Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Ob Depression, Angststörung oder Burn-out: Die Arbeit kann bei der Entstehung psychischer Probleme und Störungen eine Rolle spielen. Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu schützen ist daher wichtig – für die oder den Einzelnen, für Unternehmen und auch für die Gesellschaft.

Auf einen Blick

  • Ein Arbeitsplatz, der die psychische Gesundheit erhält und fördert, ist für das Berufs- und das Privatleben von großer Bedeutung.
  • Sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter psychisch belastet oder erkrankt, wirkt sich dies auch auf das Unternehmen und die Gesellschaft aus.
  • Berufliche Faktoren wie ein hohes Arbeitspensum sowie Zeit- und Termindruck tragen zu psychischer Belastung und Erkrankungen bei.
  • Der Schutz der psychischen Gesundheit im Job ist gesetzlich verankert.
  • Gut gestaltete Arbeitsbedingungen können dazu beitragen, die psychische Gesundheit und Motivation der Beschäftigten zu stärken und zu erhalten.
Eine Krankenpflegerin sitzt mit einer Tasse an einem Tisch. Mit dem linken Ellenbogen stützt sie sich auf und reibt mit ihrer Hand über ihr Gesicht. Eine Kollegin legt ihr von hinten tröstend die Hände auf die Schulter.

Warum ist die Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz wichtig?

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kennen psychische Belastungen am Arbeitsplatz und die daraus folgenden Beschwerden. Sie fühlen sich durch ihre Arbeit seelisch beansprucht oder großem Stress ausgesetzt. Symptome wie Müdigkeit, Mattigkeit, Erschöpfung und Schlafstörungen haben in den letzten Jahren unter den Beschäftigten zugenommen.

Die Zahl der dadurch bedingten Frühberentungen und Krankheitstage ist hoch. 2019 waren psychische Erkrankungen verantwortlich für fast die Hälfte der vorzeitigen Rentenzugänge. Im selben Jahr entfielen 17,5 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage auf psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Die Tendenz ist steigend. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 waren es knapp 11 Prozent. Einen höheren Anteil an der Arbeitsunfähigkeit haben mit etwa 25 Prozent lediglich Muskel- und Skeletterkrankungen.

Die häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit: Muskel-Skelett-System: 24,6 Prozent, Psychische Störung 17,5 Prozent, Atmungssystem 14 Prozent, Verletzung/Vergiftung 10,9 Prozent, Sonstige 32,9 Prozent.

Psychische Störungen sind die zweithäufigste Diagnose bei Arbeitsunfähigkeit, nur Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sind noch öfter die Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit. Erkrankungen des Atmungssystems und Verletzungen/Vergiftungen sind die dritt- beziehungsweise vierthäufigsten Diagnosen.

Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern ist eine gemeinsame Aufgabe mit vielen Beteiligten. Eine besondere Verantwortung kommt Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zu. Mittlerweile gibt es ein umfangreiches Informations- und Unterstützungsangebot für mehr psychische Gesundheit am Arbeitsplatz – bereitgestellt von Initiativen des Bundes, der Länder sowie von Unfallversicherungsträgern, Krankenkassen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Wichtig zu wissen: Psychische Erkrankungen wirken sich auf alle Lebensbereiche aus. Psychische Gesundheit wiederum ist ein wichtiger Faktor für ein zufriedenes Leben – im Privaten und in der Berufswelt. Fragen der psychischen Gesundheit spielen daher nicht nur für den Einzelnen eine große Rolle, sondern auch für Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt.

Wie hängen psychische Erkrankungen mit der Arbeit zusammen?

Der Job und die Arbeitsbedingungen können sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Arbeitsintensivierung und mangelnde Handlungs- und Entscheidungsspielräume sind für viele Beschäftigte eine Belastung. Dazu gehört unter anderem bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit zu arbeiten oder bei Planungen der betrieblichen Zukunft und relevanten Informationen außen vor zu sein.

Durch andauernde Arbeitsbelastungen steigt das Risiko an einer psychischen Störung zu erkranken um 50 Prozent. Unter den psychischen Erkrankungen sind Depressionen und Angststörungen die häufigsten Diagnosen.

Was ist eine Depression?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie sich eine Depression äußert. Wodurch wird sie ausgelöst und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

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Es gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.

In der Arbeitswelt spielen aber auch Zwangsstörungen, wie zum Beispiel Ordnungs- oder Putzzwang, und somatoforme Störungen – langanhaltende körperliche Beschwerden ohne erkennbare körperliche Ursache – eine Rolle. Suchterkrankungen wie Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit gehören ebenfalls zu den verbreiteten psychischen Störungen. Auch das Burn-out ist als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz von Bedeutung – wenngleich es bislang nicht als Erkrankung, sondern als Zustand körperlicher und psychischer Erschöpfung definiert wird.

Was ist ein Burn-out-Syndrom?

Das folgende Video berichtet über mögliche Ursachen, Risikofaktoren und Symptome bei einem Burn-out-Syndrom.

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Es gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.

Der Anteil psychisch Erkrankter im erwerbsfähigen Alter von 18 bis 65 Jahren ist in Deutschland mit etwa 30 Prozent gleichbleibend hoch. Psychische Erkrankungen wirken sich deutlich auf die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus: Das Renteneintrittsalter der Betroffenen sinkt und die Anzahl der Fehltage steigt.

Nahezu jede zweite Frührente hat psychische Gründe.

Die Zahl der Fehltage von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufgrund psychischer Erkrankungen hat sich in den letzten Jahren erhöht: 2004 waren es durchschnittlich 24 Tage, 2019 knapp 30 Tage. Obwohl psychische Störungen nicht der häufigste Grund für eine Arbeitsunfähigkeit sind, haben diese Diagnosen den größten Anteil an der Gesamtzahl der Krankheitstage. Das ist unter anderem mit hohen Krankengeldkosten verbunden – insbesondere für die Unternehmen, die diese in den ersten 6 Wochen zahlen müssen.

Wichtig zu wissen: Laut einer deutschlandweiten Studie gelingt es 4 von 10 Beschäftigen oft nicht, in ihrer Freizeit von der Arbeit abzuschalten. Das Nicht-Abschalten-Können gilt als Warnsignal für mögliche langfristige Gesundheitsbeeinträchtigen durch den Job.

Was sind die Gründe für psychische Belastungen und Erkrankungen?

Für die psychische Gesundheit spielen viele Faktoren eine Rolle. Daher lassen sich auch die exakten Gründe für psychische Störungen nicht immer ohne Weiteres benennen. Die Forschung geht davon aus, dass die heutige Arbeitswelt in vielen Fällen die Entstehung psychischer Belastungen und Erkrankungen begünstigt. Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass ein gut gestalteter Arbeitsplatz und die daraus entstehende Zufriedenheit bei der Arbeit das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit fördern kann.

Laut wissenschaftlichen Studien haben insbesondere folgende berufliche Faktoren einen Einfluss auf die psychische Gesundheit:

  • Handlungs- und Entscheidungsspielraum
  • Arbeitsintensität
  • Arbeitszeitgestaltung
  • Gestaltung der Arbeitsumgebung
  • das Regulieren der eigenen Gefühlsäußerungen (Emotionsarbeit)
  • Gemeinschaftsgefühl und Kollegialität
  • Betriebsklima und Führung
  • Arbeitsplatz(un)sicherheit
  • Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Work-Life-Balance)

Diese Faktoren können sowohl positive als auch negative Effekte auf die psychische Gesundheit haben. So wirkt sich beispielsweise ein gutes Betriebsklima positiv aus, während sich ein schlechtes Betriebsklima oder häufige Konflikte zwischen den Beschäftigten oder mit Führungskräften negativ auswirken. Auch wird die psychische Gesundheit von Beschäftigten, die um ihren Arbeitsplatz bangen müssen, in der Regel mehr belastet als bei Beschäftigten, die das Gefühl vermittelt bekommen, dass ihr Arbeitsplatz sicher ist.

Wie ist der Schutz der psychischen Gesundheit gesetzlich geregelt?

Psychische Aspekte gehören zur Gesundheit am Arbeitsplatz – das ist gesetzlich verankert. Wesentlich sind dabei die Regelungen im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) von 1996. Es definiert einen ganzheitlichen Gesundheitsbegriff und sagt unter anderem aus, dass „Arbeit so zu gestalten ist, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird“.

Ziel ist eine „menschengerechte Gestaltung der Arbeit“. Dies schließt nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen Aspekte mit ein. „Technik, Arbeitsorganisation, sonstige Arbeitsbedingungen, soziale Beziehungen und Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz“ müssen sachgerecht verknüpft werden. Psychische Belastungen sind im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung einzubeziehen. Die Gefährdungsbeurteilung ist das zentrale Instrument für Präventionsmaßnahmen im Arbeitsschutz. In diesem Rahmen müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitsgeber dafür sorgen, dass für jeden Arbeitsplatz die möglichen psychischen – und körperlichen – Belastungen erkannt und dokumentiert werden. Außerdem müssen sie entsprechende Maßnahmen zum Schutz der (psychischen) Gesundheit einleiten und umsetzen.

Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz spielt aber auch noch in anderen gesetzlichen Regelungen eine Rolle. Dazu zählen unter anderem:

  • Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG)
  • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
  • Maschinenverordnung
  • Sozialgesetzbuch (SGB V)

Wichtig zu wissen: Der Arbeitsschutz bezieht die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz mit ein. Umfragen haben ergeben, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber der Pflicht, psychische Aspekte einzubeziehen, in der Praxis nicht immer nachkommen. Die Gesetzeslage ist jedoch eindeutig: Unternehmen müssen die psychische genauso wie die körperliche Gesundheit der Beschäftigten im Blick haben.

Wie kann man die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz schützen?

Damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter psychisch gesund und zufrieden bleiben, sind folgende Maßnahmen hilfreich:

  • Handlungs- und Entscheidungsspielräume einräumen
  • Arbeitspensum angemessen und realistisch gestalten
  • ein wertschätzendes Miteinander – sowohl unter den Kolleginnen und Kollegen als auch mit den Führungskräften
  • Konflikte ansprechen und lösen
  • angemessene Arbeitszeiten, die eine gute Work-Life-Balance ermöglichen
  • Arbeitsplatzsicherheit bieten – soweit dies möglich ist
  • Weiterbildungen ermöglichen

Ob diese Maßnahmen ergriffen werden, liegt zum Großteil in der Hand von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Beschäftigte können diese Dinge jedoch auch ansprechen, anregen oder Wünsche gegenüber den Führungskräften äußern, zum Beispiel den Wunsch nach einer Weiterbildung oder nach flexibleren Arbeitszeiten.

Auch wenn es bereits Probleme gibt oder man sich unwohl fühlt, sollte man dies möglichst frühzeitig ansprechen. Oft hilft schon ein Gespräch mit einer Kollegin oder einem Kollegen. Manchmal ist jedoch ein Gespräch mit der oder dem Vorgesetzten sinnvoll. In größeren Unternehmen gibt es auch eine Mitarbeitervertretung, an die man sich vertrauensvoll mit seinen Problemen wenden kann. Lassen sich die Probleme trotz aller Bemühungen nicht lösen und fühlt man sich gleichbleibend oder gar zunehmend unwohl in der beruflichen Situation, kann es angeraten sein den Arbeitgeber zu wechseln.

Wichtig zu wissen: Psychische Krisen und Erkrankungen sind in vielen Unternehmen noch immer ein Tabuthema. Ein offener Umgang mit diesem Thema hilft dabei, Anzeichen für psychische Probleme bei sich selbst und anderen frühzeitig zu erkennen und der Entwicklung einer ausgeprägten psychischen Störung vorzubeugen.

Fühlt man sich durch die Arbeit häufig gestresst und kann auch zu Hause nicht mehr richtig abschalten, steuert man dem Stress am besten selbst aktiv entgegen. Maßnahmen und Strategien zur Stressbewältigung und Entspannung gibt es viele, unter anderem können regelmäßige Bewegung oder Entspannungsmethoden wie die progressive Muskelrelaxation helfen.

Wo gibt es weitere Informationen zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz?

Im Internet gibt es mehrere unabhängige Quellen, die umfassende Informationen zum Thema „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ zur Verfügung stellen.

Besonders umfangreich ist das Angebot des Projekts „psyGA“. Es bietet ein Internetportal, das sich ganz der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz widmet. psyGA ist ein Angebot der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2002 ins Leben gerufen hat. Im INQA-Steuerkreis engagieren sich unter anderem Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände, Arbeitgebervereinigungen, Gewerkschaften, Unternehmen, die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sowie erfahrene Expertinnen und Experten.

Für eine Gefährdungsbeurteilung unter Berücksichtigung psychischer Belastung bietet das Arbeitsprogramm Psyche der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie zahlreiche Informationen und Handlungshilfen.

Weitere hilfreiche Informationen zu diesem Thema erhalten Sie beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter der Rubrik Arbeitsschutz und auf den Seiten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Die Broschüre „Psychisch krank im Job“ des BKK Dachverbands e.V. informiert umfassend über das Thema psychische Erkrankungen im Arbeitsumfeld.

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