Metabolisches Syndrom
ICD-Codes: E88.9 Was ist der ICD-Code?
Der Begriff metabolisches Syndrom beschreibt das gemeinsame Auftreten von Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen. Bei seiner Entstehung spielen vor allem mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung eine Rolle. Mit einem gesunden Lebensstil kann man vorbeugen.
Auf einen Blick
- Das metabolische Syndrom verursacht lange keine Beschwerden und wird oft erst durch Folgeerkrankungen entdeckt.
- Dazu gehören Erkrankungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes, Nierenschwäche und die nicht-alkoholische Fettleber.
- Wie genau das Syndrom entsteht, ist nicht bekannt. Ein Lebensstil mit wenig Bewegung und ungesunder Ernährung spielt meist eine Rolle.
- Vor allem bauchbetontes Übergewicht erhöht das Risiko, am metabolischen Syndrom zu erkranken.
- Für die Behandlung und Vorbeugung ist es am wichtigsten, das Körpergewicht zu normalisieren. Das gelingt, indem man sich regelmäßig bewegt und ausgewogen ernährt.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist das metabolische Syndrom?
Als metabolisches Syndrom bezeichnet man das gemeinsame Auftreten mehrerer gesundheitlicher Probleme, die das Risiko erhöhen, Typ-2-Diabetes sowie Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Gefäße zu entwickeln.
Diese Krankheiten wiederum erhöhen die Wahrscheinlichkeit für lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Charakteristisch für das metabolische Syndrom sind folgende Faktoren:
- starkes Übergewicht (Adipositas)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- erhöhter Blutzucker
- erhöhte Blutfettwerte, genauer Triglyzeride
- niedrige HDL-Cholesterinwerte, auch „gutes“ Cholesterin genannt
Was sind die Symptome des metabolischen Syndroms?
Ein Anzeichen für das metabolische Syndrom kann Übergewicht sein, insbesondere wenn sich das Fett vorwiegend in der Bauchgegend befindet.
Beschwerden verursacht das metabolische Syndrom zunächst nicht. Es macht sich oft erst bemerkbar, wenn Komplikationen und Folgeerkrankungen auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Herzprobleme bis hin zum Herzinfarkt.
Wodurch entsteht das metabolische Syndrom?
Die genaue Ursache für das metabolische Syndrom ist nicht bekannt.
Man weiß jedoch, dass Übergewicht mit viel Bauchfett, zu wenig Bewegung und eine genetische Veranlagung eine wichtige Rolle spielen.
Insbesondere übermäßiges Fettgewebe fördert die Entstehung des metabolischen Syndroms: Es stört Stoffwechselvorgänge und macht die Körperzellen unempfindlich für Insulin. Medizinerinnen und Mediziner sprechen hier von Insulinresistenz.
Das bedeutet, dass die Zellen vermehrt Insulin ausschütten, was in der Folge das Hungergefühl steigert. Das führt zu einem „Teufelskreis“: Man isst mehr und nimmt oftmals noch mehr zu. Gleichzeitig verändert sich auch der Fettstoffwechsel.
Welche Faktoren fördern die Entstehung des metabolischen Syndroms?
Die Ursachen und Risikofaktoren für das metabolische Syndrom sind nicht ganz klar zu trennen.
Neben bauchbetontem Übergewicht, Bewegungsmangel und genetischer Veranlagung gibt es weitere fördernde Faktoren. Dazu gehören:
- Schlafmangel, zum Beispiel infolge einer obstruktiven Schlafapnoe
- eine kohlenhydratreiche Ernährung
- häufiger Konsum zuckerhaltiger Getränke
- geringe körperliche Fitness
Wichtig zu wissen: Fast alle Risikofaktoren für das metabolische Syndrom lassen sich mit einem gesunden Lebensstil beeinflussen. So kann jede Person selbst etwas tun, um vorzubeugen.
Wie häufig ist das metabolische Syndrom?
In Deutschland haben durchschnittlich 20 von 100 Menschen ein metabolisches Syndrom.
Mit dem Alter steigt der Anteil: Bei Personen zwischen 50 und 70 Jahren erfüllen bis zu 40 von 100 die Diagnosekriterien eines metabolischen Syndroms. Insgesamt erkranken Männer etwas häufiger als Frauen.
Laut dem Robert Koch-Institut sind 25 von 100 Erwachsenen in Deutschland stark übergewichtig und damit gefährdet, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln.
Es kann aber auch bei Menschen mit Normalgewicht auftreten, wenn sie Fettpolster im Bauchbereich haben.
Welche Folgen kann das metabolische Syndrom haben?
Das metabolische Syndrom ist verantwortlich für die Entstehung weiterer Krankheiten, insbesondere von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose. Diese erhöhen wiederum das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt.
Zudem kann sich aus dem metabolischen Syndrom Diabetes Typ 2 entwickeln und die Nieren können so stark geschädigt werden, dass sie nicht mehr richtig arbeiten und es zu einer Nierenschwäche kommt.
Auch eine nicht-alkoholische Fettleber entsteht häufig durch oder zusammen mit einem metabolischen Syndrom. Sie kann zudem Ursache und Folge von Diabetes sein.
Darüber hinaus ist das metabolische Syndrom ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen wie Depression und Alzheimer-Demenz.
Wie lässt sich dem metabolischen Syndrom vorbeugen?
Mit einer gesunden Lebensweise lässt sich vielen Erkrankungen vorbeugen – so auch dem metabolischen Syndrom.
Zu einer gesunden Lebensweise gehört:
- sich regelmäßig zu bewegen
- sich ausgewogen zu ernähren
- keinen oder wenig Alkohol zu trinken
- nicht zu rauchen
Um dem metabolischen Syndrom vorzubeugen, sind vor allem jene Maßnahmen wichtig, die zu einem normalen Körpergewicht beitragen, also gesunde Ernährung und viel Bewegung.
Wer sich unsicher ist, was genau das für einen selbst bedeutet, fragt am besten seine Hausärztin oder seinen Hausarzt.
Wie kann man das metabolische Syndrom frühzeitig erkennen?
Um Risikofaktoren für das metabolische Syndrom frühzeitig zu erkennen und seiner Entstehung gegenzusteuern, gibt es in Deutschland den Gesundheits-Check-up.
Dieses Untersuchungsangebot können Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren einmalig wahrnehmen. Ab einem Alter von 35 Jahren kann man den Check-up alle drei Jahre in einer hausärztlichen Praxis machen lassen.
Wie wird das metabolische Syndrom diagnostiziert?
Um herauszufinden, ob ein metabolisches Syndrom vorliegt, erfragt die Ärztin oder der Arzt in einem Gespräch (Anamnese), ob Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen bekannt sind.
Fragen zum Lebensstil
Auch Informationen über den Lebensstil und die Ernährung sind wichtig, also zum Beispiel:
- ob man raucht
- wie viel Alkohol man trinkt
- was man isst
- wie regelmäßig man sich bewegt
Körperliche Untersuchung
Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Ärztin oder der Arzt folgende Dinge misst:
- Körpergewicht
- Körpergröße, um daraus zusammen mit dem Gewicht den Body-Mass-Index (BMI) zu ermitteln
- Taillenumfang
- Blutdruck
Außerdem nimmt die Ärztin oder der Arzt Blut ab, um die Blutzucker- und Blutfettwerte zu ermitteln.
Diagnosekriterien
Das metabolische Syndrom wird diagnostiziert, wenn mindestens drei der fünf folgenden Kriterien erfüllt sind:
- starkes Übergewicht: gemessen am Taillenumfang
- erhöhter Bluthochdruck: systolischer Blutdruck ab 130 mmHg und/oder diastolischer Blutdruck ab 85 mmHg
- erhöhte Nüchtern-Blutzuckerwerte: ab 100 mg/dl
- erhöhte Blutfettwerte: Triglyzeride ab 150 mg/dl
- niedrige HDL-Cholesterinwerte („gutes Cholesterin“): bei Männern unter 40 mg/dl; bei Frauen unter 50 mg/dl
Wie behandelt man das metabolische Syndrom?
Die wichtigste Behandlungsmaßnahme beim metabolischen Syndrom ist, die Risikofaktoren und insbesondere das Gewicht zu reduzieren. Das bedeutet oft, den Lebensstil stark zu verändern.
Veränderungen des Lebensstils
Zu den wichtigsten Lebensstilmaßnahmen gehört:
- sich viel zu bewegen: mindestens 30 Minuten moderate Anstrengung pro Tag
- sich gesund zu ernähren: viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren (mediterrane Diät) auf den täglichen Speiseplan setzen
- gesättigte Fettsäuren und Zucker zu meiden
- keinen oder wenig Alkohol zu trinken
- auf Zigaretten zu verzichten
Medikamente
Bei sehr hohen Blutdruck-, Blutzucker- oder Blutfettwerten können Medikamente zum Einsatz kommen. Ob und welches Medikament angeraten ist, entscheiden Ärztinnen und Ärzte abhängig von der individuellen Situation der Patientin oder des Patienten.
Operation
Wenn sehr starkes Übergewicht vorliegt und die oben beschriebenen Maßnahmen nicht genügen, um ausreichend Gewicht zu verlieren, kann eine Magenoperation infrage kommen. Mit einem Magenballon oder Magenbypass kann der Magen verkleinert werden. Dadurch hat man weniger Hunger und nimmt weniger Nahrung zu sich. Durch diese Maßnahmen können viele Menschen erfolgreich abnehmen und dem metabolischen Syndrom entgegenwirken.
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Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS).
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