuer Verband angelegt. Eine Wundauflage dient dazu, die Wunde feucht zu halten, überschüssige Flüssigkeit aus der Wunde aufzusaugen und vor Infektionen zu schützen. Dafür kommen unter anderem feuchte Kompressen, Folien oder Hydrogele zum Einsatz.
Technische Verfahren
In Krankenhäusern werden zum Teil auch technische Verfahren eingesetzt, um die Wundheilung zu fördern:
- Hyperbare Sauerstofftherapie: Die Patientinnen oder Patienten atmen in einer speziellen Kammer unter erhöhtem Luftdruck Sauerstoff ein.
- Vakuum-Versiegelungs-Therapie: Dabei saugt eine Pumpe permanent die Wundflüssigkeit ab.
Hauttransplantate
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Transplantation von Haut. Sie kommt vor allem infrage, wenn eine Wunde sehr groß ist und sich nicht mehr von selbst schließt. Die Haut wird von einer anderen Körperstelle entnommen – meistens dem Oberschenkel – und auf die Wunde übertragen. Transplantate können aber auch aus menschlichen Zellprodukten und künstlichen Materialien bestehen.
Medikamente
Durch chronische Wunden verursachte Schmerzen werden oft unterschätzt. Sie gut zu lindern ist jedoch sehr wichtig.
Gegen leichte bis mittelstarke Schmerzen wirken Schmerzmittel zum Einnehmen, wie Paracetamol oder Ibuprofen. Auch manche Wundauflagen enthalten Ibuprofen. Sind die Schmerzen stärker, können Ärztinnen und Ärzte entsprechende Mittel verschreiben.
Eine Behandlung mit Antibiotika kommt infrage, wenn eine Wunde mit Bakterien infiziert ist.
Vertiefende Informationen zur Behandlung von chronischen Wunden finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wie lebt man mit einer chronischen Wunde?
Eine chronisch offene Wunde, die schmerzt und juckt, kann den Schlaf stören und den Alltag erschweren. Dies gilt auch für Schmerzen bei der Wundreinigung sowie Einschränkungen bei der Körperpflege, etwa beim Duschen.
Andauernde Schmerzen und eingeschränkte körperliche Belastbarkeit beeinträchtigen das Berufs- und Privatleben und können auch psychische Auswirkungen haben. Manche Menschen sorgen sich, dass ihre Wunde riecht und dies anderen unangenehm auffällt.
Wer eine chronische Wunde hat, kann sich sehr unwohl fühlen und sich schämen. Viele ziehen sich deshalb zurück.
Persönliche und medizinische Unterstützung ist daher besonders wichtig. Hier sind die Familie und der Freundeskreis gefragt, aber auch Hausärztinnen und Hausärzte, ambulante Pflegedienste sowie spezialisierte Fachkräfte für Wundbehandlung.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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