Reizmagensyndrom (funktionelle Dyspepsie)
ICD-Codes: K30 Was ist der ICD-Code?
Völlegefühl, Magenschmerzen und Übelkeit hat wahrscheinlich jeder schon einmal erlebt. Treten diese Beschwerden über Monate hinweg immer wieder auf, sollte man sie ärztlich abklären lassen. Denn möglicherweise steckt ein Reizmagen dahinter.
Auf einen Blick
- Etwa 5 bis 11 Prozent der Menschen haben einen Reizmagen.
- Typische Symptome sind Völlegefühl, ein frühzeitiges Sättigungsgefühl und Magenschmerzen oder -brennen.
- Die möglichen Ursachen sind vielfältig und nicht abschließend geklärt.
- Die Diagnose wird anhand der Beschwerden und durch den Ausschluss anderer Erkrankungen gestellt.
- Es gibt unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist ein Reizmagen?
Das Reizmagensyndrom („Reizmagen“) ist eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Medizinerinnen und Mediziner sprechen auch von einer „funktionellen Dyspepsie“.
Die Beschwerden treten im Bereich des Oberbauchs auf und können sehr unterschiedlich sein. Völlegefühl, eine frühzeitige Sättigung und Magenschmerzen oder -brennen sind typisch. Die Ursachen für die Entstehung eines Reizmagensyndroms sind nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Es gibt zwar keine ursächliche Therapie, aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten – von Medikamenten bis zur psychotherapeutischen Behandlung.
Welche Beschwerden deuten auf einen Reizmagen hin?
Die Symptome können sehr unterschiedlich und teils auch unspezifisch sein. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:
- Völlegefühl nach dem Essen
- frühzeitiges Sättigungsgefühl
- Magenschmerzen oder -brennen
Einige Menschen mit einem Reizmagen berichten auch von Übelkeit, Erbrechen oder Sodbrennen.
Was sind die Ursachen für einen Reizmagen?
Die Ursachen für die Entstehung eines Reizmagens sind nicht vollständig geklärt. Fachleute diskutieren mehrere mögliche Faktoren, dazu gehören:
- eine gestörte Magenentleerung
- eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit des Magens
- eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori
- ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der Darmbakterien im oberen Magen-Darm-Trakt
- eine Entzündung des Zwölffingerdarms
- psychische Ursachen, zum Beispiel anhaltender Stress, aber auch Angstzustände oder eine Depression
Wie häufig kommt ein Reizmagen vor?
Das Reizmagensyndrom ist eine sehr weit verbreitete Erkrankung: Etwa jeder zehnte Mensch hat einen Reizmagen. Bei Frauen kommt die Erkrankung häufiger vor als bei Männern.
Wie ist der Verlauf bei einem Reizmagen?
Etwa 4 von 5 Menschen mit einem Reizmagen haben eine chronische Erkrankung. Das heißt, dass sich beschwerdefreie Zeiten und Rückfälle abwechseln. Während der Rückfälle können die Beschwerden mal stärker und mal weniger stark ausgeprägt sein.
Wie wird ein Reizmagen diagnostiziert?
Die Diagnose Reizmagensyndrom wird gestellt, wenn über 3 Monate innerhalb eines halben Jahres mindestens eines der typischen Symptome besteht: Völlegefühl nach dem Essen, verfrühtes Sättigungsgefühl, Magenschmerzen oder -brennen.
Wichtig ist außerdem, andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen – etwa ein Magengeschwür oder Zwölffingerdarmgeschwür, Magenkrebs, eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) und die Refluxkrankheit. Nicht zuletzt kann die Einnahme bestimmter Medikamente zu Magenproblemen führen, beispielsweise Schmerzmittel.
Im persönlichen Gespräch fragt die Ärztin oder der Arzt nach der medizinischen Vorgeschichte und den Beschwerden. Daran schließen sich eine körperliche und eine Blutuntersuchung an sowie manchmal eine endoskopische Untersuchung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm („Magenspiegelung“).
Lautet die Diagnose „Reizmagensyndrom“, wird als erstes durch einen speziellen Atemtest untersucht, ob sich Helicobacter-pylori-Bakterien im Magen finden – wenn das nicht bereits vorher im Rahmen einer Magenspiegelung geschehen ist.
Wie behandelt man einen Reizmagen?
Wenn Helicobacter-pylori-Bakterien nachgewiesen wurden, kommt in der Behandlung des Reizmagens eine Kombination von Antibiotika und sogenannten Protonenpumpenhemmern (PPI) wie Omeprazol oder Pantoprazol zum Einsatz. Liegt keine Helicobacter-Infektion vor, verschreibt die Ärztin oder der Arzt nur einen Protonenpumpenhemmer zur Behandlung des Reizmagens. Diese Medikamente hemmen die Säurebildung und reduzieren somit den Säuregehalt des Magens.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Einnahme von H2-Rezeptor-Antagonisten, auch H2-Blocker genannt. Diese Medikamente verringern den Säuregehalt im Magen. Hilft auch diese Behandlung nicht, können Antidepressiva oder Prokinetika eine Möglichkeit sein. Letztere sind Medikamente, welche die Magenbewegung beeinflussen. Wenn keine der medikamentösen Therapien helfen, ist auch eine Psychotherapie möglich.
Nicht zuletzt könnte eine Ernährungsumstellung oder der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ausprobiert werden. In Studien wurde gezeigt, dass bei einigen Menschen unter anderem Weizen, Koffein und fettreiches Essen Reizmagen-Beschwerden auslösen können.
Wie geht man im Alltag mit einem Reizmagen um?
Einige einfache Maßnahmen können bei einem Reizmagen helfen. Durch Selbstbeobachtung und das Führen eines Beschwerde-Tagebuchs lässt sich beispielsweise herausfinden, ob bestimmte Lebensmittel die Symptome auslösen.
Manchmal kann der Verzicht auf unverträgliche Speisen oder Getränke dann bereits Abhilfe schaffen. Es kann zudem hilfreich sein:
- regelmäßig zu essen
- keine zu üppigen Mahlzeiten zu sich zu nehmen
- gut zu kauen
- Hektik während des Essens zu vermeiden
Auch Entspannungsübungen helfen bei manchen Menschen, die Beschwerden zu lindern. Außerdem kann es beruhigen, sich immer wieder klarzumachen, dass es sich beim Reizmagen um keine Erkrankung handelt, bei der Folgeschäden zu befürchten sind.
Vor allem wenn die Beschwerden immer wiederkehren, ist es wichtig, dass man die Erkrankung akzeptiert und lernt, damit umzugehen.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Stand: