Diphtherie

Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die durch Corynebakterien ausgelöst wird. Sie verursacht einen braun-gräulichen Belag auf den Mandeln und wird daher auch Bräune oder Halsbräune genannt. Die Erkrankung kann zu Atembeschwerden, Herzschwäche, Lähmungen und sogar zum Tod führen.

Auf einen Blick

  • Diphtherie ist eine potenziell lebensbedrohliche Infektion mit Corynebakterien, die das Diphtherie-Gift produzieren.
  • Das Corynebacterium (C.) diphtheriae löst die Rachen-, Kehlkopf- und die toxische Diphtherie aus.
  • Zusätzlich zu C. diphtheriae können die Bakterienstämme C. ulcerans und C. pseudotuberculosis eine Hautdiphtherie auslösen.
  • Die Erkrankung wird mit Gegengift und Antibiotika behandelt.
  • Es gibt eine wirksame Impfung gegen Diphtherie.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Diphterie: Ein Junge wird von einer Kinderärztin in den Oberarm geimpft.

Was ist Diphtherie?

Diphtherie ist eine potenziell lebensgefährliche Infektionskrankheit, die durch ein Gift sogenannter Corynebakterien verursacht wird. Der „klassische“ Erreger ist das Corynebacterium (C.) diphtheriae, das die Rachen-, Kehlkopf- oder die toxische Diphtherie auslöst. Zusätzlich zu C. diphtheriae können auch die Bakterienstämme C. ulcerans und C. pseudotuberculosis die Hautdiphtherie auslösen.  

Diphtherie kann zum Tod führen. Selbst bei Behandlung stirbt etwa einer von zehn Erkrankten. Ohne Behandlung kann bis zur Hälfte der Patientinnen und Patienten an der Krankheit sterben.

Sind Kinderkrankheiten gefährlich?

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Welche Symptome treten bei Diphtherie auf?

Bakterien, die Rachendiphtherie verursachen, setzen sich in den Atemwegen fest. Sie produzieren dort ein Gift („Diphtherie-Toxin“), das folgende Symptome verursachen kann: 

  • Schwäche
  • Halsschmerzen
  • Fieber
  • Schluckbeschwerden
  • bellender Husten (Krupp-Husten)
  • Atemgeräusche und Kurzatmigkeit
  • Heiserkeit bis zum vollständigen Verlust der Stimme
  • geschwollene Lymphknoten am Hals
  • süßlich-fauliger Atemgeruch
  • blaurote Verfärbung der Haut („Zyanose“)
  • Unruhe und Ängstlichkeit
  • Blässe

Das Gift zerstört gesundes Gewebe in den Atemwegen. Innerhalb von zwei bis drei Tagen bildet das abgestorbene Gewebe einen dicken, grau-braunen Belag, der sich im Rachen oder in der Nase ablagern kann. Ärztinnen und Ärzte bezeichnen diesen Belag als „Pseudomembran“. Er kann Gewebe in der Nase, den Mandeln, dem Kehlkopf und im Rachen bedecken, wodurch das Atmen und Schlucken sehr erschwert wird. 

Haut- oder Wunddiphtherie tritt oft nach kleineren oberflächlichen Verletzungen oder Insektenstichen auf. Sie zeigt sich durch folgende Symptome: 

  • Schwellung
  • Rötung
  • Wunden, die wie ausgestanzt wirken
  • schmieriger Wundbelag

Das Gift kann auch in den Blutkreislauf gelangen und innere Organe schädigen. Das kann zu weiteren Komplikationen führen. Dazu gehören: 

  • blockierte Atemwege
  • Lungeninfektion (Lungenentzündung bis hin zum Atemversagen)
  • Schädigung des Herzmuskels (Myokarditis)
  • Nervenschäden (Polyneuropathie)
  • Lähmung
  • Koma

Welche Ursachen hat Diphtherie?

Nasendiphtherie, Rachendiphtherie, Kehlkopfdiphtherie oder toxische Diphtherie werden durch C. diphtheriae ausgelöst. Dieses Bakterium kommt nur im Menschen vor. Die Erkrankung wird auch Häutige Bräune oder Halsbräune genannt und galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Würgeengel der Kinder“. Sie verursacht einen braun-gräulichen Belag im hinteren Teil des Rachens. Daher stammt der Name. Das griechische Wort diphtéra bedeutet so viel wie „Lederrollenpaar“ und bezieht sich auf den braunen Belag. Die Erkrankung wird auch als echter Krupphusten bezeichnet. Dieser Name stammt vom schottischen croup, was Heiserkeit bedeutet.

C. ulcerans und C. pseudotuberculosis lösen Hautdiphtherie aus. Die Krankheit erscheint als ausgestanzt wirkende und schmierig belegte Hautwunden. Natürlicherweise kommen beide Bakterien nur in Tieren vor. Hautdiphtherie ist demnach eine Zoonose, eine von Tieren auf Menschen übertragene Krankheit. 

Nasendiphtherie, Rachendiphtherie, Kehlkopfdiphtherie oder toxische Diphtherie übertragen sich von Mensch zu Mensch hauptsächlich durch Atemtröpfchen, etwa durch Husten oder Niesen. Seltener können Menschen erkranken, wenn sie offene Wunden berühren. Eine Person kann auch dadurch an Diphtherie erkranken, dass sie mit einem Gegenstand in Berührung kommt, auf dem sich die Bakterien befinden, die Diphtherie verursachen. Mediziner sprechen in diesen Fall von einer Schmierinfektion. Sie ist der Hauptübertragungsweg für Hautdiphtherie. Die durch C. diphtheriae ausgelöste Hautdiphtherie kann auch übertragen werden und zu Nasendiphtherie, Rachendiphtherie, Kehlkopfdiphtherie oder toxischer Diphtherie führen.

Wie häufig tritt Diphtherie auf?

Infektionen mit C. diphtheriae sind generell weltweit verbreitet, die schwerwiegenden Krankheitsfolgen sind aber durch Säuglings- und Kinderimpfprogramme stark zurückgegangen. Die letzte große Epidemie in Deutschland ereignete sich während des Zweiten Weltkriegs. Weltweit betrachtet, kam es in Russland Mitte der 1990er Jahre zur letzten Epidemie. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war dort die Impfrate auf unter 80 Prozent gesunken.

Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 26 Infektionen mit Diphtherie gemeldet.

Seit 2010 nimmt Hautdiphtherie durch C. ulcerans und C. pseudotuberculosis wieder an Bedeutung zu. In Deutschland wurden 2018 26 Infektionen mit Diphtherie gemeldet: 25 Menschen litten an Hautdiphtherie und einer an Rachendiphtherie.

Wie kann man Diphtherie vorbeugen?

Eine Impfung ist der wirksamste Weg, um Diphtherie vorzubeugen. Die Impfung richtet sich gegen das Gift, nicht gegen die Bakterien. Daher können sich die Erreger trotz Impfung im Körper vermehren und manchmal Symptome auslösen, wie Fieber oder allgemeine Schwäche.

Die Impfung richtet sich gegen das Gift von C. diphtheriae. Es gibt aber leichte Unterschiede zum Gift von C. ulcerans. Daher ist nicht völlig klar, wie gut die Impfung gegen diesen Erreger wirkt.

Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, alle Säuglinge, Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen standardmäßig gegen Diphtherie zu impfen.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt, alle Säuglinge, Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen standardmäßig gegen Diphtherie zu impfen.  

Säuglinge sollten im Alter von 2, 4 und 11 bis 14 Monaten die ersten Dosen erhalten, die sogenannte Grundimmunisierung. Der Impfschutz lässt mit der Zeit nach. Daher sollte die Impfung im Alter von 5 bis 6 Jahren und von 9 bis 17 Jahren aufgefrischt werden.  

Für Erwachsene empfiehlt die STIKO eine Auffrischung alle 10 Jahre. Diese Impfung ist meistens eine Kombinationsimpfung auch gegen Wundstarrkrampf (Tetanus), Keuchhusten (Pertussis) und Kinderlähmung (Polio). 

Wie funktioniert eine Impfung?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie eine Impfung funktioniert.

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Sie haben Fragen zur Diphtherie-Impfung und den Empfehlungen der STIKO? Antworten auf häufige Fragen finden Sie auf der Website des Robert-Koch-Instituts.

Wie wird Diphtherie diagnostiziert?

Ärztinnen und Ärzte diagnostizieren Diphtherie in der Regel anhand der oben genannten Symptome. Zudem nehmen sie bei einem Verdacht auf Diphtherie einen Abstrich aus dem hinteren Rachenraum und testen diesen auf die Bakterien, die Diphtherie verursachen.  

Sie können auch eine Probe von einer Wunde nehmen. Im Labor wird dann versucht, die Bakterien in einer Kultur wachsen zu lassen. Wenn die Bakterien wachsen, ist sicher, dass die Person an Diphtherie erkrankt ist. Diese Labore haben auch die Möglichkeit, die Erreger durch molekularbiologische Methoden wie die sogenannte PCR nachzuweisen. Dabei werden nicht die Bakterien selbst, sondern deren Erbsubstanz, die DNA, nachgewiesen.

Wie wird Diphtherie behandelt?

Für das Diphtherie-Gift gibt es ein Gegengift. Allerdings kann das Gegengift nicht mehr wirken, wenn das Gift bereits an Körperzellen binden konnte. Daher warten Mediziner bei einem Verdacht auf Diphtherie nicht auf die Laborergebnisse. Sie beginnen sofort, ihre Patientinnen oder Patienten zu behandeln. Zusätzlich zum Gegengift verabreichen Ärztinnen und Ärzte Antibiotika, um noch lebende Bakterien abzutöten.

Weil das Gegengift in der Regel aus Pferden gewonnen wird und manche Menschen darauf allergisch reagieren, kann es zu Komplikationen kommen. Im schlimmsten Fall kann das Gegengift sogar einen sogenannten anaphylaktischen Schock auslösen. Das ist eine lebensbedrohliche allergische Überreaktion. Daher werden Patientinnen oder Patienten mit Verdacht auf Diphtherie auf die Intensivstation verlegt. Dort können sie künstlich beatmet werden und auch die Herzschwäche oder manchmal auftretende Herzrhythmusstörungen können behandelt werden. 

Wichtig zu wissen: Menschen mit Diphtherie sind in der Regel 48 Stunden, nachdem sie Antibiotika eingenommen haben, nicht mehr ansteckend. Es ist jedoch wichtig, die Antibiotika länger einzunehmen, in der Regel für zwei Wochen. So stellen behandelnde Ärzte sicher, dass alle Bakterien vollständig aus dem Körper entfernt beziehungsweise abgetötet wurden. Nach der Behandlung wiederholen Ärztinnen und Ärzte die Tests. Damit testen sie, ob auch wirklich alle Erreger aus dem Körper der Patienten verschwunden sind. Antibiotika beeinflussen allerdings nicht den Krankheitsverlauf; hier ist ausschließlich das Gegengift wirksam.

Hautdiphtherie ist nicht so lebensbedrohlich wie Rachendiphtherie. Weil das Gift an Körperzellen bindet, ist es unwahrscheinlich, dass es sich im ganzen Körper verbreitet. Daher wird das Gegengift bei Hautdiphtherie nur dann verabreicht, wenn die Wunden und Geschwüre größer als eine Euro-Münze sind (etwa zwei Quadratzentimeter) und den typischen graubraunen Belag haben.

Weitere Informationen zu Diphtherie

Wichtig zu wissen: Diphtherie ist meldepflichtig.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V.

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