Verstopfung bei Erwachsenen

Viele Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie immer wieder mit Verstopfung zu tun haben. Oft hilft bereits eine Umstellung von Ernährung und Lebensstil. Ohne Behandlung kann eine Verstopfung besonders bei älteren Menschen schwerwiegende Komplikationen hervorrufen.

Auf einen Blick

  • Eine Verstopfung (Obstipation) liegt vor, wenn man weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang hat.
  • Weitere Diagnosekriterien sind überwiegend harter und knolliger Stuhl, starkes Pressen müssen beim Stuhlgang, das Gefühl einer unvollständigen Entleerung.
  • Häufig lässt sich keine Ursache für die Darmträgheit feststellen.
  • Eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und körperliche Aktivität helfen, den Stuhlgang zu regulieren.
  • Oft werden auch Abführmittel angewendet.
  • Eine Behandlung ist insbesondere bei älteren Menschen wichtig, um Komplikationen vorzubeugen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Frau fasst sich mit beiden Händen auf die Bauchdecke.

Was ist Verstopfung?

Viele Menschen haben hin und wieder mal Verstopfung. Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen das als Obstipation.

Wenn harte, mühsame und unbefriedigende Stuhlgänge die Regel sind und das über viele Monate hinweg, kann es sich um eine chronische Verstopfung handeln.

Änderungen der Ernährung oder des Lebensstils können helfen, den Stuhlgang zu regulieren.

Wichtig zu wissen: Verstopfung kann Symptom des Reizdarmsyndroms sein. Eine Abgrenzung dazu ist manchmal schwierig.

Was sind die Symptome einer Verstopfung?

Dass der Stuhl nicht jeden Tag gleich aussieht, ist ganz normal und hängt auch davon ab, was man gegessen hat.

Wenn sich folgende Anzeichen häufen und über mindestens 3 Monate bestehen bleiben, liegt der Verdacht auf eine chronische Verstopfung nahe:

  • weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche
  • harter, knolliger Stuhl
  • mühevoller Stuhlgang, oft nur unter Pressen oder Zuhilfenahme der Finger
  • fehlender Stuhldrang
  • Gefühl der unvollständigen Entleerung
  • Gefühl, dass bei der Entleerung etwas im Weg ist
  • Gefühl eines aufgeblähten Bauches

Mit Ausnahme der Stuhlhäufigkeit sind diese Symptome nicht messbar. Deshalb ist es sinnvoll, über mehrere Wochen ein Stuhltagebuch zu führen und die täglichen Gewohnheiten zu dokumentieren.

Die Bristol-Stuhlformen-Skala kann dabei eine gute Hilfe sein. Sie beschreibt sieben Stuhltypen. Ein Stuhl vom Typ 6 und 7 spricht für Durchfall, Stuhl vom Typ 3 bis 5 für normalen Stuhlgang und Stuhl vom Typ 1 und 2 deutet auf Verstopfung.

Wichtig zu wissen: Beschwerden beim Stuhlgang sollte man unbedingt ärztlich abklären lassen, wenn sie plötzlich auftreten und folgende Faktoren hinzukommen: Blut im Stuhl oder am Darmausgang, starke Schwankungen des Stuhldurchmessers, Blutarmut (Anämie), Gewichtsverlust, Darmkrebs in der Familie.

Was verursacht eine Verstopfung?

Bei einer Verstopfung ist entweder die Darmentleerung gestört oder die Darmpassage ist langsamer als gewöhnlich. Mit dem Begriff Darmpassage beschreibt man den Transport des Nahrungsbreis durch den Darm mithilfe der Darmbewegung.

Ursache einer Verstopfung ist eine gestörte Darmentleerung oder eine verlangsamte Darmpassage.

In der Folge bleibt der Stuhl länger im Dickdarm. Der Dickdarm entzieht dem angesammelten Stuhl kontinuierlich Wasser, wodurch dieser hart und knollig wird.

Es gibt zahlreiche Gründe, die eine längere Verweildauer des Stuhls im Darm bewirken können. Dazu zählen:

  • faserarme Nahrung mit wenig Ballaststoffen
  • zu wenig trinken
  • mangelnde Bewegung
  • willentliche Unterdrückung des Stuhldrangs
  • plötzliche Änderung der Lebensumstände, beispielsweise bei einer Reise

Diese Ursachen führen aber nur bei manchen Menschen zu Beschwerden, wenn sie von Natur aus bereits zu Verstopfungen neigen.

Die Darmentleerung beruht auf einem Zusammenspiel von entspannenden Reflexen und willentlicher Steuerung. Dieser Prozess kann leicht gestört werden, unter anderem durch starkes Pressen.

Auch Erkrankungen des Enddarms wie vergrößerte Hämorrhoiden oder eine starke Senkung des Beckenbodens können die Entleerung behindern.

Daneben gibt es noch andere Gründe für Verstopfung, zum Beispiel:

  • Passage-Störung bis hin zum Darmverschluss aufgrund struktureller Engen im Darm: unter anderem bei oder nach entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn und Divertikulitis; bei Narbensträngen nach Operationen im Bauchbereich; bei Tumorerkrankungen
  • hormonelle Faktoren, beispielsweise hohe Progesteronspiegel in der Schwangerschaft oder selten eine Schilddrüsenunterfunktion
  • neurologische Erkrankungen wie multiple Sklerose oder Parkinson-Erkrankung
  • psychische Erkrankungen wie Magersucht
  • Diabetes mellitus
  • Nebenwirkungen von vielen Arzneimitteln, zum Beispiel Eisenpräparate, opioidhaltige Schmerzmittel, Antidepressiva, Medikamente gegen Bluthochdruck

Wie häufig kommt eine Verstopfung vor?

Die genaue Häufigkeit einer chronischen Verstopfung ist schwer zu bestimmen, da nicht alle Ärztinnen und Ärzte die gleichen Kriterien für die Diagnose verwenden.

Man geht davon aus, dass in Europa durchschnittlich ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung mit Verstopfung zu tun haben – Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer.

Verstopfung tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf.

Verstopfung tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf, vor allem bei Menschen über 65 Jahre. Mangelnde Bewegung, Bettlägerigkeit und Nebenwirkungen von Medikamenten sind mögliche Gründe.

Wie verläuft eine Verstopfung?

Es ist möglich, dass es zu längeren Perioden mit Verstopfung kommt. Für gewöhnlich geht das wieder vorbei. Dennoch gibt es viele Menschen, die trotz Behandlung weiter mit Verstopfung kämpfen. Das kann die Lebensqualität beeinträchtigen und mitunter Komplikationen hervorrufen.

Häufig befürchten Menschen mit chronischer Verstopfung, dass dadurch das Risiko für Darmkrebs steigt. Das ist aber nicht der Fall.

Insbesondere bei älteren Menschen besteht die Möglichkeit, dass eine hartnäckige Verstopfung zur Ansammlung von steinharten Kotballen im Darm führt. Dadurch kann ein dünnflüssiger Durchfall entstehen, der sich an den Kotballen vorbeischiebt. Eine solche Impakt-Bildung muss manchmal im Krankenhaus behandelt werden.

Wichtig zu wissen: Ohne Behandlung können sich die Kotballen im Darm aufstauen und ihn komplett verlegen. Es kann zu einem Darmverschluss kommen, einer Entzündung der Darmwand mit Durchbruch in die Bauchhöhle und einer Bauchfellentzündung. Ein solcher Verlauf kann lebensbedrohlich werden. 

Wie diagnostiziert man eine Verstopfung?

Eine genaue Beschreibung der Stuhlgewohnheiten liefert wertvolle Hinweise für die Diagnose. Um eine Verstopfung festzustellen, fragt die Ärztin oder der Arzt unter anderem:

  • wie häufig der Stuhlgang ist und wie er abläuft
  • welche Form der Stuhl hat
  • wie die Ernährung und der Lebensstil aussehen
  • ob man Medikamente einnimmt

Zudem wird bei der körperlichen Untersuchung der After genau angeschaut und mit dem Finger untersucht.

Ergeben sich Hinweise auf auslösende Grunderkrankungen, sind weiterführende Untersuchungen wie Bluttests, Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder Endoskopien sinnvoll.

Oft wird zunächst eine Therapie eingeleitet. Wenn diese nach 4 Wochen keinen Erfolg hat, kommen weitere Untersuchungen infrage. Dann wird mit Druckmessungen und bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) die Darmfunktion überprüft.

Dass eine Untersuchung des Stuhls auf Bakterien oder Pilze – Darm-Ökogramm genannt – therapieweisende Informationen liefert, ist bisher nicht wissenschaftlich belegt.

Wie wird eine Verstopfung behandelt?

Gibt es keine Hinweise auf andere Erkrankungen, welche die Verstopfung auslösen, werden Behandlungen im Sinn eines Stufenplans empfohlen.

Basismaßnahmen

Zunächst kommen verschiedene Basismaßnahmen infrage:

  • Umstellung der Ernährung: Eine ballaststoffreiche Ernährung sorgt für eine gute Füllung des Darms, sodass die Darmbewegungen den Inhalt besser weiterschieben können. Obst, Gemüse, Vollkornprodukte oder Weizenkleie enthalten viele Ballaststoffe. Ähnlich wirken Quellstoffe wie Floh- und Leinsamen oder Chicorée-Inulin. Auch ballaststoffreiche Früchte wie Mangos, Pflaumen oder Kiwis fördern den Stuhlgang.
  • Ausreichend trinken: Die tägliche Trinkmenge sollte bei 1,5 bis 2 Litern Flüssigkeit liegen. Insbesondere wenn vermehrt Ballast- und Quellstoffe aufgenommen werden, ist eine ausreichende Trinkmenge wichtig.
  • Körperliche Bewegung: Verstopfung hängt oft mit Bewegungsmangel zusammen. Eine altersgerechte körperliche Aktivität reicht aus, um die Darmbewegungen in Schwung zu bringen. Das heißt, so wenig wie nötig sitzen oder liegen und so viel wie möglich zu Fuß erledigen oder spazieren gehen. Ein zusätzliches Sportprogramm bringt in der Regel keine Vorteile.
  • Zeit für den Stuhlgang nehmen: Eine immer wiederkehrende Unterdrückung des Stuhldrangs kann zu Verstopfung führen. Deshalb ist es sinnvoll, sich für den Gang zur Toilette die erforderliche Zeit zu nehmen.
  • Einnahme verdauungsfördernder Präparate: Probiotika bestehen aus Bakterien, die den Darm besiedeln und die Verdauung fördern. Präbiotika sind Nährstoffe für diese Bakterien und führen zu einer Vermehrung der verdauungsfördernden Darmflora. Synbiotika sind eine Kombination aus Pro- und Präbiotika. Alle drei Formen können die Stuhlfrequenz erhöhen und den Stuhl weicher machen. Ihre Wirksamkeit sollte über 4 bis 6 Wochen erprobt werden. Tritt keine Besserung ein, kann man die Präparate wieder weglassen.
Wichtige Behandlungsmaßnahmen bei Verstopfung: Ernährung umstellen, ausreichend trinken, viel bewegen, genügend Zeit beim Stuhlgang nehmen, Prä- und Probiotika nehmen, Abführmittel anwenden.

Abführmittel

Reichen die Basismaßnahmen nicht aus, um die Beschwerden ausreichend zu lindern, kommen Abführmittel zum Einsatz.

  • Präparate wie Macrogol 4000/PEG 4000 oder Lactulose ziehen Wasser in den Darm. Dadurch steigt das Stuhlvolumen und die Darmbewegungen werden angeregt.
  • Wirkstoffe wie Bisacodyl/Natriumpicosulfat oder Anthrachinone, die beispielsweise in Sennesblättern vorkommen, ziehen ebenfalls Wasser in den Darm, regen aber auch direkt die Darmbewegungen an. Deshalb kann es manchmal zu Bauchkrämpfen und Durchfall kommen.

Weitere Maßnahmen

Sind Abführmittel nicht erfolgreich oder schlecht verträglich und helfen auch andere Maßnahmen nicht, verordnen Ärztinnen und Ärzte Prokinetika wie Prucaloprid. Sie sind als Tabletten verfügbar und regen direkt die Muskulatur des Darms an.

Besteht eine vorwiegende oder begleitende Stuhlentleerungsstörung können Entleerungshilfen zum Einsatz kommen. Bei einem Einlauf (Klysma) wird Flüssigkeit über den After in den Darm eingeführt und dann zusammen mit dem Stuhl wieder entleert. Es gibt außerdem Zäpfchen, welche die Entleerung herbeiführen. 

Ist das Zusammenspiel der Beckenbodenmuskulatur gestört, kann Biofeedback hilfreich sein. Bei manchen Menschen mit Verstopfung helfen verschiedene Akupunktur- und Akupressurverfahren.

Wichtig zu wissen: Eine Operation kommt nur infrage, wenn alle anderen Therapiemaßnahmen ausgeschöpft sind. Bei einer Darmlähmung kann es sehr selten helfen, den Dickdarm komplett zu entfernen. Das ist ein schwerer Eingriff. Um dessen Erfolg abzuschätzen, können Ärztinnen und Ärzte einen künstlichen Dünndarm-Ausgang legen, um den Dickdarm testweise zu umgehen. 

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS).

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