Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV)

Infektionen mit dem Cytomegalievirus (CMV) sind für die meisten Menschen ungefährlich und verlaufen unbemerkt. Ungeborene Kinder im Mutterleib, frühgeborene Säuglinge und Personen mit einem geschwächten Immunsystem können jedoch schwer erkranken. Hygienemaßnahmen können das Infektionsrisiko verringern.

Auf einen Blick

  • Das Cytomegalievirus (CMV) gehört zur Familie der Herpesviren.
  • Die CMV-Infektion ist für Menschen mit einem gesunden Immunsystem in der Regel ungefährlich.
  • Das CMV verbleibt nach der erstmaligen Ansteckung lebenslang in einem „Ruhezustand“ im Körper und kann unter bestimmten Umständen später wieder aktiv werden.
  • Bei ungeborenen Kindern im Mutterleib, frühgeborenen Säuglingen sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann die Infektion zu schweren Erkrankungen führen.
  • Es gibt keine Schutzimpfung gegen CMV. Gewisse Maßnahmen können jedoch das Risiko für eine CMV-Infektion verringern.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Cytomegalovirus-Infektion: Eine Hand mit einem blauen Schutzhandschuh hält ein Teströhrchen über ein Formular, auf dem ein Häkchen bei Cytomegalovirus IgM gesetzt ist. Auf dem Röhrchen klebt ein Aufkleber mit dem Ergebnis CMV positiv.

Was ist das Cytomegalievirus und was passiert bei einer Infektion?

Das Cytomegalievirus (CMV) gehört zur Familie der Herpesviren. Nach der erstmaligen Ansteckung bleibt das Virus lebenslang im Körper. Im sogenannten Latenzzustand „ruht“ es in verschiedenen Zellen. Unter bestimmten Umständen kann das Virus jedoch wieder aktiv werden und sich vermehren. In Deutschland trägt etwa die Hälfte der Erwachsenen CMV in sich.

Wichtig zu wissen: Die Fähigkeit, nach der erstmaligen Ansteckung lebenslang im menschlichen Körper zu verbleiben, ist typisch für alle Herpesviren.

Bei Personen mit einem gesunden Immunsystem verläuft die Infektion mit CMV meist ohne oder mit leichten Symptomen.

Schwere gesundheitliche Folgen kann eine CMV-Infektion aber für ungeborene Kinder im Mutterleib, frühgeborene Säuglinge und Personen mit geschwächtem Immunsystem haben. 

Schwangere können das Cytomegalievirus, insbesondere bei einer Erstinfektion kurz vor oder während der Schwangerschaft, auf das ungeborene Kind übertragen.

Was sind Infektionskrankheiten?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.

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Welche Symptome treten bei einer CMV-Infektion auf?

Zu einer Erstinfektion mit dem CMV kann es in jedem Alter kommen, nicht selten tritt sie bereits im Kindesalter auf. Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen (Inkubationszeit) vergehen in der Regel 4 bis 6 Wochen.

Die CMV-Infektion verläuft bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem normalerweise ohne oder mit nur leichten Symptomen. Dazu zählen Erkältungsbeschwerden wie Abgeschlagenheit, Fieber und Husten.

Frühgeborene Säuglinge und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben bei einer Infektion ein erhöhtes Risiko, schwerwiegend zu erkranken.

Bei einer schwerwiegenden Erkrankung können auftreten:

Haben sich Kinder im Mutterleib angesteckt, kann es zu Wachstumsstörungen, Schäden an Gehirn und Nerven sowie Schwerhörigkeit kommen. Diese Folgen treten bei bis zu 15 Prozent der betroffenen Kinder auf und machen sich teilweise erst verzögert nach der Geburt bemerkbar.

Im Laufe des Lebens kann es zu einer Reaktivierung des Virus im Körper oder einer erneuten Infektion kommen. Dabei können unter Umständen ebenfalls Symptome auftreten.

Was sind die Ursachen für eine Infektion mit dem Cytomegalievirus?

Das Cytomegalievirus (CMV) wird von Mensch zu Mensch übertragen, beispielsweise bei engem Körperkontakt wie beim Küssen und Geschlechtsverkehr oder beim Stillen eines Kindes. Man spricht von einer Schmierinfektion. Das Virus kann sich in Speichel, Tränenflüssigkeit, Urin, Genitalsekreten, Blut sowie Muttermilch befinden. Insbesondere Kleinkinder bis zum 3. Lebensjahr können größere Virusmengen ausscheiden. 

Aber auch über bestimmte Blutprodukte und transplantierte Organe kann CMV auf andere Menschen übertragen werden. 

Insbesondere bei der Erstinfektion, aber auch bei einer Virus-Reaktivierung während der Schwangerschaft kann die werdende Mutter das CMV auf ihr ungeborenes Kind übertragen.

Welche Risikofaktoren sind bekannt?

Bestimmte Personengruppen haben bei einer Infektion oder einer Reaktivierung des Virus ein erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken.

Ein erhöhtes Risiko haben: 

  • ungeborene Kinder im Mutterleib
  • frühgeborene Säuglinge
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem: zum Beispiel Menschen mit HIV/AIDS oder einer fortgeschrittenen Krebserkrankung
  • Menschen, bei denen das Immunsystem mit Medikamenten unterdrückt wird: etwa bei Krebs-Patienten während einer Chemotherapie oder bei Transplantat-Empfängern, die Arzneimittel zur Verhütung einer Organ-Abstoßung einnehmen

Wie häufig sind CMV-Infektionen?

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Ansteckungsrisiko eines Menschen beeinflussen. Dazu zählen unter anderem die Betreuung von Kleinkindern, schlechte hygienische Bedingungen und die Anzahl der Sexualpartner.

Wie hoch der Anteil an CMV-infizierten Menschen in der Bevölkerung ist, lässt sich nur schätzen. Untersuchungen bei Blutspenderinnen und -spendern zeigen, dass knapp die Hälfte von ihnen Antikörper gegen CMV im Blut haben. Das bedeutet, dass sie bereits eine Erstinfektion mit CMV durchgemacht haben. 

In Deutschland haben mehr als die Hälfte aller Schwangeren und knapp ein Viertel aller nierentransplantierten Menschen keine Antikörper gegen das Cytomegalievirus. Sie sind somit empfänglich für eine Erstinfektion mit dem CMV. Gleichzeitig ist CMV in der Schwangerschaft am häufigsten für eine Virus-Infektion des ungeborenen Kindes verantwortlich.

Wie kann man einer CMV-Infektion vorbeugen?

Für Menschen mit einem gesunden Immunsystem ist die Infektion mit CMV normalerweise nicht gefährlich. Da es keine Schutzimpfung gegen CMV gibt, sollten sich Menschen mit erhöhtem Risiko für eine schwer verlaufende Erkrankung schützen. Hierzu gehören Schwangere ohne Antikörper gegen CMV, Frühgeborene und Menschen mit geschwächtem oder medikamentös unterdrücktem Immunsystem. 

Etwa jede 200. Frau steckt sich während der Schwangerschaft erstmals mit CMV an. Für die Schwangere verläuft die Infektion meist unbemerkt. Für das ungeborene Kind stellt sie aber vor allem in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft eine Gefahr dar: Es kann zu schweren dauerhaften Schädigungen kommen, vor allem von Gehirn und Nerven.

Vorsichtsmaßnahmen bei Schwangeren ohne Antikörper gegen CMV

Hygienemaßnahmen können das Risiko einer Erstinfektion mit CMV in der Schwangerschaft senken. Dies ist insbesondere beim Umgang mit Kleinkindern wichtig. Die nachfolgenden Empfehlungen gelten dabei für Schwangere, die noch keine Infektion hatten oder nicht wissen, ob sie Antikörper gegen CMV haben.

Empfohlene Hygienemaßnahmen:

  • gründliches und häufiges Händewaschen mit Seife unter warmem Wasser – vor allem nach dem Windelwechsel, Waschen, Füttern, Tränenabwischen und Naseputzen von Kindern, sowie bei Kontakt mit Spielzeug, das von Kindern in den Mund genommen wurde
  • Gegenstände und Oberflächen, die mit Urin oder Speichel von Kleinkindern in Kontakt gekommen sind, mit Schutzhandschuhen reinigen oder durch andere Personen reinigen lassen
  • Säuglinge und Kleinkinder nicht auf Mund und Wangen küssen  
  • Geschirr, Besteck, Handtücher und Waschlappen nicht gemeinsam mit anderen Personen benutzen
  • keine Schnuller in den Mund nehmen oder Essensreste der Kinder verzehren

Wichtig zu wissen: Frauen, die beruflich Kinder im Alter von unter 3 Jahren betreuen, haben ein erhöhtes Risiko sich mit CMV anzustecken. Im Einzelfall muss geprüft werden, ob Schwangere ohne Antikörper gegen CMV von bestimmten beruflichen Tätigkeiten freigestellt werden. Das kann zum Beispiel Erzieherinnen und Angestellte im Gesundheitswesen betreffen. 

Frauen mit Kinderwunsch können einen Bluttest auf CMV-Antikörper durchführen lassen. Gemäß den derzeitig gültigen Mutterschaftsrichtlinien sind die gesetzlichen Krankenkassen nicht verpflichtet, die Kosten des Tests zu übernehmen. Einige tun das trotzdem – es lohnt sich also nachzufragen.

Kontakt von Müttern mit stattgefundener CMV-Infektion zu Säuglingen

Bei Müttern, die bereits eine Erstinfektion mit CMV hatten, kann das Virus während der Stillperiode reaktiviert und mit der Muttermilch auf den Säugling übertragen werden. Für gesunde reifgeborene Säuglinge ist dies unproblematisch, während bei frühgeborenen Säuglingen ein Risiko für Komplikationen besteht. Bei Frühgeborenen werden deshalb im Krankenhaus besondere Vorsichtsmaßnahmen eingehalten. 

Vorsichtsmaßnahmen bei Blutprodukten und transplantierten Organen

Knochenmark-Spender werden auf eine aktive und zurückliegende Infektion mit CMV getestet. Bei Blutkonserven besteht dazu keine Verpflichtung: Blutkonserven, die keine weißen Blutkörperchen enthalten, gelten auch ohne Test als sicher.

Organspenden werden ebenfalls auf CMV-Antikörper untersucht, da eine CMV-Infektion bei einem Transplantat-Empfänger wegen der medikamentösen Unterdrückung des Immunsystems zu schweren Erkrankungen und zur Abstoßung des transplantierten Organs führen kann. Wenn der Spender oder Empfänger eines Organs CMV-positiv ist, kann die vorbeugende Einnahme von virushemmenden Medikamenten den Empfänger vor einer Erkrankung schützen.

Wie wird eine CMV-Infektion diagnostiziert?

Eine Infektion kann im Labor entweder direkt durch den Nachweis des Virus oder aber indirekt durch den Nachweis von Antikörpern festgestellt werden. 

Der indirekte Nachweis mittels Antikörpertest kann durch eine Blutprobe erfolgen. Angewendet wird dieses Verfahren vor allem bei Personen mit gesundem Abwehrsystem, beispielsweise bei Schwangeren, um eine durchgemachte Erstinfektion nachzuweisen. Anhand der Art der Antikörper gegen CMV kann unterschieden werden, ob die Infektion vor Kurzem oder vor längerer Zeit stattgefunden hat.

Direkt kann CMV zum Beispiel im Urin, Speichel oder Blut nachgewiesen werden. Angewendet wird dieses Verfahren vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder bei Neugeborenen, die sich im Mutterleib angesteckt haben.

Wie wird eine CMV-Infektion behandelt?

Menschen mit einem gesunden Immunsystem benötigen bei einer CMV-Infektion in der Regel keine spezifische Behandlung.  

Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf werden bei einer CMV-Infektion mit virushemmenden Medikamenten (Virostatika) behandelt. Zu solchen Medikamenten zählt beispielsweise Ganciclovir.

Haben sich Neugeborene bereits vor der Geburt mit CMV angesteckt, dann sollten virushemmende Medikamente nur nach Absprache mit einem kompetenten Neugeborenen-Zentrum eingesetzt werden. Schwangeren und Stillenden wird solch eine Behandlung nicht empfohlen.

Die Gabe von bestimmten Antikörpern gegen CMV (Hyperimmunglobulin), um einer Infektion vorzubeugen oder sie zu behandeln, ist zurzeit umstritten.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V.

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