Medikamentenallergie

Bei einer Medikamentenallergie hält das Immunsystem Bestandteile eines Arzneimittels für Fremdstoffe und wehrt sich dagegen. Betroffene können oft auf alternative Medikamente zurückgreifen – doch nicht alle Medikamente lassen sich ersetzen.

Auf einen Blick

  • Reagiert das Immunsystem eines Menschen abwehrend auf ein bestimmtes Arzneimittel, spricht man von einer Medikamentenallergie.
  • Meist zeigt sich die allergische Reaktion innerhalb einer Stunde nach Medikamenteneinnahme.
  • Zu Medikamentenallergien kommt es besonders häufig bei jungen Erwachsenen und Menschen mittleren Alters.
  • Werden Medikamente gespritzt, als Infusion gegeben oder auf die Haut aufgetragen, sind allergische Reaktionen häufiger als bei einer Einnahme.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Ein Arzt bietet einer Frau ein Medikament an. Sie hebt ablehnend die Hand.

Medikamentenallergie – was ist das?

Neben der gewünschten Wirkung können Medikamente auch unerwünschte Wirkungen haben: So gibt es Unverträglichkeiten, bei denen der Stoffwechsel ein Medikament nicht richtig verarbeitet. Reagiert das Immunsystem stark abwehrend auf den Wirkstoff oder sonstige Bestandteile des Arzneimittels, spricht man von einer Medikamentenallergie.

Medikamentenallergie ist die Unverträglichkeit eines Wirkstoffes oder sonstiger Bestandteile eines Medikamentes.

Menschen mit einer Medikamentenallergie wissen oft nicht, welche Arzneimittel für sie geeignet sind und welche nicht. Wer ein Medikament benötigt, kann Schwierigkeiten haben, ein geeignetes Ersatzmedikament zu finden. Manchmal wirkt das Ersatzmedikament auch weniger gut.

Eine Medikamentenallergie löst nicht nur akute Beschwerden aus, sie kann auch die Behandlung einer Erkrankung verzögern.

Was ist eine Allergie?

Im folgenden Video erfahren Sie, wodurch eine Allergie ausgelöst werden kann und welche Symptome auftreten können.

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Welche Symptome gibt es bei Medikamentenallergien?

Wer auf ein Medikament allergisch reagiert, merkt dies meist schon innerhalb einer Stunde nach der Einnahme (Sofortreaktion). Allerdings gibt es auch Medikamentenallergien, bei denen die Reaktion erst später auftritt – manchmal nach mehreren Stunden, manchmal aber auch erst nach Tagen oder Wochen (Spätreaktion).

Eine Sofortreaktion kann sich durch folgende Beschwerden äußern:

  • gerötete und überwärmte Haut
  • fleckiger Hautausschlag
  • Juckreiz
  • geschwollene Schleimhäute
  • Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme)
  • Bildung von Quaddeln (Nesselsucht)
Anzeichen für eine Medikamentenallergie: gerötete und überwärmte Haut, fleckiger Hautausschlag, Juckreiz, geschwollene Schleimhäute, Ödeme, Nesselsucht.

Bei einer schweren Reaktion (anaphylaktischer Schock) kann es auch zu Atemnot, Bewusstseinsstörungen oder sogar einem Kreislaufstillstand kommen. 

Zeigt sich die Allergie nicht unmittelbar, tritt die Reaktion in der Regel innerhalb weniger Tage auf. Selten kommt es erst innerhalb von zwei Wochen zu einer Spätreaktion. Sie kann zu Hautausschlag und Fieber führen. Selten sind auch schwere Reaktionen mit starken Gesichtsschwellungen, einem großflächigen Ablösen der Haut oder Organschädigungen.

Um im Notfall eine optimale medizinische Versorgung zu erhalten, können Menschen mit einer Medikamentenallergie Unverträglichkeiten im Notfalldatensatz auf der elektronischen Gesundheitskarte speichern.

Was kann eine Medikamentenallergie auslösen?

Zu den häufigsten Auslösern von Medikamentenallergien gehören:

  • Antibiotika (häufig Penicillin)
  • Schmerz- und Rheuma-Medikamente
  • Kontrastmittel (zum Beispiel für Röntgenaufnahmen)
  • Mittel zur örtlichen Betäubung und weitere Narkosemittel
  • Krebsmedikamente
  • Medikamente zur Behandlung von Epilepsie
  • Blutdrucksenkende ACE-Hemmer
  • Medikamente gegen psychische Krankheiten (Psychopharmaka wie Antidepressiva oder Neuroleptika)
  • Zusatzstoffe in Arzneimitteln
Häufigste Auslöser einer Medikamentenallergie sind Antibiotika, Schmerz- & Rheuma-Mittel, Kontrastmittel, Narkosemittel, Krebsmedikamente, Epilepsie-Mittel, Blutdrucksenkende ACE-Hemmer, Psychopharmaka, Zusatzstoffe in Arzneimitteln.

Allergische Reaktionen auf Medikamente sind auch davon abhängig, wie das Mittel eingenommen wird: Ein Medikament, das gespritzt, als Infusion verabreicht oder auf die Haut aufgetragen wird, verursacht häufiger allergische Reaktionen als ein Mittel, das über den Mund eingenommen wird. Bei Infusionen über die Vene ist das Risiko schwerer allergischer Reaktionen am größten.

Junge Erwachsene und Menschen mittleren Alters haben häufiger Medikamentenallergien als Kinder oder Ältere. Zudem zeigen Frauen häufiger allergische Reaktionen als Männer. Auch Menschen mit bestimmten genetischen Veränderungen oder Viruserkrankungen wie HIV/Aids haben ein höheres Risiko, auf Medikamente allergisch zu reagieren.

Wie wird eine Medikamentenallergie festgestellt?

Viele Symptome einer Medikamentenallergie können mit anderen Nebenwirkungen oder mit Krankheitssymptomen verwechselt werden: So können Hautausschläge auch Anzeichen von Masern oder Röteln sein. Eine Medikamentenallergie lässt sich daher nicht ohne Weiteres anhand der Beschwerden bestimmen.

Bei einem Verdacht auf eine Medikamentenallergie stellt die Ärztin oder der Arzt zunächst einige Fragen:

  • Wann und wie sind die Beschwerden aufgetreten?
  • Welche Medikamente wurden eingenommen?
  • In welcher Dosierung?

Insbesondere bei Menschen, die viele Arzneimittel nehmen, sind möglichst genaue Informationen wichtig. Hilfreiche Informationen zur Medikamenteneinnahme können dabei auch die Patientenakte oder der Entlassungsbrief eines Krankenhauses liefern.

Nicht nur verschreibungspflichtige Medikamente, sondern auch frei erhältliche Mittel, pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel können Auslöser von allergischen Reaktionen sein. Deshalb ist es wichtig, dem Arzt oder der Ärztin all diese Mittel zu nennen. Mithilfe von Tests wird dann versucht herauszufinden, welche Mittel und Wirkstoffe für die Allergie verantwortlich sind. Doch auch mit diesen Tests ist die Diagnose nicht immer einfach.

Wie wird eine Medikamentenallergie behandelt?

Wer eine Medikamentenallergie hat, kann häufig auf das auslösende Mittel verzichten. Heilbar – zum Beispiel durch eine Hyposensibilisierung – ist eine Medikamentenallergie allerdings nicht.

Antiallergische Medikamente (sogenannte Antihistaminika) oder Kortison können helfen, akute allergische Reaktionen einzudämmen. Spritzen mit Adrenalin kommen bei stärkeren Reaktionen zum Einsatz. Bei einem anaphylaktischen Schock sollte sofort die Notrufnummer 112 gerufen werden. 

Patientinnen und Patienten, die wissen, auf welche Medikamente sie allergisch reagieren, können oft auch auf Alternativen zurückgreifen. Handelt es sich etwa um ein Antibiotikum oder ein Schmerzmittel, gibt es meist ähnlich wirksame Alternativen. Welche das sind, lässt sich mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt klären.

Wichtig ist es dabei, auf sogenannte Kreuzreaktionen zu achten: Denn Menschen mit einer Medikamentenallergie reagieren unter Umständen auch auf ähnliche Wirkstoffe allergisch.

Doch nicht alle Medikamente sind verzichtbar oder lassen sich ohne Weiteres durch andere ersetzen. Gibt es keine Alternative für eine wichtige Behandlung, können Ärzte allergischen Patientinnen oder Patienten das Arzneimittel zunächst niedrig dosiert verabreichen. Nach und nach kann die Dosierung dann unter ärztlicher Aufsicht erhöht werden. Ziel ist, dass der Körper das Medikament für eine gewisse Zeit toleriert. Allerdings birgt dieses Vorgehen auch Risiken. Es kann unter anderem bei Krebserkrankungen oder schweren Infektionen notwendig sein.

Wichtig ist, in einem Allergiepass zu vermerken, gegen welche Medikamente eine Allergie besteht. Den Allergiepass sollte man immer bei sich tragen. So können Ärztinnen und Ärzte im Notfall auf die enthaltenen Informationen zurückgreifen.

Warum ist es wichtig, Medikamentenallergien sorgfältig abzuklären?

Nicht jede körperliche Reaktion auf ein Arzneimittel ist eine Allergie. Ein Beispiel: Die Einnahme eines Antibiotikums kann zu einem Hautausschlag führen – das muss aber nicht unbedingt eine allergische Reaktion sein. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass manche Menschen fälschlicherweise annehmen, sie seien gegen ein Medikament allergisch.

Es gibt zum Beispiel viele Menschen, die glauben, sie oder ihre Kinder seien gegen Penicillin allergisch – ein Allergietest bestätigt das häufig nicht. Solche Fehlannahmen können zu Problemen führen. Wird jemand zum Beispiel nicht mit Penicillin behandelt, sondern mit einem Breitbandantibiotikum, das gegen viele Erreger wirkt, können sich eher resistente Keime bilden. Daher ist es wichtig, vermutete Medikamentenallergien möglichst genau abzuklären.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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