Nesselsucht

Nesselsucht (Urtikaria) ist eine Hauterkrankung, bei der sich juckende Quaddeln, eine schmerzhafte Schwellung der Unterhaut (Angioödem) oder beides bilden. Medikamente helfen, die Beschwerden zu lindern. Mehr zu Symptomen, Ursachen, Diagnostik und Behandlung erfahren Sie hier.

Auf einen Blick

  • Nesselsucht ist eine Hauterkrankung, die akut auftreten oder chronisch verlaufen kann.
  • In der Hautoberfläche bilden sich juckende Quaddeln. Durch Wassereinlagerung können auch schmerzhafte Schwellungen der Unterhaut entstehen (Angioödeme).
  • Eine Nesselsucht ist ein mögliches frühes Zeichen für eine schwere allergische Reaktion, bei der es sich um einen Notfall handelt.
  • Die chronische Erkrankung unterteilt sich in die spontane und die induzierte, also von äußeren Einflüssen ausgelöste Form.
  • Meist kommen antiallergisch wirkende Medikamente aus der Gruppe der Antihistaminika zum Einsatz.
  • Eine Nesselsucht kann den Alltag stark beeinträchtigen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Nesselsucht: Die nackten Beine eines Menschen sind mit einem Ausschlag überzogen. Der Ausschlag ist leicht rötlich und wirkt geschwollen.

Was ist Nesselsucht?

Bei Nesselsucht – auch Urtikaria genannt – handelt es sich um eine Hauterkrankung. In der Hautoberfläche entwickeln sich juckende, blasse bis rötliche Quaddeln. Das sind etwa münzgroße Schwellungen, die einzeln auftreten oder zu größeren Flächen verschmelzen können. Es kann aber auch zu einer durch Wassereinlagerung bedingten schmerzhaften Schwellung der Unterhaut (Angioödem) kommen. Zudem ist es möglich, dass Quaddeln und Angioödeme gleichzeitig auftreten.

Nesselsucht kann akut auftreten oder chronisch sein. Während die akute Erkrankung innerhalb von 6 Wochen abklingt, hält die chronische Form länger als 6 Wochen an. Bei der chronischen Urtikaria unterscheidet man die spontane und die induzierte Form.

  • Für die spontane Nesselsucht gibt es in der Regel keine bestimmten Auslöser. Man spricht dann auch von idiopathischer Nesselsucht.
  • Die induzierte Form wird von äußeren Einflüssen wie UV-Licht, Reibung, Hitze oder Kälte hervorgerufen.

Eine chronische Nesselsucht kann sehr belastend sein und den Alltag und das Berufsleben einschränken. Manchmal entwickeln Menschen mit chronischer Nesselsucht auch Depressionen oder Angsterkrankungen.

Nesselsucht ist nicht ansteckend.

Welche Beschwerden treten bei Nesselsucht auf?

Mehr als die Hälfte aller Patientinnen und Patienten mit spontaner, chronischer Nesselsucht entwickeln Quaddeln und ein Angioödem. Bei etwa einem Drittel kommt es nur zu Quaddeln, bei etwa jedem zehnten Betroffenen nur zu einem Angioödem.

Nesselsucht: Es kommt zu juckenden Quaddeln und/oder einer schmerzhaften Schwellung der Unterhaut (Angioödem).

Quaddeln haben folgende Merkmale:

  • Es entsteht eine zentrale Schwellung, die unterschiedlich groß sein kann und fast immer von einer Hautrötung (Erythem) umgeben ist.
  • Die Haut juckt, manchmal entsteht auch ein brennendes Gefühl auf der Haut.
  • Die Rötung verblasst innerhalb von 30 Minuten bis 24 Stunden. 

Bei einem Angioödem kommt es:

  • zu einer plötzlichen, ausgeprägten, geröteten Schwellung
  • manchmal zu Schmerzen, manchmal juckt die Haut

Nach rund 72 Stunden nimmt die Schwellung ab. 

Was verursacht Nesselsucht?

Die bei Nesselsucht typischen Quaddeln und Angioödeme entstehen durch eine verstärkte Aktivität der Mastzellen – eine Gruppe von Immunzellen. Diese bilden vermehrt den Botenstoff Histamin, wodurch sich die Blutgefäße weiten und durchlässiger werden, etwa für Wasser. In der Folge kommt es zu Rötungen auf der Haut und Schwellungen in den tieferen Hautschichten.

Bei 30 bis 50 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit akuter Nesselsucht gibt es keine bestimmte Ursache. Bei den anderen liegen oft Infektionen mit Rota- oder Erkältungsviren oder Bakterien wie Streptokokken zugrunde. Aber auch allergische Reaktionen auf Kuhmilch, Latex, Bienenstiche, Pollen oder Tierhaare können Ursachen sein. Zudem können auch bestimmte Medikamente gegen Rheuma oder Bluthochdruck zu Nesselsucht führen.

Wichtig zu wissen: Bei 80 bis 90 Prozent der Patientinnen und Patienten mit spontaner chronischer Nesselsucht liegen keine bekannten Ursachen vor. Diese Form heißt auch idiopathische Nesselsucht.

In manchen Fällen spielen sogenannte Autoimmunreaktionen eine Rolle. Das heißt, das Immunsystem richtet sich gegen körpereigenes gesundes Gewebe. Dabei werden bestimmte Antikörper – genauer gesagt: Immunglobuline E (IgE) – gebildet, die zu einer Aktivierung der Mastzellen und zu einer verstärkten Abwehrreaktion führen.

Neben Infektionen oder Krebserkrankungen können möglicherweise auch Erkrankungen wie eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis), eine Refluxkrankheit oder Entzündungen des Gallengangs oder der Gallenblase die Neigung zu einer Nesselsucht verstärken.

Seltener kommt die induzierte Nesselsucht vor. Sie wird durch äußere Reize ausgelöst, zum Beispiel durch Kälte, Wärme, Druck oder Sonnenlicht.

Wie häufig tritt Nesselsucht auf?

Etwa 9 bis 20 Prozent der Menschen entwickeln einmal im Leben eine Nesselsucht. Dabei kommt Nesselsucht in allen Altersgruppen vor. Die meisten Erkrankungen treten in einem Alter von 20 bis 40 Jahren auf.

Etwa 9 bis 20 Prozent der Menschen entwickelt einmal im Leben eine akute Nesselsucht.

Von der chronischen Form sind bis zu 5 Prozent der Bevölkerung betroffen, Frauen doppelt so häufig wie Männer.

Die spontane chronische Form tritt dabei etwa zwei- bis dreimal so häufig auf wie die induzierte, also die durch äußere Einflüsse ausgelöste Nesselsucht.

Wie verläuft Nesselsucht?

Die Erkrankung kann akut auftreten oder chronisch verlaufen. Von einer akuten Nesselsucht sprechen Medizinerinnen und Mediziner, wenn die Beschwerden kürzer als 6 Wochen bestehen. Bei einer Dauer von mehr als 6 Wochen spricht man von einem chronischen Verlauf.

Wie diagnostiziert man Nesselsucht?

Um Nesselsucht richtig zu diagnostizieren, ist es zunächst wichtig, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen – zum Beispiel eine Urtikaria-Vaskulitis, Medikamentenallergie oder Kontaktdermatitis – sowie eine schwere Entzündungserkrankung auszuschließen.

Wesentlich ist es auch herauszufinden, wie stark die Erkrankung die Lebensqualität beeinträchtigt. Dafür können Ärztinnen und Ärzte spezielle Fragebogen verwenden, die auf die Beschwerden abgestimmt sind.

Bei einer akut auftretenden Nesselsucht sind normalerweise keine speziellen Untersuchungen nötig. Wichtig ist ein ausführliches ärztliches Gespräch. Dabei erfragt die Ärztin oder der Arzt beispielsweise, ob:

  • die Quaddeln oder Angioödeme schon länger bestehen und diese bei einem selbst oder in der Familie schon einmal aufgetreten sind
  • die Beschwerden mit Knochen- und Gelenkschmerzen oder Bauchkrämpfen einhergehen
  • eine chronisch-entzündliche Erkrankung wie rheumatoide Arthritis, eine Infektion oder eine Nahrungsmittelallergie besteht
  • man Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) einnimmt
  • man bestimmte Medikamente gegen Rheuma oder Bluthochdruck verwendet
  • man gerade im Urlaub war und wie man seine Freizeit gestaltet
  • aktuell Stress besteht

Je nach Form der Nesselsucht können weitere Untersuchungen sinnvoll sein, um zum Beispiel versteckte Entzündungen im Körper zu entdecken oder allergische Ursachen herauszufinden.

Wie wird Nesselsucht behandelt?

Ziel der Behandlung ist es, die Auslöser für die Nesselsucht zu identifizieren und auszuschalten sowie die Symptome bestmöglich zu lindern.

Um eine akut auftretende Nesselsucht zu behandeln, kommen Medikamente aus der Gruppe der oralen Antihistaminika zum Einsatz. Das sind Arzneimittel, die antiallergisch wirken und als Tablette eingenommen werden.

Bei schweren Symptomen oder wenn Antihistaminika nicht wirken, können Ärztinnen und Ärzte entweder die Dosis des Antihistaminikums erhöhen oder weitere Arzneimittel einsetzen. Dazu gehören entzündungshemmend wirkende Kortikosteoride oder Antikörper.

Auch für die Behandlung der chronischen Form ist es wichtig, nach den Auslösern zu suchen. So kann es etwa sein, dass Menschen mit spontaner chronischer Nesselsucht Medikamente einnehmen, von denen man vermutet, dass sie die Erkrankung verschlimmern. Zu solchen Medikamenten zählen zum Beispiel Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) oder bestimmte Medikamente für die Therapie von Rheuma und Bluthochdruck. Hier empfiehlt es sich, gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt nach Alternativen zu suchen. 

Wichtig zu wissen: Eine akute Nesselsucht mit oder ohne Angioödem kann ein frühes Zeichen für eine schwere allergische (anaphylaktische) Reaktion sein, bei der es sich um einen Notfall handelt.

Wo finde ich Unterstützung?

Selbsthilfegruppen bieten Menschen mit Nesselsucht und ihren Angehörigen die Möglichkeit, sich zu informieren und beraten zu lassen sowie persönliche Erfahrungen auszutauschen. 

Auf der Website der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) können Sie über eine Datenbank geeignete Selbsthilfe-Angebote finden.

Was sollte ich noch wissen?

Eine chronische Nesselsucht sollte von einer erfahrenen Hautärztin oder einem erfahrenen Hautarzt behandelt werden. Wie erfahren die behandelnde Person ist, lässt sich durch Nachfragen in der gewünschten Arztpraxis herausfinden.

Weitere Informationen zum Krankheitsbild Nesselsucht finden Sie auf allergieinformationsdienst.de.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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