Fibromyalgie
ICD-Codes: M79.7 Was ist der ICD-Code?
Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die sich durch Schmerzen in verschiedenen Körperregionen äußert. Betroffene können Schmerzen auf der Haut, in den Muskeln und Gelenken haben. Was Menschen mit Fibromyalgie hilft, ist sehr unterschiedlich.
Auf einen Blick
- Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die sich in verschiedenen Körperregionen äußert.
- Bei einer Fibromyalgie ist die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört. Die Schmerzen können auf der Haut, in den Muskeln und Gelenken spürbar sein.
- Weitere typische Beschwerden sind Schlafstörungen, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme.
- Bis eine Fibromyalgie festgestellt wird, vergehen oft mehrere Jahre, da das Krankheitsbild sehr schwer zu fassen ist.
- Meist wird die Krankheit im Alter zwischen 40 und 60 Jahren festgestellt, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Fibromyalgie?
Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung. Sie äußert sich durch Schmerzen in verschiedenen Körperregionen. Betroffene können Schmerzen auf der Haut, in den Muskeln und Gelenken haben. Zusätzlich können anderen Beschwerden wie Schlafstörungen, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme auftreten. Fibromyalgie wird auch Fibromyalgiesyndrom genannt.
Eine Fibromyalgie ist nicht gefährlich – die Organe sind gesund und sie hat auch keinen Einfluss auf die Lebenserwartung.
Wichtig zu wissen: Fibromyalgie ist seit den 1990er Jahren als Erkrankung anerkannt. Betroffenen wird allerdings auch heute manchmal noch vorgeworfen, dass sie sich ihre Beschwerden nur einbilden. Das liegt unter anderem daran, dass nur wenige Menschen das Krankheitsbild kennen und die Beschwerden nur schwer nachvollziehbar sind. Dieser Umstand ist oft eine zusätzliche Belastung. Betroffenen wird manchmal gesagt, dass es gegen ihre Schmerzen keine Behandlung gibt. Studien belegen jedoch, dass es durchaus Therapien gibt, die die typischen Beschwerden lindern können. Viele Erkrankte kommen außerdem mit der Zeit mit ihren Schmerzen besser zurecht. Sie finden heraus, welche Aktivitäten sie sich zumuten können – und was zu viel werden könnte.
Welche Symptome zeigen sich bei einer Fibromyalgie?
Eine Fibromyalgie verursacht in erster Linie chronische tiefliegende Muskelschmerzen an verschiedenen Stellen des Körpers. Die Schmerzen fühlen sich so oft an wie eine Muskelzerrung oder ein starker Muskelkater.
Häufig sind sie unberechenbar und können sich von Tag zu Tag verändern. Beispielsweise sind die Schmerzen unterschiedlich stark oder sie treten an verschiedenen Körperstellen auf. Menschen mit Fibromyalgie fällt es dadurch schwer, etwas zu planen – etwa alltägliche Aktivitäten wie Einkaufen oder einen Ausflug.
Bei manchen Betroffenen lassen die Schmerzen tagsüber für einige Stunden nach, sodass sie in dieser Zeit etwas erledigen können.
Weitere typische Symptome sind ein schlechter, nicht erholsamer Schlaf, Müdigkeit und Erschöpfung. Viele Menschen mit Fibromyalgie haben auch manchmal Probleme, klare Gedanken zu fassen, sich Dinge zu merken, Worte zu finden oder sich zu konzentrieren. Dieser Zustand wird als „fibro fog“ bezeichnet (Englisch für „Fibro-Nebel“) .
Welche Ursachen hat eine Fibromyalgie?
Bei Menschen mit Fibromyalgie ist die Schmerzverarbeitung im Gehirn gestört. Die Schwelle, ab wann ein Reiz als Schmerz wahrgenommen wird, ist deshalb bei Betroffenen niedriger als bei anderen Menschen.
Als wahrscheinlich gilt, dass mehrere Faktoren die Erkrankung verursachen. Es wird vermutet, dass eine Fibromyalgie sowohl durch genetische und körperliche oder psychische Faktoren ausgelöst wird. Diese führen dann zu einer veränderten Schmerzverarbeitung.
Fibromyalgie wird häufig als Weichteilrheuma bezeichnet. Da allerdings die Schmerzen weder von den Weichteilen (beispielsweise den Muskeln) ausgehen noch durch eine rheumatische Erkrankung verursacht werden, ist diese Bezeichnung irreführend. Der Ausdruck Weichteilrheuma dient zudem als ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen und ist keine eigene Krankheit.
Vertiefende Informationen zur Fibromyalgie, etwa was man über ihre Entstehung weiß, lesen Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wie häufig ist eine Fibromyalgie?
In Deutschland sind nach einer repräsentativen Studie etwa 2 Prozent der Erwachsenen an Fibromyalgie erkrankt.
Meist wird die Krankheit im Alter zwischen 40 und 60 Jahren festgestellt. Frauen erkranken häufiger an Fibromyalgie als Männer. Es ist aber auch möglich, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Fibromyalgie-Beschwerden zeigen.
Wie verläuft eine Fibromyalgie?
Eine Fibromyalgie beginnt meist unauffällig und entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Viele Erkrankte haben bereits länger diffuse Schmerzen oder andere Schmerzerkrankungen, bevor sie die Diagnose Fibromyalgie erhalten. Zu den möglichen Beschwerden gehören: ein Reizdarmsyndrom, Rücken-, Nacken-, Kiefer- und Kopfschmerzen und bei Frauen starke Regelschmerzen, Endometriose oder eine chronische Form der Blasenentzündung (die interstitielle Zystitis).
Manche Betroffene hatten im Kinder- oder Jugendalter bereits häufig Kopf-, Bauch-, Muskel- oder Gelenkschmerzen.
Der Verlauf und die Beschwerden einer Fibromyalgie sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Phasen mit stärkeren Schmerzen können sich mit fast symptomfreien Phasen abwechseln.
Eine große Studie hat Menschen mit Fibromyalgie über mehr als 10 Jahre untersucht. Die Beschwerden nahmen in dieser Studie bei 25 Prozent der Teilnehmenden mit der Zeit etwas ab, bei 10 Prozent gingen sie sogar deutlich zurück. Bei dem Großteil blieben die Beschwerden langfristig allerdings auf einem ähnlichen Niveau.
Zusätzlich haben viele Betroffene noch weitere körperliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen.
Wie wird eine Fibromyalgie diagnostiziert?
Bis eine Fibromyalgie festgestellt wird, vergehen oft mehrere Jahre, da das Krankheitsbild sehr komplex ist.
Die Schmerzen beginnen schleichend oder auch nur an einer Körperstelle – häufig wird daher erst an eine andere Erkrankung gedacht. Da eine Diagnose auch nicht durch Laborwerte oder Röntgenbilder bestätigt oder klar zugeordnet werden kann, zögern viele Ärztinnen und Ärzte. Dies kann Fehldiagnosen und mangelndes Verständnis nach sich ziehen.
Betroffene fühlen sich häufig nicht ernst genommen. Viele haben auch das Gefühl, dass die Ärztin oder der Arzt glaubt, die Beschwerden seien eingebildet. Eine Fibromyalgie wird oft erst in einer rheumatologischen oder schmerzmedizinischen Praxis erkannt.
Um eine Diagnose zu stellen, sind ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch und eine körperliche Untersuchung erforderlich. Wenn in den 3 Monaten vor der Untersuchung mindestens in 7 von 19 festgelegten Körperbereichen Schmerzen aufgetreten sind, könnte es sich um eine Fibromyalgie handeln. Zu den Körperregionen gehören Brust und Bauch, Rücken sowie Kiefer, Schultern, Ober- und Unterarme, Hüften, Ober- und Unterschenkel – jeweils auf beiden Körperseiten. Ein sogenannter Fibromyalgie-Symptom-Fragebogen kann helfen, die Beschwerden zu ordnen.
Zusätzlich müssen andere Beschwerden auftreten wie:
- Konzentrationsprobleme
- Erschöpfung
- Morgenmüdigkeit
- Magenschmerzen oder -krämpfe
- Kopfschmerzen
- Depressionen
Diese zusätzlichen Symptome erreichen bei einer Fibromyalgie einen bestimmten Schweregrad. Sie müssen zusammen mit den Schmerzen seit mindestens 3 Monaten anhalten.
Um abzuklären, ob nicht eine andere Erkrankung hinter den Beschwerden steckt, empfehlen medizinische Fachgesellschaften eine gründliche Analyse der Krankheitsgeschichte, verschiedene Blutuntersuchungen und eine körperliche Untersuchung. Andere mögliche Ursachen wie rheumatoide Arthritis, eine Schilddrüsenunterfunktion, Muskelerkrankungen und psychische Ursachen lassen sich so ausschließen.
Wie wird eine Fibromyalgie behandelt?
Aus Angst, die Schmerzen zu verstärken oder sich zu übernehmen, verzichten viele Betroffene auf körperliche Aktivitäten. Studien belegen jedoch, dass Bewegung und leichter Sport wie Radfahren oder Walking guttun, den Körper stärken und die Schmerzen etwas lindern können. Bewegung ist daher ein wichtiger Aspekt der Therapie.
Es gibt Medikamente, die Fibromyalgie-Schmerzen bei manchen Menschen deutlich lindern können. Studien zeigen die Wirksamkeit von Amitriptylin, Duloxetin, Milnacipran und Pregabalin. Für gewöhnlich wird von herkömmlichen Schmerzmitteln wie Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol abgeraten.
Bestimmte physikalische Therapien, insbesondere Thermalbäder, werden häufig als angenehm empfunden. Manche Betroffene erachten auch Saunagänge oder sanfte Massagen als wohltuend.
Besonders bei starken Beschwerden kann eine multimodale Schmerztherapie hilfreich sein. Bewegung, Entspannung und Methoden zur Schmerzbewältigung aus der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) werden bei dieser Behandlung kombiniert.
Eine KVT und andere psychotherapeutische Verfahren können Betroffenen helfen, besser mit ihrer Krankheit klarzukommen. Auch Medikamente können zu einer multimodalen Schmerzbehandlung gehören.
Wie lebt es sich mit einer Fibromyalgie?
Was Menschen mit Fibromyalgie als wohltuend empfinden und wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen, kann sehr unterschiedlich sein. Daher ist es wichtig, eigene Strategien für den Umgang mit der Krankheit zu entwickeln. Dies bedeutet vor allem Wege zu finden, mit den Beschwerden zurechtzukommen, statt Kraft darauf zu verwenden, gegen die Erkrankung anzukämpfen.
Hilfreich kann beispielsweise Folgendes sein:
- überdenken, was im Alltag wirklich wichtig ist.
- nicht nach Perfektion streben.
- die eigenen Grenzen erkunden und achten.
Das kann bedeuten:
- für anstrengende Tätigkeiten von vornherein mehr Zeit einzuplanen.
- regelmäßige Pausen zu machen.
- verschiedene Methoden zur Entspannung.
- Stressbewältigung auszuprobieren – beispielsweise autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
Viele Dinge sind trotz Fibromyalgie möglich und auch vieles, was Freude bereitet, lässt sich weiterhin tun. Das gilt auch für soziale Kontakte und Aktivitäten. Wichtig ist, sich von all diesen Aktivitäten nicht abhalten zu lassen. Hier kann auch der Austausch mit anderen Menschen, die an Fibromyalgie erkrankt sind, sehr hilfreich sein: Da sie wissen, welche Probleme die Erkrankung mit sich bringt. Dies ist etwa im Rahmen einer Selbsthilfegruppe möglich.
Erfahrungsberichte von Menschen mit Fibromyalgie finden Sie auf der Seite gesundheitsinformation.de.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Stand: