Hypercholesterinämie
ICD-Codes: E78 E78.0 Was ist der ICD-Code?
Sind die Cholesterinwerte im Blut erhöht, bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner das als Hypercholesterinämie. Zu hohe Werte können Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Auf einen Blick
- Zu hohe Cholesterinwerte im Blut können Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern.
- Erhöhte Cholesterinwerte allein sind keine Krankheit.
- Die Meinungen darüber, ab wann ein Cholesterinwert zu hoch ist, gehen auseinander.
- Ein zu hoher Cholesterinwert ist einer von mehreren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine Hypercholesterinämie?
Cholesterin ist für den Körper ein wichtiger Baustein: Es ist beispielsweise ein Bestandteil von Zellmembranen und dient der Herstellung von bestimmten Hormonen, Vitamin D und Gallensäuren. Zu viel Cholesterin im Blut – eine Hypercholesterinämie – kann aber Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Deshalb machen sich viele Menschen Gedanken über ihre Cholesterinwerte.
Cholesterin ist weder in Wasser noch Blut löslich. Damit der Körper Cholesterin im Blut transportieren kann, verpackt er es mit verschiedenen Eiweißen und anderen Bestandteilen zu winzigen Paketen. Anhand der weiteren Bestandteile dieser Pakete lassen sie sich im Labor unterscheiden.
Bei der Bestimmung der Cholesterinwerte werden meist zwei Cholesterintypen unterschieden, die die Gesundheit unterschiedlich beeinflussen. Umgangssprachlich bezeichnet man diese Typen oft als „gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin:
- LDL-Cholesterin („schlechtes“ Cholesterin) transportiert Cholesterin von der Leber in den Körper, wo es für viele Aufgaben genutzt wird. Überschüssiges LDL kann aber auch abgelagert werden. Ein hoher LDL-Wert ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.
- HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin) nimmt überschüssiges Cholesterin aus dem Körper auf und befördert es zur Leber, wo es abgebaut und mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden wird. Ein hoher HDL-Wert wirkt sich vermutlich günstig auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus.
Eine Hypercholesterinämie liegt vor, wenn bestimmte Werte überschritten werden.
Es gibt jedoch unterschiedliche Meinungen darüber, ab welcher Grenze der Cholesterinwert als zu hoch eingestuft werden sollte. Erhöhte Werte allein sagen wenig aus und sind keine Krankheit. Viel Cholesterin im Blut ist einer von mehreren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Welche Symptome deuten auf eine Hypercholesterinämie hin?
Zu viel Cholesterin im Blut verursacht keine Beschwerden. Sehr hohe, erblich bedingte Cholsterinwerte führen manchmal zu Ablagerungen unter der Haut, an den Sehnen oder im Auge.
Welche Ursachen hat eine Hypercholesterinämie?
Die Cholesterinwerte werden insbesondere von der persönlichen genetischen Veranlagung und der Lebensweise beeinflusst.
Bei den meisten Menschen hängen die Cholesterinwerte vor allem vom Lebensstil ab, also von den Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Sind erhöhte Werte dadurch bedingt, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer erworbenen Hypercholesterinämie.
Manchmal führen Erkrankungen zu erhöhten Cholesterinwerten, zum Beispiel eine Unterfunktion der Schilddrüse. Auch bestimmte Medikamente können bewirken, dass der Cholesterinspiegel im Blut etwas ansteigt.
Bei einigen Menschen sind die Cholesterinwerte aufgrund ihrer genetischen Veranlagung schon im Kindesalter sehr hoch. Es gibt verschiedene Formen dieser familiären Hypercholesterinämien. Sie können ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko sein. Zu einer familiären Hypercholesterinämie kommt es, wenn man von den Eltern ein verändertes Gen geerbt hat, das den Stoffwechsel des LDL-Cholesterins stört. Die meisten erben dieses Gen von einem Elternteil. Wenn beide Eltern einen solchen Gendefekt vererben, verstärkt sich die Wirkung. Dies ist aber äußerst selten.
Wie viele Menschen haben eine Hypercholesterinämie?
Legt man die üblichen Normbereiche zugrunde, so hatten laut einer Studie des Robert Koch-Instituts im Jahr 2010 mehr als die Hälfte aller Deutschen einen erhöhten Cholesterinspiegel. Manche Fachleute kritisieren deshalb die Festlegung auf die angegebenen Grenzwerte: Ihrer Meinung nach werden dadurch zu viele Menschen als „krank“ eingestuft.
Welche Folgen kann eine Hypercholesterinämie haben?
Grundsätzlich gilt folgende Regel: Je höher der Cholesterinwert ist, desto höher ist auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allerdings ist Cholesterin nicht der einzige Einflussfaktor, es gibt viele weitere – positive wie negative. Nur wenn alle Faktoren zusammen betrachtet werden, lässt sich Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems abschätzen.
Das persönliche Risiko kann am besten gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt mithilfe von Tabellen oder Computerprogrammen ermittelt werden. Für die Berechnung werden Informationen zu verschiedenen Einflussfaktoren benötigt. Dazu zählen:
- erhöhter Blutdruck: Bluthochdruck belastet Herz und Kreislauf zusätzlich.
- Diabetes mellitus: Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein höheres Risiko als gleichaltrige Personen ohne Diabetes.
- Konsum von Zigaretten: Rauchen steigert das Risiko stärker als zum Beispiel mäßig erhöhte Cholesterinwerte.
- höheres Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Geschlecht: Männer haben ein höheres Risiko als Frauen.
- familiäre Veranlagung: Ein höheres Risiko haben Menschen, deren nahe Angehörige in jüngeren Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten.
- Cholesterinwerte: Ungünstig sind erhöhte Gesamtcholesterinwerte, erhöhte LDL-Werte („schlechtes Cholesterin“) sowie niedrige HDL-Werte („gutes Cholesterin“).
Lässt sich eine Hypercholesterinämie frühzeitig erkennen?
Gesetzlich Krankenversicherte haben ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre Anspruch auf einen Gesundheits-Check-up. Menschen zwischen 18 und 35 Jahren können dieses Angebot einmal wahrnehmen. Ziel des Check-ups ist, Anzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen frühzeitig zu erkennen. Im Rahmen der Untersuchung werden zum Beispiel Blut- und Urintests durchgeführt und der Blutdruck gemessen. Auch der Gesamtcholesterinwert wird ermittelt.
Wie stellt man eine Hypercholesterinämie fest?
Um die Cholesterinwerte zu bestimmen, nimmt die Ärztin oder der Arzt eine Blutprobe, die im Labor untersucht wird. Da eine Mahlzeit den Cholesterinwert nur wenig beeinflusst, muss man dafür nicht nüchtern sein. Weil häufig aber noch andere Blutwerte gemessen werden, die kurz nach dem Essen erhöht sein können, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt meist, nüchtern zur Blutabnahme zu kommen. Dann sollte man 8 bis 12 Stunden vor der Blutabnahme nichts essen und nur ungesüßten Tee, Kaffee oder Wasser trinken.
Cholesterinwerte können in zwei verschiedenen Einheiten angegeben werden: als Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder als Millimol pro Liter (mmol/L). Als günstige Werte für Gesunde gelten:
- Gesamtcholesterin: Werte unter 200 mg/dl (5,2 mmol/L)
- LDL-Wert: Werte unter 130 mg/dl (3,4 mmol/L)
- HDL-Wert: bei Männern Werte über 40 mg/dl (1 mmol/L), bei Frauen Werte über 50 mg/dl (1,3 mmol/L)
Das Gesamtcholesterin gibt an, wie viel Cholesterin sich insgesamt im Blutkreislauf befindet. Hohe Gesamtcholesterin- und LDL-Werte sind eher nachteilhaft. Als ungünstig gilt auch, wenn das HDL-Cholesterin sehr niedrig ist.
Wie wird eine Hypercholesterinämie behandelt?
Eine mögliche Behandlung zielt nicht auf die hohen Cholesterinwerte an sich ab. Vielmehr soll die Behandlung ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf ein möglichst normales Niveau senken.
Menschen mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wird als Teil der Behandlung oft empfohlen, allgemeine Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören:
- nicht rauchen
- wenig gesättigte Fette zu sich nehmen
- eine mediterrane Ernährung
- viel Bewegung
- abnehmen
- bei gleichzeitigem Bluthochdruck: salzarme Ernährung
Einige dieser Maßnahmen können auch den Cholesterinspiegel etwas senken.
Der Nutzen von Medikamenten lässt sich ebenfalls nicht allein durch deren Wirkung auf den Cholesterinwert beurteilen: Statine senken den LDL-Cholesterinwert und haben weitere günstige Wirkungen auf die Blutgefäße. Fachleute sind sich daher nicht einig, ob ihr Nutzen nur auf der cholesterinsenkenden Wirkung beruht oder auch weitere Faktoren eine Rolle spielen.
Die Vorteile von Statinen sind bei Menschen ohne bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen begrenzt – vor allem, wenn nur die Cholesterinwerte erhöht sind und keine weiteren Risikofaktoren bestehen. Daher kann es sich lohnen, die Vor- und Nachteile gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt abzuwägen. Ob man vorbeugend Medikamente einnehmen möchte, ist auch eine Frage der persönlichen Einstellung.
Vertiefende Informationen dazu, wie sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ohne Tabletten senken lässt, lesen Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wenn das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt deutlich erhöht ist, zum Beispiel aufgrund einer koronaren Herzkrankheit, raten Ärztinnen und Ärzte meist zu einer Behandlung mit Statinen.
Auch Menschen mit familiär bedingter Hypercholesterinämie und Personen, die bereits einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine andere Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten wird eine Behandlung mit Statinen empfohlen.
Es ist nicht nachgewiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Sie könnten sogar Nachteile haben: Es gibt Hinweise darauf, dass Fischöl-Kapseln mit Omega-3-Fettäuren das Risiko für Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern erhöhen.
Wie lebt es sich mit Hypercholesterinämie?
Auf gesundheitsinformation.de finden Sie Erfahrungsberichte von Menschen mit erhöhten Cholesterinwerten.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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