Entlastung und Unterstützung für ältere pflegende Angehörige
Viele ältere Menschen kümmern sich um die Pflege ihrer Angehörigen – teilweise bis ins hohe Alter. Sie kümmern sich häufig allein um die Pflege, auch wenn sie selbst gesundheitlich belastet sind. Pflegeberatung und Leistungen der Kranken- und Pflegekassen bieten Unterstützung und Entlastung.
Auf einen Blick
- Ältere pflegende Angehörige kümmern sich meist um ihre Ehe- oder Lebenspartner.
- Viele fühlen sich durch die Pflege gesundheitlich belastet. Die Pflege von Familienangehörigen mit Demenz wird als besonders fordernd wahrgenommen.
- Gesundheitsförderung sowie Entlastungs- und Unterstützungsangebote sind für ältere Pflegepersonen besonders wichtig.
- Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung kommen sowohl der pflegebedürftigen Person als auch der Pflegeperson zugute.
- Die Krankenversicherung kommt für Gesundheitsangebote für Pflegepersonen auf.
- Entlastungs- und Betreuungsangebote für pflegebedürftige Personen ermöglichen ihren Angehörigen, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern.
Vor welchen Herausforderungen stehen ältere Pflegepersonen?
Die Pflege von Angehörigen kennt keine Altersgrenze: Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, sind oft selbst schon im Rentenalter und kümmern sich teils noch bis ins hohe Alter. Viele Pflegende sind 80 Jahre und älter.
Ältere pflegende Angehörige kümmern sich in der Regel um ihre Ehe- oder Lebenspartner. Im Vergleich zu noch berufstätigen Pflegenden investieren sie mehr Zeit und übernehmen häufiger Pflegeaufgaben im engeren Sinne, beispielsweise bei der Körperpflege.
Ältere Angehörige kommen durch die Pflege oft an ihre körperlichen Belastungsgrenzen. Pflegepersonen, die bereits in Rente sind, verfügen zwar über mehr Zeit als berufstätige Pflegepersonen. Sie stehen aber vor anderen Herausforderungen:
- Viele geben an, dass die Versorgung ihrer Partnerin oder ihres Partners zu herausfordernd ist. Pflegeaufgaben werden dabei als besonders belastend empfunden.
- Viele fühlen sich in der Pflegerolle gefangen. Der Kontakt zu Freundinnen und Freunden ist stark eingeschränkt.
- Eine Demenzerkrankung ist für den pflegenden Partner besonders kräfteraubend. Der Verlust der Beziehung und die ständige Bereitschaft sind für sie sehr belastend.
- Viele schätzen ihre eigene Gesundheit als nicht gut ein.
Anhaltende Belastungen können zu Erkrankungen wie Depression, Rückenproblemen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei der Pflegeperson führen. Hinzu kommen die altersbedingt abnehmende Gesundheit, Kraft und Energie. Daher benötigen ältere Pflegepersonen Gesundheitsförderung, Entlastung und Unterstützung in höherem Maße.
Warum ist Entlastung für ältere Pflegepersonen wichtig?
Viele ältere Pflegepersonen kümmern sich allein um ihre pflegebedürftigen Partner oder tragen zumindest die Hauptlast. Die Gründe dafür sind vielfältig: Einige verzichten auf Hilfe, weil die pflegebedürftige Person nicht von Fremden gepflegt werden möchte. Oder die Pflegepersonen sehen die Pflege als selbstverständliche Aufgabe und es kommt ihnen nicht in den Sinn, um Hilfe zu bitten. Zudem fällt es vielen älteren Menschen schwer, Verantwortung abzugeben und sie möchten anderen nicht zur Last fallen. Einige suchen aus Scham über Erkrankungen keine Hilfe.
Freiräume, Abwechslung und Zeit zum Durchatmen sind jedoch wichtig für die psychische und körperliche Gesundheit. Diese ist wiederum wichtig, um mit belastenden Situationen umgehen zu können.
Die Pflegeversicherung bietet verschiedene Möglichkeiten, damit sich Angehörige regelmäßig oder bei Bedarf Zeit für sich nehmen können, in denen die pflegebedürftigen Partner versorgt sind. Es ist zudem möglich, dass Pflegefachkräfte oder auch vertraute Personen die Pflegeperson vertreten.
Professionelle Pflegehilfe
Es kann die Pflegeperson und die Beziehung entlasten, wenn bestimmte Tätigkeiten von Pflegediensten übernommen werden. Beispielsweise schwere körperliche Tätigkeiten wie die Hilfe beim Transfer vom Bett zur Dusche oder Badewanne, intime Tätigkeiten wie die Unterstützung bei der Körperpflege oder sonstige Pflegeaufgaben, die mit Konflikten belastet sind.
Hierfür kann man Pflegesachleistungen einsetzen. Es ist auch möglich, diese Leistungen mit dem Pflegegeld zu kombinieren.
Zeitweilige Betreuung
Bei der teilstationären Pflege verbringen Menschen mit Pflegebedarf einen Teil des Tages in einer Pflegeeinrichtung und werden dort von Pflegefachkräften betreut. Die übrige Zeit und die Nacht verbringen sie zu Hause.
Über Verhinderungspflege und den Entlastungsbetrag kann ebenfalls eine zeitweilige Betreuung am Tag finanziert werden.
Der Kontakt zu anderen Menschen kann zudem für die psychische Gesundheit der pflegebedürftigen Menschen hilfreich sein. Möglich ist dies durch die gemeinsame Betreuung in Tagespflegeeinrichtungen, Treffen mit Menschen in ähnlichen Situationen in einer Selbsthilfegruppe oder Besuche von Ehrenamtlichen.
Warum ist es sinnvoll, sich zu Pflege beraten zu lassen?
Die Pflege von Menschen mit Pflegegrad kann sehr anspruchsvoll sein, vor allem in höheren Pflegegraden oder bei Erkrankungen, die mit starken Beeinträchtigungen verbunden sind. Die Pflegeversicherung bietet kostenlose Beratung und Schulungen, damit pflegende Angehörige für diese Aufgabe gerüstet sind.
Viele Menschen verzichten auf Beratung. Sie sehen es beispielsweise als Verlust ihrer Selbstständigkeit oder als Schwäche. Eine gut organisierte Pflege, in der die Bedürfnisse der pflegebedürftigen und der pflegenden Person Berücksichtigung finden, kann aber helfen, die Pflegesituation stabil zu halten und unter Umständen einen Umzug in ein Pflegeheim zu verzögern oder zu vermeiden.
Manchmal tritt eine Pflegebedürftigkeit plötzlich ein, beispielsweise nach einem Schlaganfall. Häufiger ist es ein langsamer Prozess, in dem Angehörige immer mehr Unterstützung im Alltag und auch Pflegeaufgaben übernehmen. Eine frühzeitige Beratung kann deshalb sinnvoll sein. Pflegeberaterinnen und -berater informieren auch zu Angeboten speziell für ältere pflegende Angehörige.
Welche Beratungsangebote gibt es?
Es existieren viele verschiedene Beratungsangebote, beispielsweise zur Organisation der Pflege zu Hause und Pflegeleistungen sowie zu speziellen Themen, wie Pflege von Menschen mit Demenz oder Schlaganfall, zu Hilfsmitteln oder wie der Wohnraum barrierefrei gestaltet werden kann. In der Regel unterstützen Beratungsstellen auch bei Anträgen. Viele Beratungsangebote können zu Hause, online oder telefonisch wahrgenommen werden.
Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie in der Datenbank des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP).
Welche Pflegekurse gibt es?
Die Pflegekassen, aber auch einige Sozialverbände, Selbsthilfevereine und Volkshochschulen bieten ein breites Angebot an Pflegekursen, zum Beispiel mit Techniken und Tipps, um Pflegende zu entlasten und eine angemessene Pflege sicherzustellen sowie zu einzelnen Erkrankungen und damit einhergehenden Anforderungen an die Pflege. Auch Möglichkeiten zum Austausch über Probleme bei der Pflege mit Menschen in ähnlichen Situationen werden angeboten. Viele Pflegekurse können bei Bedarf zu Hause oder online stattfinden.
Warum ist Gesundheitsförderung für ältere Pflegepersonen wichtig?
Ältere Pflegepersonen haben häufig selbst gesundheitliche Beeinträchtigungen. Für sie ist es besonders wichtig, auch auf die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu achten, damit sie über die Pflege nicht zusätzlich erkranken. Die Kranken- und Pflegeversicherung sieht hier verschiedene Leistungen vor.
Psychische Gesundheit
Bei mentalen Problemen der Pflegeperson wie ständiger Müdigkeit, Anzeichen einer Depression sowie bei Beziehungsproblemen oder Schlafstörungen kann eine Behandlung sinnvoll sein. Hausärztinnen und Hausärzte sind dafür erste Ansprechpartner und helfen bei der Entscheidung, ob eine Therapie sinnvoll ist.
Der Kontakt zu Freundinnen und Freunden oder anderen Pflegepersonen kann bereits entlasten und hilfreich für die psychische Gesundheit sein. Es gibt zudem Selbsthilfegruppen, in denen man sich mit anderen pflegenden Angehörigen über Erfahrungen und hilfreiche Tipps austauschen kann.
Eine Therapie kann auch für pflegebedürftige Personen sinnvoll sein, wenn sie Anzeichen einer Depression zeigen oder mit ihrer gesundheitlichen Situation hadern. Dies kann wiederum die Pflegesituation zu Hause erleichtern. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte können dazu beraten.
Körperliche Gesundheit
Die Pflege eines Erwachsenen kann körperlich sehr belastend sein, etwa wenn die Pflegeperson beim Aufsetzen und Umlagern helfen muss. Auch psychische Probleme können sich auf den Körper auswirken und beispielsweise Rückenprobleme verursachen. Das Immunsystem kann geschwächt werden, sodass man anfälliger für Infekte wird.
Bei gesundheitlichen Beschwerden ist es wichtig, frühzeitig zum Arzt zu gehen. Die Kosten für Behandlung, Arzneimittel und Heilmittel wie Physiotherapie werden von den Krankenkassen übernommen.
Für Heilmittel muss eine ärztliche Verordnung vorliegen. Versicherte haben Anspruch darauf, wenn sie medizinisch notwendig sind.
Bei Problemen mit Heilmittel-Verordnungen können Sie sich zum Beispiel an die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) wenden.
Interessant zu wissen: Bewegung ist wichtig für die körperliche und psychische Gesundheit. Dies können alltägliche Aktivitäten sein, beispielsweise Spaziergänge statt einer Autofahrt und Treppensteigen statt einer Fahrt im Aufzug. Außerdem gibt es Sportangebote speziell für ältere Menschen, etwa bei Sportvereinen oder über die Krankenkassen.
Bewegung ist für pflegebedürftige Personen ebenfalls wichtig. Sport und Aktivitäten können unter Umständen zusammen unternommen werden. Ausreichend Bewegung kann beispielsweise bei Unruhe und nächtlichem Wandern bei Menschen mit Demenz hilfreich sein.
Ein Sportprogramm für ältere Menschen bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Tipps, wie die Gesundheit von Pflegenden und pflegebedürftigen Personen geschützt werden kann, gibt das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP).
Wenn gesundheitliche Probleme die Pflegeperson stark belasten, kann eine intensive Behandlung sinnvoll sein. Eine Kur soll gesundheitlichen Problemen vorbeugen. Eine Reha soll gesundheitliche Probleme verbessern oder Kenntnisse vermitteln, damit besser umzugehen. Kuren und Rehas können ambulant und stationär stattfinden.
Pflegende Angehörige können frei wählen, ob sie ein ambulantes oder ein stationäres Angebot nutzen. Bei einer stationären Reha haben sie Anspruch darauf, dass die von ihnen gepflegte Person dort versorgt wird, sofern sie in derselben Einrichtung untergebracht ist.
Mehr zum Thema Reha finden Sie im Artikel „Medizinische Reha“.
Informationen zu Reha für pflegende Angehörige bietet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG).
Wer übernimmt die Pflege, wenn ich abwesend bin?
Pflegepersonen fehlt häufig die Zeit für Sport und Gesundheit. Über Pflegeleistungen kann stundenweise Betreuung und Entlastung finanziert werden:
- Verhinderungspflege: Die Betreuung können Pflegedienste übernehmen oder Personen aus dem Freundes- oder Nachbarschaftskreis.
- Betreuung sowie Entlastung im Haushalt können über den Entlastungsbetrag finanziert werden.
An vielen Orten gibt es Angebote wie ehrenamtliche Besuchs- oder Begleitdienste. Diese können auch Menschen ohne Pflegegrad nutzen, wenn sie eine stundenweise Betreuung benötigen.
Mehr Informationen zu ehrenamtlicher Hilfe bietet das Serviceportal „Zuhause im Alter“ des Bundesfamilienministeriums.
Bei einem stationären Kur- oder Reha-Aufenthalt der Pflegeperson kann Kurzzeitpflege beantragt werden, um die Pflege weiterhin sicherzustellen. Unter Umständen kann die Kurzzeitpflege in derselben Einrichtung stattfinden.
Bei Verhinderungspflege wird die pflegebedürftige Person während der Abwesenheit der Pflegeperson zu Hause gepflegt.
Wie können Hilfsmittel bei der Pflege zu Hause unterstützen?
Es ist wichtig, die pflegebedürftige Person so viel wie möglich selbst machen zu lassen. So werden wichtige körperliche Fähigkeiten trainiert und bleiben erhalten. Dies kann auch die Pflegeperson entlasten.
Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Hilfsmitteln, die pflegebedürftige Menschen bei Tätigkeiten unterstützen, die sie nicht mehr oder nicht ganz können, beispielsweise:
- einfache Hilfen wie Greifzangen, um Bücken zu vermeiden oder Haken, die bei Knöpfen an Kleidungsstücken helfen
- Griffe und Toilettenaufsätze, um selbstständige Körperpflege und Toilettengänge zu ermöglichen
- digitale Hilfsmittel wie Medikamentenspender mit Erinnerungsfunktionen
- technische Hilfsmittel, zum Beispiel ein Pflegebett und Transferhilfen zum Umlagern und Aufsetzen
Mehr zum Thema Hilfsmittel erfahren Sie im Artikel „Barrierefrei Wohnen“ und „Hilfsmittel“.
Ergänzende Informationen zur Antragsstellung von Hilfsmitteln und Pflegehilfsmitteln erhalten Sie bei den Verbraucherzentralen.
Was ist die Flexirente?
Pflegende Personen können mit der Pflegetätigkeit ihre Rente aufbessern – auch wenn sie bereits Altersrente beziehen. Die Pflegekasse der pflegebedürftigen Person zahlt dafür Beiträge an die Rentenversicherung.
Voraussetzung ist, dass
- die pflegende Person pro Woche mindestens 10 Stunden an 2 oder mehr Tagen für die Pflege und Betreuung aufwendet,
- die pflegebedürftige Person mindestens den Pflegegrad 2 hat und
- die Pflege nicht erwerbsmäßig im häuslichen Umfeld erfolgt.
Der Medizinische Dienst prüft bei der Pflegebegutachtung, ob die Voraussetzungen erfüllt sind, und dokumentiert dies im Pflegegutachten. Die oder der pflegende Angehörige wird dann als Pflegeperson bei der Pflegekasse registriert.
Wer eine vorgezogene Altersrente bezieht und als Pflegeperson registriert ist, erhält in der Regel automatisch höhere Rentenbeiträge ausgezahlt. Dennoch kann es hilfreich sein, bei der Pflegekasse der pflegebedürftigen Person nachzufragen.
Wer eine Regelaltersrente bezieht, muss erst bei der Rentenversicherung einen Antrag auf Teilrente stellen und zeitweise auf einen Teil der Rente verzichten. Anschließend muss die Pflegekasse der pflegebedürftigen Person über den Teilrentenbezug informiert werden. Zum 1. Juli des Folgejahres erhöht sich dann die Rente.
Mehr Informationen zur Flexirente bieten die Verbraucherzentralen.
- BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. Entlastung für die Seele. Ein Ratgeber für pflegende Angehörige. 10. aktualisierte Auflage 2022.
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM). Pflegende Angehörige von Erwachsenen. S3-Leitlinie. AWMF-Register-Nr. 053-006 DEGAM-Leitlinie Nr. 6. 2018.
- Sonja Nowossadeck, Heribert Engstler & Daniela Klaus (2016). Pflege und Unterstützung durch Angehörige. Report Altersdaten 01/2016. Deutsches Zentrum für Altersfragen: Berlin.
- Verbraucherzentrale. Flexirente: So bessern pflegende Rentner ihre Rente auf. Aufgerufen am 15.05.2023.
- Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Prävention von Gesundheitsproblemen mit einem Fokus auf häuslicher Pflege – 2018. Stand: Januar 2018.
- Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Prävention in der Pflege. Aufgerufen am 21.03.2023.
Geprüft durch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. (VZ RLP)
Stand: