Tetanus

Tetanus ist eine gefährliche Infektionskrankheit, die tödlich sein kann. Sie kommt in Deutschland nur noch selten vor. In diesem Beitrag erhalten Sie einen Überblick über die Erkrankung und erfahren, wie man sich davor schützen kann.

Auf einen Blick

  • Tetanus wird auch als Wundstarrkrampf bezeichnet.
  • Nur eine mit Tetanus-Bakterien infizierte Wunde führt zur Erkrankung.
  • Symptome sind Muskelkrämpfe, vor allem im Gesicht und am Rücken.
  • 10 bis 20 Prozent der Patientinnen und Patienten sterben an Atem- und Kreislaufstörungen.
  • Mit einer Impfung kann man sich vor der Erkrankung schützen. In Deutschland kommt Tetanus nur noch selten vor.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Behandschuhte Hand zeigt auf den Begriff Tetanus in einem aufgeschlagenem Buch. Daneben liegen einige Reagenzgläsern mit farbigen Flüssigkeiten.

Was ist Tetanus?

Tetanus ist der sogenannte Wundstarrkrampf. Vermehren sich die Erreger in einer verschmutzten Wunde, kann es nach 4 bis 30 Tagen zu Muskelkrämpfen am ganzen Körper kommen. Menschen mit Tetanus sterben häufig an Atemproblemen und Herz-Kreislaufversagen.

Die Sterblichkeit ist bei Tetanus sehr hoch, sinkt jedoch bei guter intensivmedizinischer Versorgung auf 10 bis 20 Prozent. Mit einer vorsorglichen Impfung kann man sich vor der Erkrankung schützen. Deshalb kommt Tetanus in Deutschland nur noch selten vor.

Welche Symptome treten bei Tetanus auf?

Nur eine Wunde oder Verletzung, in der sich die Tetanus-Erreger vermehren, verursacht die Erkrankung. Tetanus heißt auch „Wundstarrkrampf“, weil sich verschiedene Muskelgruppen zusammenkrampfen und steif werden.

Typische Anzeichen sind:

  • zunächst Muskelkrämpfe in der Nähe der Wunde, später auch plötzliche Zuckungen großer Muskelgruppen
  • scheinbares Grinsen durch Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur (Risus sardonicus)
  • Kieferklemme, der Mund kann nicht geöffnet werden (Trismus)
  • Überstreckung der Rücken- und Nackenmuskulatur (Opisthotonus)
  • Schluckstörungen
  • kein oder niedriges Fieber
  • Aufrechterhaltung des Bewusstseins

Wichtig zu wissen: Zwischen der Infektion der Wunde und dem Auftreten der ersten Symptome vergehen etwa drei Tage bis drei Wochen.

Welcher Erreger verursacht Tetanus?

Der Erreger des Tetanus ist das Bakterium Clostridium tetani. Diese Bakterien kommen praktisch überall vor, vor allem in der Erde und in Pferdemist. Tetanus-Erreger können eine besonders widerstandfähige Form bilden: die Sporen. Bakteriensporen sind gegen Umwelteinflüsse wie Hitze oder Desinfektionsmittel resistent. So kann der Erreger jahrelang im Erdreich überleben.

Werden die Lebensbedingungen für die Bakterien wieder besser, verwandeln sie sich zurück in ihre vermehrungsfähige Form. Besonders gut vermehren sich Clostridien bei Körpertemperatur und unter sauerstoffarmen Bedingungen – also unter Luftausschluss. Nur dann bilden sie die krankmachenden Giftstoffe (Toxine).

Der Tetanus-Erreger bildet Giftstoffe (Toxine), die entlang der Nerven in das Rückenmark vordringen.

Diese Toxine wandern an den Nerven entlang zum Rückenmark. Dort dämpfen normalerweise hemmende Nerven die Muskelerregung. Die Toxine schalten diese Hemmung jedoch aus, sodass die Muskeln überaktiviert werden. Die Folge: Die Muskeln krampfen sich bereits bei geringen Reizen zusammen.

Wie bekommt man Tetanus?

Das größte Risiko, an Tetanus zu erkranken, haben Menschen, die nicht oder nur lückenhaft geimpft sind. Voraussetzung für eine Infektion ist immer eine offene Verletzung, das heißt, eine Wunde. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Über kleine Verletzungen wie ein eingetretener Nagel können Tetanus-Erreger in den Körper eindringen.

Besonders gefährdet sind Patientinnen und Patienten mit tiefen Wunden, da sich die Erreger nur unter sauerstoffarmen Bedingungen vermehren. Auch bei Menschen mit Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus oder chronischen Hauterkrankungen ist die Gefahr größer, dass sie sich infizieren.

Wichtig zu wissen: Auch über kleine Wunden kann man sich mit Tetanus infizieren. Die Bakteriensporen können zusammen mit Holzsplittern, Nägeln oder Dornen unter die Haut gelangen und von dort aus die Erkrankung auslösen.

Wie häufig kommt Tetanus vor?

In Deutschland gab es in den letzten Jahren weniger als 15 Erkrankungen pro Jahr. Diese traten überwiegend bei älteren Erwachsenen mit mangelhaftem Impfschutz auf.

Weltweit sieht das jedoch anders aus: Im Jahr 2017 starben weltweit immer noch über 30.000 Neugeborene an Tetanus. Diese Infektionen treten vor allem in feuchtwarmen Ländern mit niedriger Impfquote und unzureichender medizinischer Versorgung auf.

Läuft Tetanus bei allen Betroffenen gleich ab?

Bei nicht geimpften Menschen verläuft die Erkrankung anders als bei teilweise geimpften. Bei Neugeborenen tritt eine besondere Form der Erkrankung auf.

Verlauf der generalisierten Form

Die generalisierte Form des Wundstarrkrampfs ist in Deutschland am häufigsten und betrifft nicht geimpfte Patientinnen und Patienten. Diese Form zeigt die typischen Symptome. Sind die Krämpfe sehr stark und betreffen Beuger und Strecker der Wirbelsäule gleichzeitig, kann es zu Wirbelbrüchen kommen.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung greifen die Giftstoffe der Tetanus-Bakterien auch Nerven an, welche die Atmungsorgane und die Blutgefäße versorgen. Die Patientinnen und Patienten haben dann Atemnot, Blutdruckschwankungen und Schweißausbrüche. Fehlt eine gute intensivmedizinische Betreuung, sterben sie an Lungen- und Herz-Kreislaufversagen.

Verlauf der Neugeborenen-Form

Die Neugeborenen-Form tritt vor allem dann auf, wenn die Mutter nicht geimpft ist und der Nabel des Säuglings nicht hygienisch sauber gehalten wird. Bei Säuglingen treten die Tetanus-Erreger durch den Nabel in den Körper ein. Innerhalb der ersten zwei Lebenswochen zeigen sie Symptome wie muskuläre Steifheit, Krämpfe und Trinkschwäche. Die meisten Tetanus-Todesfälle weltweit sind auf die Neugeborenen-Form zurückzuführen.

Verlauf der lokalisierten Form

Die lokalisierte Form tritt manchmal auf, wenn Patientinnen und Patienten nur teilweise immun sind. Die Symptome beschränken sich dann auf die Muskeln in der direkten Umgebung der Wunde. Diese Form hat meistens einen harmlosen Verlauf, kann aber in die generalisierte Form übergehen.

Wie kann man Tetanus vorbeugen?

Vor Tetanus kann man sich mit einer Impfung schützen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt folgende Impf-Maßnahmen für Kinder und Erwachsene:

Säuglinge sollten ab dem zweiten Lebensmonat dreimal jeweils im Abstand von einem Monat geimpft werden, dann einmal mit 11 bis 14 Monaten. Damit ist die Grundimmunisierung abgeschlossen. Die erste Auffrischungsimpfung erfolgt mit 5 bis 6 Jahren, die zweite mit 9 bis 16 Jahren.

Säuglinge sollten ab dem zweiten Lebensmonat dreimal im Abstand von einem Monat geimpft werden, dann einmal mit 11 bis 14 Monaten.

Erwachsene können eine Grundimmunisierung nach dem Schema für Kinder nachholen. Dann sollten sie ihren Impfschutz alle zehn Jahre auffrischen.

Der übliche Impfstoff ist ein Kombinationsimpfstoff, der auch vor Diphterie oder vor Diphterie und Keuchhusten schützt.

Antworten auf häufige Fragen zum Thema Tetanus-Impfung finden Sie auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Wie funktioniert eine Impfung?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie eine Impfung funktioniert.

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Es gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.

Wie wird Tetanus diagnostiziert?

Ärztinnen und Ärzte können anhand typischer Symptome wie Kieferklemme und Krämpfe der Gesichts- und Rückenmuskulatur die Erkrankung eindeutig diagnostizieren. Um die Diagnose zu bestätigen, kann man die Giftstoffe, die von den Erregern gebildet werden, in einem Tierversuch nachweisen. Dies ist aber nur in Ausnahmefällen notwendig.

Wie behandelt man Tetanus?

Eine Tetanus-Erkrankung behandeln Ärztinnen und Ärzte auf verschiedenen Ebenen. Zum einen bekämpft man die Erreger und ihre Giftstoffe (Toxine), zum anderen gibt man Medikamente, welche die Symptome mildern.

Aktive und passive Immunisierung

Liegt eine Verletzung vor, bekommen Patientinnen und Patienten, die nicht geimpft sind oder deren Impfstatus unbekannt ist, Tetanus-Immunglobuline gespritzt. Das sind Antikörper, welche die Tetanus-Gifte unschädlich machen (passive Immunisierung). Gleichzeitig wird der normale Impfstoff gegeben, um den Körper zusätzlich anzuregen, eigene Antikörper zu bilden (aktive Immunisierung).

Patientinnen und Patienten, die einen vollständigen Impfstatus haben und bei denen die letzte Impfung noch nicht zu lange zurückliegt, bekommen weder Immunglobuline noch eine zusätzliche Impfung.

Wundversorgung

Bei allen Patientinnen und Patienten mit tiefen oder verschmutzten Wunden und großen Gewebeschäden muss eine Chirurgin oder ein Chirurg das Wundgebiet ausschneiden und sorgfältig reinigen. So verhindert man, dass sich die Erreger vermehren und Giftstoffe bilden.

Antibiotika

Antibiotika können zwar nicht die krankmachenden Gifte bekämpfen, aber sie können verhindern, dass sich die giftbildenden Bakterien weiter vermehren. Deshalb verschreiben Ärztinnen und Ärzte auch ein Antibiotikum wie Metronidazol.

Intensivmedizinische Behandlung

Haben Patientinnen und Patienten bereits Symptome einer Tetanus-Erkrankung, überwachen Ärztinnen und Ärzte auf der Intensivstation lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Kreislauf. Um Krämpfe zu vermeiden, liegen die Betroffenen in einer möglichst reizarmen Umgebung und bekommen muskelentspannende Medikamente.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

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