Chronischer Juckreiz (Pruritus)

Dauerhafter Juckreiz kann unerträglich sein. Heftiges Kratzen schafft aber nur kurzfristig Linderung und führt wiederum zu juckenden Hautveränderungen. Je nach Ursache des Juckreizes kann die Behandlung langwierig sein.

Auf einen Blick

  • Wer Juckreiz verspürt, muss meist automatisch kratzen.
  • Wiederholtes heftiges Kratzen bei dauerhaftem Juckreiz schädigt die Haut. Diese Hautschäden lösen ebenfalls Jucken aus: Es entsteht ein Teufelskreis.
  • Nicht nur trockene Haut und Hauterkrankungen können Juckreiz hervorrufen. Beispielsweise können dafür auch Erkrankungen der Nerven, Leber oder Nieren verantwortlich sein.
  • Oftmals lässt sich jedoch kein eindeutiger Auslöser finden.
  • Mit der richtigen Hautpflege tritt oft bereits Linderung ein. Trotzdem ist die Behandlung manchmal langwierig und es dauert, bis man die richtige Therapiekombination gefunden hat.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Frau kratzt sich am Arm.

Was ist chronischer Juckreiz?

Juckreiz, medizinisch Pruritus genannt, löst das Bedürfnis aus, sich zu kratzen. Oft steckt eine Reizung oder Erkrankung der Haut dahinter. Es gibt allerdings zahlreiche andere Krankheiten, die mit Juckreiz einhergehen können.

Hält der Juckreiz länger als 6 Wochen an, spricht man von chronischem Pruritus. Er kann sowohl an einzelnen Stellen auftreten als auch am ganzen Körper. Das kann sehr belastend sein und die Lebensqualität stark beeinflussen.

Findet man die auslösende Grunderkrankung, verschwindet der Juckreiz durch eine entsprechende Behandlung oft wieder. Manchmal bleibt er trotzdem weiter bestehen. Er wird dann zu einer eigenständigen Erkrankung.

Auch wenn verschiedene Grunderkrankungen das Jucken auslösen können, wird der Juckreiz an sich ähnlich behandelt.

Medikamente werden sowohl lokal an den juckenden Hautstellen als auch in Form von Tabletten angewendet. Außerdem können Phototherapie und psychotherapeutische Verfahren helfen.

Es dauert oft mehrere Wochen, bis Ärztinnen und Ärzte eine erfolgreiche Kombination aus verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gefunden haben.

Welche Symptome treten bei chronischem Juckreiz auf?

Wenn es juckt, hat man das Gefühl, sich kratzen zu müssen. Durch das Kratzen verschwindet der Juckreiz für kurze Zeit und bringt Erleichterung. Deshalb gibt das Gehirn beim nächsten Jucken automatisch das Signal, wieder zu kratzen. Starkes Kratzen führt aber zu Kratzspuren und Hautreizungen, die wiederum Juckreiz auslösen.

Je nachdem, wie lange und wie intensiv man kratzt, können Hautveränderungen auftreten wie:

  • Rötungen, Aufschürfungen und Blutungen
  • Geschwüre, Krusten, Verdickungen, Knoten und Narben
  • helle oder dunkle Verfärbungen und Flecken

Lag ursprünglich eine Hauterkrankung vor, die den Juckreiz ausgelöst hat, ist diese aufgrund der Kratzspuren oft gar nicht mehr zu erkennen. Siedeln sich auf den krankhaft veränderten Hautstellen Bakterien an, entzündet sich die Haut.

Menschen mit chronischem Juckreiz können sich in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt fühlen. Neben Schlafstörungen können Stimmungstiefs, Ängste und Depressionen auftreten. Viele fühlen sich wegen ihrer sichtbaren Hautveränderungen oder ihrem Kratzverhalten in Gesellschaft anderer unwohl oder ausgegrenzt.

Wie entsteht chronischer Juckreiz?

Früher dachte man, Juckreiz sei eine milde Form von Schmerz. Inzwischen weiß man, dass es eigene Nervenfasern gibt, die dafür da sind, Juckreiz zu empfinden und dieses Reizsignal ans Gehirn weiterzuleiten.

Dabei können sowohl Haut- als auch Nerven- und Blutzellen Botenstoffe ausschütten, die einen Juckreiz auslösen. Werden die „Juckreiz-Nerven“ durch eine Erkrankung besonders empfindlich, reicht bereits ein geringer Juckreiz aus, um ein starkes Signal an das Gehirn zu senden.

Starkes Kratzen verursacht Schmerz, sodass man den Juckreiz für eine Weile nicht mehr wahrnimmt. Dieses Gefühl wird vom Gehirn als angenehme Empfindung wahrgenommen. Deshalb sendet es beim nächsten Jucken wieder den Impuls zum Kratzen. So entsteht der Kreislauf eines ständigen, automatisierten Kratzens.

Es gibt zahlreiche Ursachen und Erkrankungen, die einen chronischen Juckreiz hervorrufen können:

Manchmal kommen mehrere Ursachen zusammen vor. Nicht selten bleibt die Ursache für den Juckreiz aber trotz eingehender Untersuchungen unbekannt.

Wie häufig ist chronischer Juckreiz?

Circa 14 Prozent der Menschen in Deutschland haben chronischen Juckreiz.

Circa 14 Prozent der Menschen in Deutschland haben chronischen Juckreiz.

In der Hautarztpraxis klagen ungefähr ein Drittel der Patientinnen und Patienten über Juckreiz. Bei älteren Menschen steigt die Häufigkeit deutlich an. Bis zu zwei Drittel von ihnen haben einen chronischen Juckreiz. Frauen scheinen häufiger zu erkranken.

Wie wird chronischer Juckreiz diagnostiziert?

Zunächst stellen Ärztinnen und Ärzte genaue Fragen zum Auftreten des Juckreizes. Dazu werden häufig vorgefertigte Fragebogen verwendet.

Folgende Angaben sind wichtig:

  • Wann ist der Juckreiz zum ersten Mal aufgetreten?
  • Wie lange, wie stark und wo juckt es?
  • Wie sah die Haut vor dem Kratzen aus?
  • Sind Allergien bekannt?
  • Welche Medikamente werden eingenommen?
  • Gibt es weitere Symptome? Liegt eine Grunderkrankung vor?
  • Haben andere nahe Kontaktpersonen auch Juckreiz?
  • Gibt es äußere Umstände oder bestimmte Zeiten, die den Juckreiz auslösen?
  • Hat sich die Ernährung geändert?
  • Gibt es neue Möbel oder ein Haustier in der Wohnung?
  • Gibt es Verwandte, die eine ähnliche Erkrankung haben?
  • Wie wirkt sich der Juckreiz auf die Lebensqualität und die Stimmung aus?
  • Sind Ängste oder Schlafstörungen entstanden?

Wichtig zu wissen: Um die Symptome genau zu erfassen, kann es nützlich sein, ein Juckreiz-Tagebuch zu führen.

Außerdem untersuchen Ärztinnen und Ärzte den gesamten Körper. Ergeben sich dabei Hinweise auf eine bestimmte Grunderkrankung, leiten sie zusätzliche Untersuchungen ein wie Bluttests, Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT).

Manchmal werden auch Abstriche oder Gewebeproben von den veränderten Hautstellen genommen.

Wie behandelt man chronischen Juckreiz?

Da es oft schwer ist, die Ursache für den Juckreiz zu finden, ist die Therapie meist langwierig. Dazu kommt, dass der Juckreiz durch die Behandlungsmaßnahmen selten sofort aufhört, sondern nur langsam abklingt. Man muss die Therapie also lang genug anwenden, um einen Erfolg zu sehen.

Neben der Behandlung einer möglichen Grunderkrankung lässt sich der Juckreiz auf verschiedene Weise lindern.

Therapiemöglichkeiten bei chronischem Juckreiz sind Pflegemaßnahmen, lokale Behandlung, Medikamente, Psychotherapie.

Allgemeine Maßnahmen

  • Haut pflegen: wenig und nicht zu heiß duschen oder baden, milde Seifen und feuchtigkeitsspendende Pflegemittel verwenden, Haut sanft abtrocknen, Haut regelmäßig mit rückfettenden Cremes oder Lotionen einreiben
  • auf ausreichend Feuchtigkeit in der Raumluft und eine kühle Umgebung achten: Dabei spielt sowohl die Lufttemperatur als auch die Kleidung eine Rolle.
  • direkten Kontakt mit Dingen vermeiden, die die Haut reizen können: zum Beispiel Kleidung aus Wolle oder Putzmittel
  • Verbände anlegen, die feucht halten: Sie schützen die betroffenen Hautstellen vor neuen Verletzungen durch Kratzen.
  • Stress abbauen: Entspannungstechniken können helfen, dass weniger Juckreiz entsteht und er milder ausgeprägt ist. Auch Yoga oder alternative Therapieformen wie Akkupunktur können nützlich sein.

Therapien zur lokalen Anwendung

  • Arzneimittel, die den Juckreiz direkt unterdrücken: Dazu zählen kühlende Lotionen mit Harnstoff (Urea), Menthol, Kampfer, Betäubungsmittel, Entzündungshemmer und Capsaicin. Capsaicin ist eine schmerzstillende und durchblutungsfördernde Substanz, die aus Chilischoten gewonnen wird.
  • Bei bestimmten Hautkrankheiten und verschiedenen inneren Erkrankungen kann eine Phototherapie hilfreich gegen den Juckreiz sein. Dabei wird die Haut mit UV-Licht bestrahlt.

Medikamente zum Einnehmen

  • Antihistaminika: Das sind Wirkstoffe, die vor allem den allergischen Juckreiz lindern.
  • Medikamente gegen Depressionen oder Krampfanfälle
  • Wirkstoffe, die die Weiterleitung von Schmerzsignalen oder die Immunabwehr beeinflussen

Es gibt kein Medikament, das den Juckreiz bei allen Menschen zuverlässig beseitigt. Aber es gibt viele Medikamente, die helfen können. Deshalb muss man individuell überlegen und probieren, was am besten wirkt.

Psychotherapie

Eine Psychotherapie bei chronischem Juckreiz hat vor allem zum Ziel, das Kratzverhalten zu verändern. Schulungsprogramme und Techniken zur Stressbewältigung helfen, mit dem Juckreiz besser umzugehen.

Geprüft durch die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG).

Stand:
Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?