Logopädie (Sprachtherapie)

In der Logopädie (Sprachtherapie) werden Beeinträchtigungen der Sprache, des Sprechens, der Stimme und des Schluckens behandelt. Besonders bei Kindern mit Sprachauffälligkeiten ist eine frühzeitige logopädische Behandlung wichtig, um die altersgerechte Sprachentwicklung zu unterstützen.

Auf einen Blick

  • Logopädinnen und Logopäden befassen sich mit Störungen der Stimme, der Sprache, des Sprechens und des Schluckens.
  • Wichtige Ziele einer logopädischen Behandlung sind die Verbesserung, der Erhalt oder die Förderung der Kommunikation, der Stimme und des Schluckens.
  • Wenn die Sprachentwicklung bei Kindern gestört ist, kann eine frühzeitige logopädische Behandlung besonders wichtig sein.
  • Logopädinnen und Logopäden führen auch Diagnostik durch, beraten, sind vorbeugend tätig und bieten Maßnahmen im Rahmen einer Rehabilitation an.
  • Wird eine logopädische Behandlung ärztlich verordnet, tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. In der Regel müssen Erwachsene eine Zuzahlung leisten.
Eine Logopädin spricht mit einem Kleinkind und zeigt dabei auf ihren Mund.

Was ist Logopädie?

Logopädie zählt – wie zum Beispiel auch Physiotherapie und Ergotherapie – zu den Heilmitteln. Logopädinnen und Logopäden befassen sich mit Störungen der Stimme, der Sprache, des Sprechens und des Schluckens.
Solche Störungen können sowohl leichte Beschwerden wie Heiserkeit als auch schwere Beeinträchtigungen sein, zum Beispiel durch Schädigungen des Gehirns. Derartige Schädigungen können unter anderem zu Sprachverlust oder schweren Schluckstörungen führen.

Eine logopädische Behandlung des Sprechens oder der Sprache soll die Kommunikationsfähigkeit wiederherstellen oder verbessern. Dazu können verschiedenste Verfahren eingesetzt werden. Nicht immer ist es möglich, damit ein normales Sprachbild zu erreichen. Mitunter geht es in einer logopädischen Behandlung auch darum, wie man mit den Beschwerden umgehen kann. Manchmal sind auch bestimmte Kommunikationshilfen sinnvoll. Wie man diese einsetzt, kann man in einer logopädischen Behandlung lernen.

Bei der logopädischen Stimmtherapie geht es um die Stimmfunktion beim Sprechen oder auch beim Singen. Ist die Stimme nach einer Operation beeinträchtigt, kann es Ziel einer Stimmtherapie sein, den Stimmklang wiederherzustellen. Mitunter geht es auch darum, zu erlernen, wie man das Stimmorgan gesünder nutzen kann.

Mit der Therapie von Schluckstörungen soll eine sichere und bestenfalls selbstständige Nahrungsaufnahme ermöglicht werden. Je nach zugrundeliegender Erkrankung gehört hierzu auch, die Ernährung anzupassen, etwa über pürierte Kost oder die Ernährung über eine Sonde.

Logopädie wird von verschiedenen Berufsgruppen ausgeübt, zum Beispiel von Logopäden, akademischen Sprachtherapeuten, Patholinguisten, Atem-, Sprech- und Stimmlehrern. Als Oberbegriff wird in diesem Text „Logopädin/Logopäde“ verwendet, der immer alle Berufsangehörigen einschließt.

Wann kann eine logopädische Behandlung helfen?

Störungen der Sprache, des Sprechens, der Stimme und des Schluckens können bei Kindern, bei Jugendlichen und auch bei Erwachsenen auftreten. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von angeborenen Erkrankungen, wie etwa Lippen-Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen, über Sprachentwicklungsstörungen, Hörstörungen oder Stottern bis hin zu Krankheiten wie beispielsweise Parkinson oder Demenz sowie Folgen von Unfällen oder Schlaganfällen. Ob bereits angeboren oder erst später erworben – eine logopädische Behandlung kann in vielen Fällen helfen.

Logopädie wird angewandt bei Sprachstörungen, Sprechstörungen, Stimmstörungen und Schluckstörungen.

Sprachstörungen

Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen fangen häufig deutlich später an zu sprechen als andere Kinder und erweitern ihren Wortschatz nur sehr langsam. Einige haben Schwierigkeiten, Wörter korrekt auszusprechen oder Sätze zu bilden. 

Manchmal treten die sprachlichen Entwicklungsprobleme auf, ohne dass eine Ursache zu erkennen ist, manchmal auch aufgrund einer weiteren Erkrankung. Solche Erkrankungen können etwa Hörstörungen, eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte oder auch genetische Erkrankungen sein. Auch Hirnschädigungen, etwa durch einen Unfall oder Sauerstoffmangel, können die Sprachentwicklung von Kindern beeinträchtigen.

Sprachstörungen bei Kindern können das Lernen, die seelische Gesundheit und das soziale Miteinander beeinträchtigen. Eine rechtzeitige logopädische Behandlung ist daher für Kinder mit Sprachstörungen sehr wichtig, damit sie sich langfristig so gut wie möglich entwickeln und am Leben teilhaben können.

Wichtig zu wissen: Die Sprachentwicklung kann bei Kindern sehr unterschiedlich verlaufen. Spricht ein Kind an seinem zweiten Geburtstag weniger als 50 Worte oder keine Zweiwortsätze wie „Da Auto“ oder „Papa Hause“, ist dies als Risiko für die weitere Sprachentwicklung einzustufen. Die Sprachentwicklung wird unter anderem bei bestimmten U-Untersuchungen geprüft.

Bei Erwachsenen sind Sprachstörungen in der Regel durch Erkrankungen des Gehirns verursacht. Sprachstörungen können zum Beispiel nach einem Schlaganfall, nach einer schweren Kopfverletzung oder bei Demenz auftreten. Man kann dann mitunter Worte nicht mehr richtig verstehen oder selbst ausreichend bilden. Dadurch kann es mitunter zu einem völligen Verlust der sprachlichen Fähigkeiten beim Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben kommen, manchmal sind auch nur einzelne dieser Fähigkeiten betroffen. Man spricht dann von einer „Aphasie“.

Sprechstörungen

Bei Sprechstörungen sind die Bewegungsabläufe, die man zum Sprechen braucht, gestört. Dann spricht man zum Beispiel undeutlich, verlangsamt oder kann nicht flüssig reden.

Zu den bekanntesten Sprechstörungen zählen das „Lispeln“ und das „Stottern“. Bei Kindern sind Sprechstörungen oft Teil des Sprachlernprozesses und haben keine erkennbare Ursache. Doch auch bestimmte Veränderungen wie eine Fehlstellung der Zähne oder des Kiefers, Muskelschwächen im Mundbereich sowie Fehlbildungen des Gaumens können zu Sprechstörungen führen.

Wichtig zu wissen: Es gibt viele verschiedene Arten, ein „S“ falsch zu bilden, also zu lispeln. Nicht jedes Lispeln muss behandelt werden. Vertauschen oder ersetzen Kinder jedoch Laute oder sprechen Wörter immer wieder „anders falsch“, liegt eine Aussprachestörung vor. Diese muss frühzeitig logopädisch behandelt werden.
Stottern lässt sich bereits früh von normalen Sprechunflüssigkeiten unterscheiden und durch eine logopädische Therapie günstig beeinflussen.

Erworbene Sprechstörungen entstehen meist durch Schädigungen des Gehirns, beispielsweise durch einen Unfall oder Schlaganfall. Dann ist die Planung oder Ausführung von Sprechbewegungen beeinträchtigt: Es kommt zu einer verwaschenen und verlangsamten Aussprache. Zusätzlich können Probleme mit der Atmung und der Lautstärke bestehen sowie mit der Ausdauer beim Sprechen. Ist die Muskulatur des Gaumens gelähmt, kann ein Näseln auftreten (veränderter Stimmklang). 

Stimmstörungen

Bei einer Stimmstörung verändert sich die Stimme anhaltend. Stimmstörungen äußern sich zum Beispiel durch einen veränderten Klang der Stimme, durch Heiserkeit oder durch eine verminderte Belastbarkeit und schnellere Ermüdung beim Sprechen.

Für Stimmstörungen gibt es ganz unterschiedliche Ursachen. In vielen Fällen treten Stimmstörungen auf, wenn die Stimme sehr stark beansprucht wird, zum Beispiel bei Lehrerinnen und Lehrern. Durch eine solche Beanspruchung können zum Beispiel Stimmlippenknötchen entstehen. Auch Erkrankungen des Kehlkopfes oder des Gaumens sowie hormonelle Störungen können Stimmstörungen verursachen. Psychische Einflüsse können sich ebenfalls auf die Stimme auswirken.

Schluckstörungen

Bei einer Schluckstörung kann man Nahrung oder Flüssigkeit nicht richtig vom Mund in den Magen befördern. Es können zum Beispiel ein Kloß- oder Druckgefühl beim Schlucken, häufiges Verschlucken oder Hochwürgen der Nahrung auftreten.

Auch Schluckstörungen können viele verschiedene Ursachen haben. Sie können zum Beispiel nach einem Schlaganfall, nach Operationen im Hals-Bereich oder bei Erkrankungen des Nervensystems wie Multipler Sklerose oder der Parkinson-Erkrankung auftreten. Manchmal sind sie auch angeboren.

Schluckstörungen können die Lebensqualität stark beeinträchtigen und zu einer unzureichenden Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitsmangel führen. Wenn man sich häufig verschluckt, kann das außerdem Lungenentzündungen begünstigen.

Welche Behandlungsmethoden gibt es in der Logopädie?

Es gibt viele verschiedene Methoden, die bei einer logopädischen Behandlung angewendet werden können. Welche Methoden im Einzelfall in Frage kommen, ist sehr unterschiedlich und hängt unter anderem von den Beschwerden, von Begleiterkrankungen, vom Alter und auch von den eigenen Behandlungszielen ab. Auch Angehörige und das Umfeld werden bei Bedarf in die Therapie mit einbezogen.

Mit einer Sprachtherapie soll die Kommunikationsfähigkeit verbessert, erhalten oder wiederhergestellt werden.
Dazu können Übungen zum Sprachverständnis, zum Aufbau des Wortschatzes, zum Training des Wortabrufs, zur Grammatik und zum Sprachgebrauch gemacht werden. Zusätzlich können auch alternative Wege erlernt und trainiert werden, über die man im Alltag kommunizieren kann. Es gibt zum Beispiel Gebärden, Symbole oder technische Hilfsmittel wie Sprachtafeln oder Sprachcomputer.

In einer Sprechtherapie arbeitet man zum Beispiel daran, lauter und deutlicher zu sprechen. Man kann auch die Bewegung der Muskeln trainieren, die man zum Sprechen braucht: Zunge, Lippen, Wangen, Gaumensegel und das Zwerchfell. Mitunter macht man auch Übungen, um die Atmung, die Körperhaltung oder das Sprechtempo zu beeinflussen.

Bei einer Stimmtherapie macht man zum Beispiel spezielle Stimmübungen, trainiert die Atmung und die richtige Aussprache. Auch eine Verbesserung der Körperhaltung und Körperspannung kann zur Stimmtherapie gehören.
Wenn der Kehlkopf entfernt werden musste, kann an einer Ersatzstimme mit der Speiseröhre gearbeitet werden. Wer eine Stimmprothese hat oder eine elektronische Sprechhilfe als Stimmersatz nutzen möchte, kann in der Behandlung den richtigen Umgang mit dieser üben.

Durch eine Schlucktherapie soll eine sichere Nahrungsaufnahme ermöglicht werden. Probleme wie zum Beispiel eine Lungenentzündung durch Verschlucken sollen damit vermieden werden. Dazu trainiert man zum Beispiel das Zusammenspiel von Atmung, Körperhaltung und der Muskulatur, die man zum Schlucken braucht. Nicht immer lässt sich eine Schluckstörung vollständig beheben. Dann muss manchmal die Nahrungsaufnahme angepasst werden. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man bestimmte Nahrungsmittel vermeiden oder auf bestimmte Weise zubereiten soll. Mitunter ist auch die Ernährung über eine Sonde notwendig. Auch hierzu können Logopädinnen und Logopäden beraten.

Wie bekomme ich Logopädie?

Wenn man eine logopädische Behandlung braucht, kann ein Arzt oder Zahnarzt ein Rezept dafür ausstellen. Dann trägt in der Regel die zuständige Kasse die Kosten für die Therapie.

Logopädie kann auch Teil einer Rehabilitation sein, etwa wenn man logopädische Maßnahmen braucht, um wieder am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Sie kann dann sowohl in einer Reha-Klinik als auch in einer Praxis stattfinden.

Kinder können manchmal auch im Rahmen einer sogenannten Frühförderung logopädisch behandelt werden. Eine Frühförderung kommt etwa bei Kindern mit Entwicklungsstörungen in Frage. Um eine Frühförderung einzuleiten, ist in der Regel die kinderärztliche Praxis die erste Anlaufstelle.

Wie läuft eine logopädische Behandlung ab?

Am Anfang einer logopädischen Behandlung steht in der Regel ein Kennenlerngespräch mit der Therapeutin oder dem Therapeuten. Dann werden die Ziele der Behandlung festgelegt und die Behandlung selbst geplant. Bei der Planung werden die Diagnose und Symptome der Patienten ebenso einbezogen wie ihre Fähigkeiten und Wünsche. Auch die Angehörigen von Kindern und Jugendlichen oder kommunikativ stark beeinträchtigten erwachsenen Patienten können in den Behandlungsprozess einbezogen werden.

Dann kann die eigentliche Behandlung starten. Ein Behandlungstermin dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten. Eine logopädische Behandlung besteht normalerweise aus mehreren Behandlungsterminen über einen gewissen Zeitraum. In manchen Fällen kann auch die Behandlung in einer Gruppe sinnvoll sein.

Der Erfolg der Therapie wird im Verlauf immer wieder überprüft, sodass der Behandlungsplan gegebenenfalls angepasst werden kann. Damit die logopädische Behandlung erfolgreich ist, ist es wichtig, auch zwischen den Terminen selbstständig zu Hause zu üben.

Damit die logopädische Behandlung erfolgreich ist, ist es wichtig, auch zwischen den Terminen selbstständig zu Hause zu üben.

Die logopädische Behandlung bei Kindern wird an deren Alter angepasst und oft spielerisch gestaltet. Bei Kindern ist die Unterstützung der Therapie durch die Eltern besonders wichtig für eine erfolgreiche Behandlung

Wer trägt die Kosten für eine logopädische Behandlung?

Die Verordnung der Therapie ist Voraussetzung dafür, dass die Kosten von der Krankenkasse getragen werden. Welche Kosten genau übernommen werden, legt die Heilmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) fest. 

Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssen allerdings Zuzahlungen leisten. Für eine logopädische Behandlung müssen 10 Prozent der Kosten zugezahlt werden. Dazu kommen 10 Euro je Verordnung. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind von Zuzahlungen befreit.

Für privat Versicherte gelten andere Regelungen. Ob und in welcher Höhe die Kosten für eine logopädische Behandlung von der privaten Krankenversicherung übernommen werden, hängt von dem abgeschlossenen Versicherungstarif ab.

Wenn die Logopädie Teil einer Rehabilitation ist, übernimmt nicht unbedingt die Krankenkasse die Kosten. Je nach Ziel oder Grund der Reha können auch die Rentenversicherung oder die Unfallversicherung zuständig sein. Mehr Informationen zur Beantragung einer Reha finden Sie in unserem Artikel „Medizinische Rehabilitation“.

Weitere Informationen zu den genauen Bedingungen der Logopädie-Verordnung finden Sie in unserem Artikel „Heilmittel“.

Wie finde ich eine Logopädin oder einen Logopäden?

Logopädische Behandlungen werden zum Beispiel angeboten in:

  • Logopädischen Praxen
  • Krankenhäusern und Reha-Kliniken
  • Frühförderzentren
  • Sozialpädiatrischen Zentren
  • Sonderpädagogischen Einrichtungen wie Sprachheilkindergärten
  • Förderschulen

Wenn es medizinisch notwendig ist, kann eine logopädische Behandlung in Ausnahmefällen auch als Hausbesuch verordnet werden. Kinder mit einem sogenannten Integrationsstatus können bei Bedarf auch in der Einrichtung, die sie besuchen, logopädisch behandelt werden.

Die Heilmittelerbringerliste des GKV-Spitzenverbandes bietet eine Übersicht logopädischer Praxen an.

Mit dem Therapeut:innenverzeichnis des Deutschen Bundesverbandes für akademische Sprachtherapie und Logopädie e.V. und der Logopädensuche des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V. kann man ebenfalls nach logopädischen Praxen suchen. Dort lässt sich auch nach bestimmten Behandlungsschwerpunkten oder Sprachen filtern.

Geprüft durch den Spitzenverband der Heilmittelverbände e. V.

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