Hörsturz

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Typisch für einen Hörsturz ist eine plötzliche Schwerhörigkeit auf einem Ohr. Oft bildet sie sich spontan wieder zurück. Es können aber auch dauerhafte Hörschäden bestehen bleiben.

Auf einen Blick

  • Als Hörsturz bezeichnet man eine meist einseitig auftretende, plötzliche Schwerhörigkeit unbekannter Ursache.
  • Manchmal macht sich ein Hörsturz nur durch ein Druckgefühl oder ein Gefühl „wie Watte im Ohr“ bemerkbar. Daneben können Ohrgeräusche und Schwindel auftreten.
  • Eine genaue Ursache für den Hörsturz lässt sich typischerweise nicht feststellen. Daher gibt es keine gezielte Therapie.
  • Eine Behandlung mit entzündungshemmendem Kortison scheint die Heilungschancen zu verbessern.
  • Bei vielen Patientinnen und Patienten bessert sich die Hörfähigkeit wieder. Allerdings können auch langfristig Hörschäden bestehen bleiben.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Ärztin untersucht das Ohr einer Patientin.

Was ist ein Hörsturz?

Bei einem Hörsturz handelt es sich um einen plötzlich auftretenden Hörverlust. Meist tritt der Hörsturz nur auf einem Ohr auf, selten auf beiden Ohren. Typischerweise lässt sich keine eindeutige Ursache feststellen.

Ein Hörsturz tritt meist nur auf einem Ohr auf.

Bei einem Hörsturz nimmt das Hörvermögen in unterschiedlichem Maß ab. Manchmal kann dies bis zur Ertaubung auf dem betroffenen Ohr führen.

Typischerweise tritt die Hörminderung plötzlich innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden auf. Je stärker der Hörverlust zu Beginn ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dauerhafte Hörschäden zurückbleiben.

Bei vielen Menschen kommen plötzliche Hörminderungen ab und zu vorübergehend vor. Die Symptome gehen dann innerhalb von Sekunden oder Minuten spontan wieder zurück. Dies bezeichnet man aber nicht als Hörsturz.

Hält die Hörminderung an, sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Das gilt insbesondere wenn zusätzliche Symptome wie Schwindel auftreten. Die Heilungschancen sind insgesamt eher günstig.

Welche Symptome treten bei einem Hörsturz auf?

Typisch für einen Hörsturz ist ein plötzlicher Hörverlust auf einem Ohr. Manche Menschen bemerken beim Aufwachen, dass sie auf einem Ohr nichts mehr oder kaum noch etwas hören. Häufig treten zusätzlich zum schlechteren Hören Ohrgeräusche (Tinnitus) auf.

Andere Menschen mit Hörsturz haben zunächst nur das Gefühl, ihr Ohr sei blockiert oder verstopft, bevor sie merken, dass sie auch schlechter hören. Weitere Symptome eines Hörsturzes können Schwindel und Gefühlsstörungen im Bereich des äußeren Ohres sein.

Was ist ein Tinnitus?

Im folgenden Video erfahren Sie, wodurch ein Tinnitus ausgelöst werden kann und welche Symptome auftreten können.

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Hinweis

Wichtig zu wissen: Ein plötzlicher Hörverlust kann sehr selten auch beidseitig auftreten. In diesem Fall sollte man umgehend ärztlichen Rat einholen.

Welche Ursachen hat der plötzliche Hörverlust?

Bei mehr als 90 Prozent der Betroffenen lässt sich keine eindeutige Ursache für einen plötzlichen Hörverlust finden. Typischerweise liegt die Störung dann im Innenohr, wo sich das Hör-Organ befindet. Medizinerinnen und Mediziner sprechen in diesem Fall von einem akuten idiopathischen sensorineuralen Hörverlust oder von einem Hörsturz.

Bei über 90 % der Betroffenen findet man keine eindeutige Ursache für einen plötzlichen Hörverlust. Die Störung liegt dann typischerweise im Innenohr.

Man vermutet, dass bei einem Hörsturz virusbedingte Entzündungen oder Durchblutungsstörungen im Innenohr eine Rolle spielen. Auch Autoimmunreaktionen, bei denen sich das Abwehrsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet, oder Stress könnten beteiligt sein. Die genauen Ursachen sind jedoch bisher nicht abschließend geklärt.

Wichtig ist, andere Erkrankungen als Ursache für den Hörverlust auszuschließen. Dazu gehören:

  • Tumoren an den Gleichgewichts- oder Hörnerven, im Innenohr oder im Gehirn
  • Störungen der Produktion der Innenohrflüssigkeiten in der Gehörschnecke (Hydrops) oder im gesamten Innenohr (Menière-Krankheit)
  • verschiedene Viruserkrankungen, zum Beispiel Grippe, Mumps und Masern
  • Autoimmunerkrankungen, unter anderem systemischer Lupus erythematodes
  • Blutungen im Innenohr
  • Austritt von Innenohrflüssigkeit
  • neurologische Störungen, zum Beispiel multiple Sklerose
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
  • Erkrankungen der Blutgefäße
  • Nebenwirkungen bestimmter Medikamente
  • Verletzungen am Kopf
  • Einwirkung von Lärm
  • Barotrauma: Gewebeschädigung durch starken Über- oder Unterdruck

Welche Faktoren fördern einen Hörsturz?

Es gibt nur wenige Faktoren, für die sich ein erhöhtes Risiko für einen Hörsturz nachweisen lassen. Das sind:

  • Rauchen
  • Alkoholmissbrauch
  • verschiedene erbliche Veränderungen, die das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen
  • einige antientzündlich wirkende Schmerzmedikamente

Wie häufig ist ein Hörsturz?

Schätzungen zufolge haben in Deutschland pro Jahr etwa 160 bis 400 von 100.000 Personen einen Hörsturz.

Eine genaue Zahl lässt sich schwer feststellen, da viele Menschen mit einem Hörsturz keinen ärztlichen Rat einholen, wenn sich die Symptome innerhalb kürzester Zeit von allein wieder zurückbilden.

Ein Hörsturz kann in jedem Alter auftreten. Besonders häufig erkranken Erwachsene im Alter von ungefähr 50 Jahren. Männer und Frauen bekommen etwa gleich häufig einen Hörsturz; Kinder erkranken nur selten daran.

Wie wird ein Hörsturz festgestellt?

Bei Verdacht auf einen Hörsturz führen Fachärztinnen und Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) eine Befragung (Anamnese) und eine gezielte Untersuchung durch. Es ist wichtig, andere Erkrankungen als mögliche Ursache des Hörverlusts auszuschließen, bevor von einem Hörsturz ausgegangen wird. 

Die HNO-Ärztin oder der HNO-Arzt schauen sich zunächst das Ohr und den Gehörgang mit einem speziellen Mikroskop an. So sollen beispielsweise Erkrankungen des Trommelfells, des Mittelohrs oder Gehörgangs oder eine Verstopfung des Gehörgangs durch Ohrenschmalz ausgeschlossen werden.

Weiterhin kommen verschiedene Hör-Tests mit einer Stimmgabel zum Einsatz, bei der die Gabel vor das Ohr oder auf den Kopf gehalten wird. So lässt sich eine Schallempfindungsstörung des Innenohrs von einer Schallleitungsstörung des mittleren oder äußeren Ohres unterscheiden.

Ein genau messbares Ergebnis für Art und Umfang der Hörschädigung liefert das sogenannte Reinton-Audiogramm. Dabei bekommen Patientinnen und Patienten verschieden hohe Töne mit ansteigender Lautstärke über Kopfhörer vorgespielt. So kann man die Lautstärkenschwelle feststellen, ab der Töne einer bestimmten Frequenz gehört werden können. 
Bei Schwindelsymptomen wird in der Regel auch die Funktion des Gleichgewichtsorgans geprüft. 

Sobald die erste Krankheitsphase überstanden ist, werden manchmal zusätzliche Untersuchungen durchgeführt. So kann man das Maß und den Ort der Hörschädigung weiter eingrenzen. Dazu zählt zum Beispiel die Messung von Hirnstammpotenzialen mit dem Elektroenzephalogramm (EEG).

Zur weiteren Abklärung kann eine Blutuntersuchung oder auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen. So lässt sich mit einer MRT-Untersuchung beispielsweise feststellen, ob ein Tumor wie das Vestibularisschwannom vorliegt.

Wie behandelt man einen Hörsturz?

Stellt die Ärztin oder der Arzt eine spezielle Ursache für den Hörverlust fest, wird diese entsprechend behandelt. 

Bei einem Hörsturz kann man jedoch typischerweise keine genaue Ursache feststellen. Ein für die gezielte Behandlung zugelassenes Medikament gibt es bisher nicht. Daher stützt sich die Therapie auf Erfahrungswerte. Keine der möglichen Behandlungen kann das Hörvermögen zuverlässig bei allen Menschen wiederherstellen. Deshalb muss man zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt entscheiden, wie man am besten vorgeht.

Es kommen meist entzündungshemmend wirkende Glukokortikoide wie Kortison zum Einsatz. Dieses Medikament kann man einzeln oder in Kombination als Tabletten, als Infusion über die Vene oder direkt als Spritze in das Mittelohr verabreichen.

Welche Anwendungsform gewählt wird, hängt davon ab:

  • wie stark der Hörverlust ist
  • welche Tonfrequenzen betroffen sind
  • ob und welche Grunderkrankungen vorliegen
Hinweis

Wichtig zu wissen: Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen bringt eine höhere Dosis von Glukokortikoiden als üblich keinen zusätzlichen Nutzen. Im Gegenteil erhöht die höhere Dosis das Risiko für Nebenwirkungen.

Wenn der Hörverlust nur gering ist und das Sprachverständnis in der Kommunikation mit anderen Personen nicht beeinträchtigt ist, kann man auch den natürlichen Verlauf der Erkrankung ohne Therapie abwarten. 

Manchmal wird auch eine hyperbare Sauerstofftherapie angeboten, bei der man in einer Druckkammer reinen Sauerstoff einatmet. Dass sich damit Beschwerden lindern oder sogar heilen lassen, ist jedoch bisher noch nicht eindeutig bewiesen.

Was kann man nach einem Hörsturz tun?

Nach Ende der Therapie und nach ungefähr 6 Monaten ist ein erneuter Hörtest sinnvoll. In Einzelfällen kann eine Maßnahme zur Rehabilitation (Reha) hilfreich sein.

Handelt es sich um einen bleibenden Hörverlust, kann ein Hörgerät helfen. Falls das nicht ausreichend ist, kann auch eine Hörprothese (Cochlea-Implantat) erwogen werden.

Ohrgeräusche werden oft geringer, sobald sich das Hörvermögen bessert. Manchmal bleiben sie aber länger bestehen und können dann ebenfalls in einer Reha behandelt werden. Auch der Schwindel kann anhalten und weitere Behandlung erfordern.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC).

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