Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis)
Wenn die Herzinnenhaut entzündet ist, spricht man von einer Endokarditis. Sie kann durch Krankheitserreger verursacht werden oder seltener eine Folge von Vorerkrankungen sein. Wird die Entzündung frühzeitig behandelt, lassen sich schwere Verläufe und Komplikationen häufig verhindern.
Auf einen Blick
- Bei einer Endokarditis ist die Herzinnenhaut entzündet.
- Eine Endokarditis wird in den meisten Fällen durch Krankheitserreger verursacht.
- In sehr seltenen Fällen tritt eine Endokarditis im Rahmen einer Autoimmunerkrankung oder bei Krebs auf.
- Die Symptome sind meist nicht eindeutig. Wenn die Endokarditis durch Bakterien verursacht wird, kommt es aber meistens zu Fieber.
- Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden.
- Je nach Ursache und Schwere der Erkrankung können zur Behandlung Antibiotika und eine Operation am Herzen eingesetzt werden.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine Endokarditis?
Als Endokarditis bezeichnet man eine Entzündung der Herzinnenhaut. Das ist eine dünne Haut, die das Herz von innen auskleidet. Diese Haut nennt man auch Endokard. Auch die Herzklappen bestehen aus Endokard. Deshalb sind bei einer Endokarditis in aller Regel auch die Herzklappen entzündet.
In den meisten Fällen wird eine Endokarditis durch Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze ausgelöst. In seltenen Fällen gibt es andere Ursachen für eine Endokarditis, beispielsweise schwere Erkrankungen wie Krebs oder Autoimmunerkrankungen.
Durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lassen sich schwere Verläufe und Komplikationen häufig verhindern.
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Was sind die Anzeichen für eine Endokarditis?
Bei einer akuten, durch Krankheitserreger ausgelösten Endokarditis kommt es häufig zu hohem Fieber und oft auch zu Schüttelfrost. Die Entzündung kann aber auch schleichend beginnen und über einen längeren Zeitraum leichtes Fieber hervorrufen.
Außerdem kann es zu Beschwerden kommen wie:
- Schwäche
- Kopfschmerzen
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Übelkeit und Erbrechen
Zudem können Symptome auftreten, die auf Probleme mit dem Herzen hindeuten. Dazu gehören:
- Brustschmerzen
- Kurzatmigkeit
- ungewöhnliche Herzgeräusche beim Abhören
- ein beschleunigter Herzschlag
- Wassereinlagerungen
Im Rahmen einer Endokarditis kann es auch zu einem Schlaganfall kommen und es können neurologische Beschwerden auftreten, wie etwa:
- Empfindungsstörungen
- Sehstörungen
- halbseitige Lähmung
- Sprachstörungen
- starke Kopfschmerzen
Schreitet die Erkrankung fort, können unter anderem folgende typische Anzeichen auf der Haut entstehen:
- Osler-Knötchen: schmerzhafte, ungefähr linsengroße, bläulich-rötliche Knötchen an Fingern und/oder Zehen
- Janeway-Läsionen: schmerzfreie, sehr kleine, rötliche Hauterscheinungen an Händen und Füßen
- Petechien: stecknadelkopfgroße rote Punkte, die meist gehäuft an einer Stelle des Körpers auftreten
Wichtig zu wissen: Bei einer Endokarditis, die nicht direkt durch Krankheitserreger ausgelöst wurde, können verschiedene Beschwerden auftreten. Es kann unter anderem dazu kommen, dass Auflagerungen an den Herzklappen in den Blutkreislauf verschleppt werden und Blutgefäße verstopfen. Dann können beispielsweise Symptome eines Schlaganfalls auftreten.
Was sind die Ursachen einer Endokarditis?
Fast immer sind Bakterien der Auslöser für eine Endokarditis, hauptsächlich Staphylokokken, Streptokokken und Enterokokken. Der häufigste Erreger ist das Bakterium Staphylococcus aureus.
Sehr selten verursachen Pilze wie Candida und Aspergillus eine Entzündung der Herzinnenhaut.
Sehr selten kann eine Endokarditis auch entstehen, wenn sich Blutplättchen (Thrombozyten), Bluteiweiße oder Zellen des Abwehrsystems an der Herzinnenhaut und den Herzklappen ablagern. Dazu kann es infolge anderer schwerer Erkrankungen wie Krebs oder Autoimmunerkrankungen kommen. Auch eine gestörte Blutgerinnung kann solche Ablagerungen an den Herzklappen begünstigen, insbesondere bei vorbestehenden Erkrankungen der Herzklappen.
Welche Faktoren begünstigen eine Endokarditis?
Es gibt mehrere Faktoren und Vorerkrankungen, die das Risiko für eine Endokarditis erhöhen können. Risikofaktoren für eine durch Krankheitserreger ausgelöste Endokarditis sind unter anderem:
- angeborene oder erworbene Herzerkrankungen, beispielsweise eine hypertrophe Kardiomyopathie
- eine künstliche Herzklappe, ein Herzschrittmacher oder anderes künstliches Material am Herzen
- eine langfristige Dialysebehandlung
- Diabetes mellitus
- ein geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel durch Medikamente oder HIV/AIDS
- das Spritzen von Drogen mit unsauberen Kanülen
- schlechte Mund- und Zahnhygiene
Anfälliger für eine nicht unmittelbar durch Krankheitserreger ausgelöste Endokarditis sind vor allem Menschen, bei denen die Blutgerinnung gestört ist. Das kann auch im Rahmen anderer Erkrankungen vorkommen, zum Beispiel bei:
- Krebs- und Autoimmunerkrankungen
- erblichen Störungen der Blutgerinnung
- Blutvergiftungen
- starken Verbrennungen
Wie oft kommt eine Endokarditis vor?
Eine Endokarditis ist selten: In den Industrieländern erkranken pro Jahr circa 3 bis 10 von 100.000 Menschen an der durch Krankheitserreger ausgelösten Form. Männer erkranken doppelt so häufig wie Frauen.
Wie entwickelt sich eine Endokarditis?
Bei einer akuten Endokarditis verschlechtert sich das Befinden schnell. Die milder beginnende (subakute) Form verläuft eher schleichend und wird daher oft lange nicht erkannt.
Wird eine Endokarditis nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, kann es zu schweren Komplikationen und Spätfolgen bis hin zum Tod kommen. Knapp 25 von 100 Erwachsenen, die wegen einer infektiösen Endokarditis im Krankenhaus behandelt werden, sterben entweder bereits während der Behandlung in der Klinik oder an den Spätfolgen.
Bei Kindern mit einer durch Krankheitserreger ausgelösten Endokarditis ist die Sterblichkeit geringer. Von 100 Kindern, die mit einer solchen Endokarditis im Krankenhaus behandelt werden, sterben zwischen 5 und 10.
Mögliche Komplikationen und Spätfolgen sind unter anderem:
- Herzversagen
- schwere Fehlfunktion der Herzklappen
- Blutvergiftung mit Multiorganversagen
- schwere Herzrhythmusstörungen, zum Beispiel ein AV-Block
- Gefäßverschlüsse wie ein Schlaganfall oder eine
Wie wird eine Endokarditis diagnostiziert?
Die Diagnose einer Endokarditis ist nicht immer einfach, da es vielfältige Symptome gibt, von denen einige auch bei anderen Erkrankungen auftreten können.
In einem Gespräch erfragt die Ärztin oder der Arzt zunächst die Krankengeschichte (Anamnese) und ermittelt mögliche Risikofaktoren für eine Endokarditis. Dazu gehören beispielsweise eine künstliche Herzklappe oder eine angeborene Erkrankung des Herzens.
Noch nicht lange zurückliegende Operationen oder Zahnbehandlungen, bei denen Krankheitserreger in den Körper gelangt sein könnten, können ebenfalls einen wichtigen Hinweis liefern.
Bei einer körperlichen Untersuchung können möglicherweise weitere Anzeichen einer Endokarditis gefunden werden. Dazu gehören ungewöhnliche Geräusche beim Abhören des Herzens oder Veränderungen an Haut und Nägeln.
Bei Verdacht auf eine Endokarditis werden in der Regel eine Echokardiographie und Blutuntersuchungen durchgeführt.
Die Echokardiographie – auch „Herzecho“ genannt – ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Damit kann die Ärztin oder der Arzt die Struktur und die Bewegung des Organs überprüfen.
Das Blut wird auf mögliche Krankheitserreger untersucht. Im Labor werden Blutkulturen angelegt, in denen vorhandene Bakterien und Pilze wachsen können.
Um weitere Hinweise auf eine Entzündung zu erhalten, lassen sich außerdem Entzündungswerte im Blut messen oder die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) bestimmen.
Zudem geben unter anderem bestimmte Antikörper und Gerinnungsfaktoren im Blut Aufschluss über die Ursache einer Endokarditis.
Wenn die Ärztin oder der Arzt nach diesen Untersuchungen noch keine sichere Diagnose stellen kann, kommen zusätzliche bildgebende Verfahren wie Röntgen, eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz.
Wie behandeln Ärztinnen und Ärzte eine Endokarditis?
Eine durch Bakterien verursachte Endokarditis wird mit Antibiotika behandelt.
Sind Pilze die Ursache, kommen spezifische Medikamente gegen Pilze, sogenannte Antimykotika zum Einsatz. Antibiotika oder Antimykotika werden in der Regel über mehrere Wochen angewendet und direkt über eine Vene in den Blutkreislauf gegeben.
In vielen Fällen ist eine Therapie mit Medikamenten alleine nicht ausreichend, zum Beispiel, wenn die Herzklappen durch die Entzündung bereits stark geschädigt und nicht mehr voll funktionstüchtig sind.
Um ein Herzversagen zu verhindern und andere Komplikationen zu vermeiden, kann dann häufig eine Operation notwendig werden. Dabei entfernt die Chirurgin oder der Chirurg das infizierte Gewebe. Meistens muss die befallene Herzklappe durch eine künstliche Herzklappe ersetzt werden.
Bei Menschen, bei denen eine andere Erkrankung zu der Endokarditis geführt hat, wird in erster Linie die Grunderkrankung behandelt. Außerdem kann die Therapie darauf abzielen, der Bildung von Blutgerinnseln vorzubeugen. Hierfür bedarf es meist einer längerfristigen Gabe von Gerinnungshemmern wie Heparin. Unter bestimmten Umständen – zum Beispiel bei akutem Herzversagen – kann auch eine Operation nötig sein.
Wie sieht die Nachsorge bei einer Endokarditis aus?
Nach dem Abschluss der Behandlung untersucht die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt das Herz mittels Ultraschall (Echokardiographie). So können der Zustand und die Funktionsfähigkeit des Herzens überprüft werden.
Zudem werden erneut bestimmte Blutwerte und die Anzahl der weißen Blutkörperchen im Labor ermittelt. Damit lässt sich prüfen, ob die Entzündung zurückgegangen ist. Es ist wichtig, diese Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrzunehmen.
Menschen mit einer überstandenen Endokarditis oder hohem Risiko für eine Endokarditis, zum Beispiel nach vorhergehenden Eingriffen an den Herzklappen, wird empfohlen, auf eine gute Haut- und Zahnhygiene zu achten. Sie sollten außerdem regelmäßige Zahnvorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. Vor bestimmten operativen Eingriffen und Zahnbehandlungen ist es in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt unter Umständen ratsam, vorsorglich ein Antibiotikum einzunehmen, um einer Endokarditis vorzubeugen. Bei Anzeichen einer Infektion sollten Menschen mit einem erhöhten Risiko für eine Endokarditis immer einen Arzt aufsuchen, etwa bei Fieber oder Abgeschlagenheit.
Wichtig zu wissen: In der Regel sollten Antibiotika nicht vorbeugend eingenommen werden, da eine unnötige Einnahme das Entstehen von Antibiotikaresistenzen fördern kann.
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Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK).
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