Hüftgelenksnahe Fraktur

Wenn ältere Menschen stürzen, ziehen sie sich häufig einen Knochenbruch im Bereich der Hüfte zu, zum Beispiel einen Oberschenkelhalsbruch. Solche Brüche bezeichnet man als hüftgelenksnahe Fraktur. In der Regel müssen sie operiert werden. Manchmal wird dann ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt.  

Auf einen Blick

  • Mit zunehmendem Alter schwindet die Knochenmasse. Deshalb brechen sich ältere Menschen häufig die Knochen, wenn sie hinfallen. 
  • Oft stürzen sie aus dem Stand direkt seitlich auf die Hüfte und ziehen sich so eine hüftgelenksnahe Fraktur wie einen Oberschenkelhalsbruch zu.  
  • Eine Operation innerhalb der ersten 24 Stunden ist in der Regel die beste Therapieoption. Eine Behandlung allein mit Schmerzmitteln genügt nicht. 
  • Trotz korrekter Behandlung benötigen viele Menschen danach Unterstützung beim Gehen. Zudem ist das Sterberisiko in den ersten Monaten erhöht.  
  • Die beste Maßnahme zur Vorbeugung ist, die Knochen zu stärken und Stürze zu vermeiden. 

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Nahaufnahme von Oberschenkelknochen und Hüftgelenkspfanne

Was ist eine hüftgelenksnahe Fraktur?

Die hüftgelenksnahe Fraktur ist ein Bruch des Oberschenkelknochens (Femur) in der Nähe des Hüftgelenks.

Da es immer mehr ältere Menschen in der Bevölkerung gibt, kommen solche Brüche zunehmend häufiger vor. Ursache ist meist eine Osteoporose (Knochenschwund) – gerade bei Frauen.

Besonders häufig bricht der Knochen am Oberschenkelhals (Schenkelhals). So bezeichnet man den Übergangsbereich zwischen Oberschenkelkopf und Oberschenkelschaft.

Wie sind Hüftgelenk und Oberschenkel verbunden?

Das Hüftgelenk besteht aus einem kugeligen Oberschenkelkopf und der Hüftgelenkspfanne im Beckenknochen. Die glatten Gelenkflächen sind von einer Gelenkkapsel umgeben.

Über einen kurzen schräg gestellten Hals geht der Oberschenkelkopf in den langen Oberschenkelschaft über, der bis zum Kniegelenk reicht.

Unterhalb des Schenkelhalses befindet sich der kleine Rollhügel, seitlich davon der große Rollhügel: Das sind Knochenvorsprünge, an denen unterschiedliche Muskeln ansetzen. Diese Muskeln sind für das Gehen sehr wichtig. Sie verhindern, dass das Becken zur Seite wegkippen kann.

Welche Formen von hüftgelenksnahen Frakturen gibt es? 

Abhängig davon, an welcher Stelle der Knochen bricht, unterscheidet man drei Formen von hüftgelenksnahen Frakturen: 

  • Oberschenkelhalsfraktur mit Verlauf der Bruchlinie innerhalb der Hüftgelenkskapsel 
  • pertrochantäre Femurfraktur mit Verlauf der Bruchlinie zwischen dem großen und dem kleinen Rollhügel 
  • subtrochantäre Femurfraktur mit Verlauf der Bruchlinie unterhalb der beiden Rollhügel 
Es gibt drei wesentliche Typen von hüftgelenksnahen Brüchen: Die Oberschenkelhalsfraktur, die pertrochantäre Fraktur und die subtrochantäre Fraktur.

Welche Symptome treten bei einer hüftgelenksnahen Fraktur auf?

Eine hüftgelenksnahe Fraktur macht typischerweise Schmerzen im Bereich der Hüfte, der Leiste, des Gesäßes oder des Oberschenkels. Manchmal strahlen die Schmerzen in das Knie aus. Vor allem kommt es zu einer Verkürzung des Beines, das typischerweise nach außen gedreht ist.

Die Schmerzen treten unmittelbar nach dem Sturz auf. In der Regel kann das Bein danach nicht mehr belastet werden. Zudem ist die verletzte Person nicht in der Lage, von allein aufzustehen. Ganz selten sind die Knochenenden so fest verkeilt, dass die Schmerzen nur gering sind und das Laufen noch möglich ist.

Befindet sich die Knochenbruchlinie außerhalb der Gelenkkapsel, kann außerdem ein großer Bluterguss sichtbar werden.  

Welche Ursache hat eine hüftgelenksnahe Fraktur?

Die Ursache einer hüftgelenksnahen Fraktur im Alter ist in der Regel ein Sturz, bei dem man direkt seitlich auf die Hüfte fällt.

Manchmal wird der Bruch durch eine Drehbewegung ausgelöst, wenn der Fuß irgendwo hängenbleibt.

Die Ursachen für Stürze bei älteren Menschen können vielfältig sein. Häufig sind Erkrankungen, zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems, Sehschwierigkeiten, Schwindel-Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten der Grund.

Oftmals liegt es daran, dass ältere Menschen insgesamt schwächer werden und sich nicht mehr gut auffangen können, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten.

Haben sie zusätzlich Knochenschwund (Osteoporose), reicht schon ein Sturz aus dem Stand, den Knochen zu brechen, da ihre Knochen nicht mehr so stabil sind.

Wenn sich dagegen jüngere Menschen einen Knochenbruch im Bereich der Hüfte zuziehen, hatten sie in der Regel einen schweren Unfall mit einem Sturz aus großer Höhe oder bei hoher Geschwindigkeit. 

Gibt es Faktoren, die eine hüftgelenksnahe Fraktur begünstigen?

Die wichtigsten Risikofaktoren für eine hüftgelenksnahe Fraktur sind: 

Zu den Faktoren, die das Sturzrisiko erhöhen und Brüche begünstigen, zählen:  

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen 
  • Stoffwechselstörungen wie Diabetes 
  • eine Schilddrüsenüberfunktion
  • eingeschränkte Sehfähigkeit
  • Schwindel-Erkrankungen
  • einige Medikamente, die die Sturzneigung erhöhen oder die Knochen schwächen 

Wenn man bereits einen hüftgelenksnahen Knochenbruch hatte, ist das Risiko höher, sich auch ein zweites Mal einen Knochen zu brechen.  

Wie häufig ist eine hüftgelenksnahe Fraktur?

Eine hüftgelenksnahe Fraktur tritt typischerweise bei älteren Menschen auf.

In Deutschland ziehen sich jedes Jahr 6 bis 9 von 1.000 Menschen über 65 Jahren einen Knochenbruch im Bereich der Hüfte zu.  

Hierzulande ziehen sich pro Jahr 6 bis 9 von 1.000 Menschen über 65 eine hüftgelenksnahe Fraktur zu.

Dabei sind Frauen ungefähr dreimal so häufig betroffen wie Männer. Das liegt daran, dass Frauen nach den Wechseljahren oft an Osteoporose (Knochenschwund) erkranken. Bei ihnen nimmt die Knochendichte hormonbedingt schneller ab als bei Männern, wodurch das Risiko eines Knochenbruchs steigt. 

Wie verläuft eine hüftgelenksnahe Fraktur?

Der Oberschenkelhalsbruch ist eine typische hüftgelenksnahe Fraktur. Durch den Knochenbruch können Blutgefäße verletzt werden, die den Hüftkopf mit Nährstoffen versorgen.

Wird der Hüftkopf nicht mehr ausreichend durchblutet, kann er absterben. Man spricht dann von einer Hüftkopfnekrose. Das Risiko dafür ist erhöht, wenn die Knochenbruchenden verschoben sind.

Welche Komplikationen sind möglich?

Trotz angemessener Therapie können folgende Komplikationen auftreten:

  • bleibende Schmerzen
  • Verschiebung der Knochenbruchenden
  • ausbleibende Knochenbruchheilung
  • eingeschränkte Beweglichkeit
  • Gehschwierigkeiten mit Absinken des Beckens
  • Infektion des Knochens

Besonders ältere Menschen werden oft längere Zeit im Krankenhaus behandelt. Es kann dann zu folgenden Komplikationen kommen:

Wenn die Betroffenen bereits älter sind, liegen oft Grunderkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Demenz vor. Diese Faktoren beeinflussen, wie erfolgreich die Behandlung ist und in welchem Maß Komplikationen auftreten.  

Deswegen ist es dringend erforderlich, innerhalb der ersten 24 Stunden zu operieren, sodass die Patientinnen und Patienten schnellstmöglich wieder aus dem Bett aufstehen können. Dadurch lässt sich das Risiko für die genannten Komplikationen am besten reduzieren.

In den ersten Monaten nach der Operation ist das Risiko zu sterben erhöht. Nur etwa die Hälfte der älteren Menschen kann nach einer hüftgelenksnahen Fraktur ohne Unterstützung gehen. Ein Fünftel von ihnen wird langfristig pflegebedürftig.    

Wie heilt ein Knochenbruch?

Das folgende Video erklärt, wie die Knochenbruchheilung funktioniert.

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Wie kann man einer hüftgelenksnahen Fraktur vorbeugen?

Alle Maßnahmen, die den Knochenaufbau stärken und Stürze vermeiden, helfen, hüftgelenksnahen Frakturen vorzubeugen. Dazu zählen:

  • regelmäßig körperlich aktiv sein und das in möglichst frühem Alter
  • untersuchen lassen, ob eine Osteoporose vorliegt: Wenn ja, sollte diese behandelt werden, zum Beispiel mit Bisphosphonaten. Das sind verschreibungspflichtige Medikamente, die den Knochen stärken.
  • genügend Kalzium und Vitamin D zu sich nehmen
  • Rauchen und Alkohol vermeiden
  • mit Gewichten trainieren
  • Stolperfallen zu Hause beseitigen
  • Grunderkrankungen, die Stürze begünstigen, angemessen behandeln

Wie wird eine hüftgelenksnahe Fraktur diagnostiziert?

In der Regel kann man eine hüftgelenksnahe Fraktur auf einem Röntgenbild gut erkennen. Der Vergleich mit einer Aufnahme vom gesunden Hüftgelenk kann sinnvoll sein.

Nur in Zweifelsfällen kommt eine Computertomographie (CT) zum Einsatz; selten auch eine Magnetresonanztomographie (MRT).

Mit diesen bildgebenden Verfahren kann man feststellen, um welche Art des Knochenbruchs es sich handelt. Eine genaue Einordnung hilft den Ärztinnen und Ärzten zu entscheiden, welche Operation erforderlich ist.

Mit einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung kann man feststellen, ob zusätzliche Verletzungen an anderen Körperstellen vorliegen.

Wenn unklar ist, warum es zum Sturz kam, schließen sich nach der Operation weitere Untersuchungen an, um die Ursache herauszufinden.  

Wie wird eine hüftgelenksnahe Fraktur behandelt?

Die meisten hüftgelenksnahen Frakturen werden möglichst rasch operiert. Das Ziel ist, den Knochen sofort wieder belastbar zu machen, damit man sich wieder bewegen kann. Die Schmerzen müssen am Anfang mit Schmerzmitteln behandelt werden. 

Die meisten hüftgelenksnahen Frakturen werden möglichst rasch operiert.

Welches Operationsverfahren zum Einsatz kommt, hängt von der Art des Knochenbruchs ab. Entweder man stabilisiert den Knochenbruch mit Schrauben – das passiert nur bei jungen Menschen – oder man implantiert einen Nagel oder entfernt den abgebrochenen Hüftkopf und ersetzt ihn durch ein künstliches Hüftgelenk.

Die Entscheidung, welche Behandlung erfolgt, hängt auch vom Alter und der körperlichen Aktivität der Patientin oder des Patienten ab. Haben junge Menschen eine hüftgelenksnahe Fraktur, versucht man immer, das körpereigene Hüftgelenk zu erhalten.

Wann kommt eine Operation nicht infrage?

In seltenen Ausnahmen wird auf eine Operation verzichtet. Das ist der Fall, wenn: 

  • die Knochenbruchenden ineinander verkeilt sind und Laufen mit wenig Schmerzen möglich ist. Allerdings werden hier häufig Schrauben implantiert, um ein späteres Abrutschen zu vermeiden. 
  • Patientinnen und Patienten schon vor dem Knochenbruch bettlägerig oder dement waren und nur wenig Schmerzen haben 
  • die betroffene Person andere Erkrankungen hat, die eine Operation ausschließen

Welche Therapien kommen noch zum Einsatz?

Ein wichtiger Teil der Behandlung ist die Schmerztherapie. Schmerzmedikamente können in Form von Tabletten, Infusionen, Spritzen oder als Nervenblockade angewendet werden.

Da sich durch die Bettruhe schnell ein Blutgerinnsel in den Beinvenen bilden kann, gibt man vorsorglich Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen.

Bei einer Lungenentzündung ist ein spezielles Atemtraining wichtig. 

Wie sieht die Nachsorge bei einer hüftgelenksnahen Fraktur aus?

Direkt nach der Behandlung einer hüftgelenksnahen Fraktur sollte eine Physiotherapie mit einer Mobilisation aus dem Bett heraus – zum Beispiel in Form von Aufsetzen oder Aufstehen – und mit Bewegungsübungen beginnen.

Je nachdem, welches Behandlungsverfahren angewendet wurde, ist es wichtig, in der ersten Zeit bestimmte Bewegungen oder Beinpositionen zu vermeiden. Welche das sind, erklärt einem das medizinische Personal.

Das oberste Ziel ist, so bald wie möglich wieder mobil zu sein und selbstständig laufen zu können. Damit ältere Menschen das Bein wieder voll belasten können, wird der Bruch mit Nägeln fixiert oder eine Prothese verwendet.

In der Regel schließt sich der akuten Behandlung eine Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitation an. Sind ältere Menschen betroffen, sollte diese in einer geriatrischen Klinik erfolgen.

Wenn die Ursache für den Sturz nicht klar war, kann die Zeit in der Klinik genutzt werden, um den genauen Grund herauszufinden und eine entsprechende Behandlung einzuleiten.

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)

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